Breitenreiter bei Schalke 04:Arbeiter statt Weltmann

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Guter Start bei Schalke: André Breitenreiter. (Foto: AP)

Kann André Breitenreiter die in Schalke nötige Nähe zu Spielern und Fans wiederherstellen? Bei seinem Amtsantritt präsentiert er sich als ehrgeiziger Trainer. Die Probleme seines Vorgängers dürfte er deshalb nie haben.

Kommentar von Philipp Selldorf

Der zweite Vorname des FC Schalke 04 lautet bekanntlich Chaosverein. Auch die Suche nach dem neuen Cheftrainer brachte Momente hervor, die dem althergebrachten Ruf Ehre machten. Es tauchten Indiskretionen auf, die dazu beitrugen, dass der Wunschkandidat des Managers, Markus Weinzierl vom FC Augsburg, absagte. Später entstanden bittere Verwerfungen mit dem mutmaßlichen Amtsanwärter Marc Wilmots, dessen Devotionalien im Schalker Museum verwahrt werden und der im Rang der Klublegende steht; und plötzlich gab es den Entscheid, dem weitgehend unerfahrenen Trainer einer namenlosen Absteigerelf den Schalker Kader anzuvertrauen, der immer noch einer der teuersten der Liga ist.

Schalke war jüngst also wieder mal eine beliebte Adresse für landesweite Polemiken und Beleidigungen. Zwar hatte der Klub so viel Herabwürdigung kaum verdient, weil die von Manager Horst Heldt gesteuerte Trainersuche in Wahrheit keineswegs so wirr und wendungsreich war, wie sie sich anhand der äußeren Merkmale darstellte. Andererseits kann man aber auch von einer Form höherer Gerechtigkeit sprechen: Weil es ja nun mal die Schalker waren, die den Hamburger SV am letzten Ligaspieltag lebend davonkommen ließen, so dass der Saurier ein weiteres Mal seiner verdienten Buße entgehen konnte.

Unglaublich, aber wahr: Hätte Schalke in Hamburg den Dino-Mythos gelöscht, wäre Roberto Di Matteo wohl immer noch der Trainer, trotz missratener Saison. So gesehen, werden also viele Fans feststellen, dass dieses schändliche 0:2 für ihren Klub eine heilsame Niederlage war, zumal sich Nachfolger André Breitenreiter in gutem Licht präsentierte, als er am Montag vorgestellt wurde.

Di Matteo kam im Oktober als Weltmann mit Champions-League-Stern am Revers und verschaffte sich durch seine feinsinnige Distanz Respekt. Breitenreiter stellte sich als der vor, der er ist: als ehrgeiziger, selbstbewusster Trainer, der seine Berufung als Riesenchance ansieht, weshalb es ihm wurscht ist, ob er in den Medien als zweiter oder vierzehnter Wunschtrainer gehandelt wird. Di Matteo blieb unverstanden und scheiterte daran, dieses Problem wird Breitenreiter nicht haben. Die in Schalke nötige Nähe zu Spielern und Fans herzustellen, das könnte eine seiner Stärken sein.

Wie interessant der neue Job wird, das hat Breitenreiter am ersten Tag erlebt. Eben erst hatte Horst Heldt verkündet, dass er ab sofort genauso intensiv tiefstapeln werde wie der von ihm geschätzte Kollege Max Eberl in Mönchengladbach, und dass er ab sofort weder Pokale noch Europacupplätze zum Saisonziel erheben werde, damit der Chaosverein endlich ein wenig zur Ruhe kommen kann. Doch schon die nächste Frage an den Trainer machte diese schöne Illusion zunichte - Breitenreiter sollte berichten, ob er sich im Vertrag eine Meisterprämie gesichert habe.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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