Bremer Torschützen:Werders Zukunft trifft

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Melvyn Lorenzen jubelt über sein Tor zum 2:1. (Foto: dpa)

Bremens Trainer Viktor Skripnik setzt beim 3:3 gegen Hannover erneut auf junge Spieler - und die belohnen ihn mit Toren. Vor allem für den 19-jährigen Melvyn Lorenzen ist es eine Genugtuung nach langer Leidenszeit.

Aus dem Stadion von Stefan Rommel, Bremen

Schon die Nominierung des Bremer Kaders sorgte für Verwunderung: Bremens Trainer Viktor Skripnik verbannte die Offensivkräfte Nils Petersen und Eljero Elia auf die Tribüne. Kolportierte neun Millionen Euro hatte der SV Werder für die beiden Angreifer einst bezahlt.

Im Gegenzug beförderte Skripnik unter anderem Melvyn Lorenzen und Davie Selke in seinen 18-Spieler-Kader. Lorenzen, 20, hatte Bremen vor anderthalb Jahren kostenlos von Holstein Kiel verpflichtet; Selke, 19, kam einige Monate zuvor für 50 000 Euro aus Hoffenheim. Am Samstag dann fand sich Lorenzen trotz zuvor erst drei gespielter Bundesligaminuten plötzlich in der Startelf gegen Hannover wieder.

"Belohnung für die schweren Monate"

"Melvyn und Davie, das ist unsere Zukunft", sagte Skripnik nach einer aufregenden Partie, in der diese Bremer Zukunft mit zwei Toren auf sich aufmerksam machte. "Melvyn hat klasse trainiert, seine Aufstellung war nicht nur eine Belohnung für die schweren Monate, die er durchmachen musste", führte Skripnik aus.

Eine Knieverletzung hatte Lorenzen ein Jahr lang aus allen Planungen genommen. In der Regionalliga Nord waren ihm in der laufenden Saison erst zwei Kurzeinsätze gewährt worden, ein Tor war Lorenzen dabei nicht gelungen. Trotzdem kam es zum Debüt bei den Profis. Skripniks Begründung: "Er hatte Tagesform, er war da und hat seinen Willen gezeigt."

Der Trainer ordnet die Stornierung des Urlaubsflugs an

Unter der Woche war Lorenzen zum Trainer gegangen und hatte offenbart, dass er für den 14. Dezember bereits Flüge für einen vorgezogenen Urlaub gebucht habe. Der erstaunte Skripnik erklärte ihm postwendend, wie nah er tatsächlich dran sei an der ersten Mannschaft und ordnete die sofortige Stornierung des Ausflugs an.

Die Dramaturgie der zweiten Halbzeit trieb die ohnehin schon merkwürdige Geschichte dann vollends auf die Spitze. Selke stand schon an der Bank bereit zur Einwechslung, Lorenzen sollte dafür den Platz verlassen. Mit seinem letzten Ballkontakt schloss er einen Konter ab: ein Dribbling, ein satter Schuss, sein erstes Tor. Anschließend vergoss er Glückstränen und beendete sein Tagewerk.

Vor wenigen Wochen erst ist Davie Selke mit den U19-Junioren Europameister geworden. Er war der Mittelstürmer. Am Samstag löste er in der 57. Minute Lorenzen ab. Eine halbe Stunde später stand auch der Name Selke auf der Anzeigetafel - ihm gelang spät das für Bremen schmeichelhafte 3:3. Auch dieses Tor floss ein ins finale Lob des Trainers für das Duo Lorenzen/Selke: "Beide haben sich in einer kritischen Situation stark verhalten."

© SZ vom 14.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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