Bayern-Sieg im DFB-Pokal:"Gott sei Dank ging der Ball nicht rein"

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Bayern-Coach Pep Guardiola (links) und Arjen Robben. (Foto: dpa)

Nur ein knapper Sieg gegen einen Fünftligisten: Bayern-Coach Pep Guardiola nimmt seine Spieler dennoch in Schutz. In der Abwehr erprobt er Radikales.

Von Matthias Schmid, Karlsruhe

Der Respekt der Nöttinger Spieler vor ihren Helden währte bis lange nach dem Schlusspfiff. Im Bauch des Karlsruher Stadions spielten sich nach dem Erstrundenspiel im Pokalwettbewerb rührselige Szenen ab. Die meisten Laufwege der aufgeregten Nöttinger Freizeitkicker endeten vor der Tür, die in das Heiligste des berühmten Gegners führte, in die Kabine des FC Bayern.

Es herrschte ein Gedränge wie vor einem Bierstand. Doch vor der Tür blieben die Spieler ehrfürchtig stehen und warteten, bis sie sich öffnete und ein Bayern-Spieler heraustrat. "Herr Lahm" rief einer und bat den Weltmeister, dass der ihm bitteschön dessen Signatur auf sein T-Shirt kritzeln möge, ein anderer wiederum hatte sich einen kahlköpfigen Niederländer für ein schnelles Selfie auserkoren: "Herr Robben". Auch nach dem überraschend ehrenwerten 1:3 trauten sich die Spieler des baden-württembergischen Oberligisten nicht, ihre Gegenspieler mit dem Vornamen anzusprechen.

Bayern spart Kräfte für den Ligastart

Deutlich unerschrockener waren sie zuvor im Spiel ihres Lebens aufgetreten, das erste Pflichtspiel der Saison nutzte Bayern-Coach Pep Guardiola seinerseits als weitere Erprobungsrunde, als weiteres Testspiel für die am Freitag beginnende Bundesligasaison gegen den Hamburger SV. "Wir brauchen unsere Energie für den Ligastart", sagte der Katalane hinterher entspannt und gut gelaunt.

In der Tat war das Spieltempo des deutschen Meisters so gemächlich, dass sogar die Traditionsmannschaft der Münchner nur drei Gegentore gegen die Profis hätte hinnehmen müssen. "36 Grad, vier Uhr mittags, das ist nicht einfach", stöhnte Guardiola. Der sonst so strenge Coach ließ diesmal mildernde Umstände gelten. Und auch Kapitän Philipp Lahm fand, dass es "kühler hätte sein müssen".

Tieferschürfende Erkenntnisse ließen sich deshalb gegen einen aufgedrehten Fünftligisten nicht gewinnen. Trotzdem war es spannend zu beobachten, wie Guardiola seine Spieler in der Abwehr formierte. In den drei Partien vor dem ersten Pflichtspiel wechselten sich Viererkette (im Supercup gegen Wolfsburg und im Finale des Auto-Cups gegen Real Madrid) und Dreierkette (beim Auto-Cup gegen AC Mailand) regelmäßig ab. Nominell waren sie jeweils unterschiedlich besetzt. Einzige Konstante: Nationalspieler Jérôme Boateng lief immer auf.

Auch gegen Nöttingen musste er sich an neue Mitspieler gewöhnen. Den Überblick zu behalten, fiel ihm aber nicht schwer, es war meistens nur einer an seiner Seite: David Alaba. "Wir wollten so mehr den Gegner angreifen", sagte Guardiola. Das klappte allerdings nicht immer wie gewünscht. So fiel nach der 1:0-Führug durch den verwandelten Handelfmeter von Arturo Vidal (5.) nur wenige Minuten später der überraschende Ausgleich, als Alaba Nöttingens flinken und beweglichen Stürmer Michael Schürg nicht an der Flanke hinderte und Niklas Hecht-Zirpel direkt abzog, zweimal gleich, da Bayern-Torhüter Sven Ulreich den ersten Schuss noch abwehren konnte und den Nachschuss dann durch die Beine ließ. "Das haben sie gut gemacht", lobte Guardiola den sehenswerten Nöttinger Spielzug: "Auch ein Fünftligist kann Fußball spielen."

Eine offensive Zweierkette wird er im ersten Saisonspiel gegen den HSV aber vermutlich nicht aufbieten. Das dürfte ihm sogar gegen die weiter kriselnden Hamburger einen Tick zu radikal sein. Aber ob er mit drei Spielern oder doch mit vier in einer Reihe verteidigen lässt, ist noch nicht abzusehen. Erste Hinweise, dass er womöglich eine Viererkette präferiert, lieferten allerdings die Spiele gegen Real Madrid (1:0) und der Supercup gegen den VfL Wolfsburg (5:6 nach Elfmeterschießen).

Einzelkritik FC Bayern
:Vidal packt die Grätsche aus

Der Chilene trifft per Elfer und sieht Gelb. Douglas Costa würde auch mit fünf Caipirinhas besser spielen als ein Fünftligakicker. Und Sven Ulreich sieht nicht gut aus. Der FC Bayern beim 3:1 gegen Nöttingen in der Einzelkritik.

Von Matthias Schmid, Karlsruhe

"Gott sei Dank ging der Ball nicht rein"

Gegen den härtesten Konkurrenten der Vorsaison und möglicherweise auch der neuen Spielzeit verteidigte Lahm hinten rechts, das Innenverteidigerduo bildeten Boateng und Medhi Benatia. Ob sich Lahm nun wieder häufiger als Rechtsverteidiger wiederfinden wird, obwohl er doch lieber im Mittelfeld spielt, das behielt der Kapitän für sich. Er sagte lediglich, dass wir dann "besser Fußball spielen müssen".

Lahm und seine Mitspieler wunderten sich selbst am meisten darüber, dass die Nöttinger häufiger aufs Tor schossen als zuletzt der AC Mailand. "Ich dachte, dass ich nicht so gefordert sein würde", bekannte Ulreich nach seinem Debüt für die Münchner. In der Tat verhinderte der ehemalige VfB-Torhüter elf Minuten vor dem Ende den 2:3-Anschlusstreffer, als er sich beherzt in einen Schuss von Schürg warf. "Gott sei Dank ging der Ball nicht rein", sagte Lahm, "man weiß ja nie, was im Fußball sonst noch passiert."

Guardiola wird sich in dieser Woche wieder in sein Kämmerlein zurückziehen und über Aufstellung und Taktik grübeln - für eine Überraschung ist er ja immer gut. Das weiß auch Lahm, der sich zumindest schon mal über das Abendspiel und die damit verbundenen angenehmen Begleiterscheinungen freut. "Es kann dann nicht mehr so heiß werden wie heute", sagte Lahm. Die Nöttinger Spieler werden das Spiel ihrer Helden dann wieder im Fernseher verfolgen.

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