Borussia Dortmund:Gesucht: gesunde Fußballer

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Marcel Schmelzer liegt nach dem Foul vom Freiburger Yoric Ravet verletzt am Boden. Der Dortmunder muss in den nächsten sechs Wochen pausieren. (Foto: AFP)
  • Dem BVB stehen beim ersten Champions-League-Spiel der Saison bei Tottenham nur 20 gesunde Spieler zur Verfügung.
  • Die Sommer-Zugänge Jeremy Toljan und Andrej Jarmolenko könnten ihr Startelf-Debüt geben.

Von Ulrich Hartmann, London/Dortmund

Peter Bosz neigt nicht zum Experimentieren. In drei Bundesligaspielen als Trainer von Borussia Dortmund hat der Niederländer bislang nur einen einzigen Wechsel in der Startelf vorgenommen: für den Linksverteidiger Dan-Axel Zagadou kam jüngst in Freiburg Marcel Schmelzer ins Team. Schmelzer musste nach einer halben Stunde aber schon wieder ausgewechselt werden, weil ihm bei einer Attacke des Freiburgers Yoric Ravet das Außenband im Sprunggelenk riss und ihn sechs Wochen ins Krankenlager verbannte. Also kam Zagadou zurück ins Team. Zum dritten Mal im dritten Spiel blieb Dortmund ohne Gegentor.

Vier Stunden lang hat die Viererkette des BVB mit Lukasz Piszczek, Sokratis, Marc Bartra und Zagadou ihre Arbeit bislang bestens erledigt. Nicht Mario Gomez und Landry Dimata für Wolfsburg, nicht Mathew Leckie und Vedad Ibisevic für Berlin und auch nicht Tim Kleindienst und Florian Niederlechner für Freiburg haben ein Tor erzielen können. An diesem Mittwoch werden es Moussa Sissoko, Heung-Min Son und Harry Kane von Tottenham Hotspur probieren (Dele Alli ist gesperrt). Das werde eine "riesige Herausforderung", sagte Sportdirektor Michael Zorc, "ich sehe uns aber mit Tottenham auf Augenhöhe." Warum also sollte Bosz zum Auftakt der Champions League (20.45 Uhr, ZDF) seine solide Mannschaft umbauen?

Ömer Toprak könnte erstmals von Beginn an auflaufen

Die Antwort ist einfach: Weil er es mindestens auf einer Position tun muss. Den Spanier Marc Bartra, zuverlässiger Innenverteidiger an der Seite des Griechen Sokratis, schmerzen die Adduktoren. Deshalb hat er den Flug nach London nicht mit angetreten. Weil auch Neven Subotic wegen einer Erkältung zunächst daheim geblieben ist, dürfte innen der bislang zweimal nur eingewechselte Zugang Ömer Toprak auflaufen, der im Sommer aus Leverkusen gekommen ist.

Da Dortmund sich beim jüngsten Nullnull in Freiburg im Kreativspiel mühte, wird spekuliert, dass auch die Zugänge Andrej Jarmolenko aus Kiew und Jeremy Toljan aus Hoffenheim Kandidaten für die Startelf seien. Toljan könnte links außen in der Abwehrkette Zagadou ersetzen, obwohl er in Hoffenheim zuletzt eher rechts gespielt hat und auf dieser Position auch mit der deutschen U 21-Nationalelf Europameister in Krakau geworden ist. Jarmolenko könnte auf dem linken Flügel Maximilian Philipp ersetzen, obwohl er in Kiew eher rechts gespielt hat. Auf der rechten Seite sind Piszczek und Christian Pulisic wohl gesetzt. Sollte Bosz also zum Experimentieren neigen, dann könnte er sich für Toljan und Jarmolenko entscheiden.

Die wahre Qual der Wahl hat der Trainer momentan aber noch nicht in seinem Kader, den der BVB bis Ende August vergeblich zu verkleinern versuchte. Subotic, Erik Durm und Joo-Ho Park hätte Zorc wohl gerne noch abgegeben. Weil in Subotic, Bartra, Schmelzer, Durm, Raphael Guerreiro, Marco Reus, Sebastian Rode und André Schürrle acht Spieler verletzt oder angeschlagen sind und der junge Jadon Sancho, Zugang von Manchester City, nicht für die Champions League gemeldet wurde, ist der BVB am Dienstag bloß mit 20 Spielern nach London geflogen. Sind einmal alle wieder fit, muss Bosz seine elf Start- und sieben Ersatzspieler aus einem 30er-Kader selektieren. "Leicht", sagt er, "wird das nicht."

Deshalb braucht auch niemand zu spekulieren, im Profikader warte man bereits ungeduldig auf Youssoufa Moukoko, den laut Geburtsurkunde zwölf Jahre alten Jugendlichen, der beim BVB schon in der U 17 spielt und am Montag bei einem 3:1-Sieg gegen Österreich erstmals in das deutsche U 16-Nationalteam eingewechselt wurde. Um den Mittelstürmer mit kamerunischen Eltern ist in der Branche eine Debatte entbrannt, weil physisch eher an einen 16-Jährigen erinnert. Mit 13 Toren aus fünf Spielen führt er die Torjägerliste der B-Junioren-Bundesliga mit weitem Vorsprung an. Funktionäre vom DFB sind offenbar an einem medizinischen Gutachten interessiert.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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