Basketball-Finale der NBA:Drei Große gegen drei andere Große

Indiana Pacers at Miami Heat Basketball NBA

Immer volle Kraft zum Korb: Miamis LeBron James. 

(Foto: dpa)

Im Endspiel der US-Profiliga fordern die Miami Heat die San Antonio Spurs. Nach einer harten Serie gegen Indiana dürsten Miamis Anführer LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh nach dem Finale. Doch auch die Spurs haben mächtig viel Erfahrung dabei.

Von Ulrike von Bülow, New York

Er klang wie ein Rentner, der feststellt, wie viel Zeit er auf einmal hat. "Bringe meinen Weinkeller auf Vordermann!!!", twitterte Tony Parker vor ein paar Tagen, es las sich, als sei er begeistert. Warum auch nicht? Parker konnte entspannt die Flaschen zählen, die in seiner Villa in San Antonio darauf warten, entkorkt zu werden.

Vermutlich sind ein paar feine Tropfen dabei, denn der Franzose ist der Spielgestalter der San Antonio Spurs, die ihm pro Saison 12,5 Millionen Dollar zahlen. Dafür, dass die Spurs in der amerikanischen Basketball-Profiliga NBA möglichst weit kommen. In dieser Spielzeit kamen sie schon sehr früh sehr weit - und seitdem hatten sie frei.

Die Spurs waren bereits am 27. Mai in die Finalserie der NBA eingezogen; als sie die Memphis Grizzlies in der Halbfinalserie der Playoffs, in der nach dem Modus Best of seven gespielt wird, mit 4:0 Siegen erledigten. Danach konnte sich Parker, der im vierten Spiel mit 37 Punkten glänzte, ein Gläschen vom Château Lafite-Rothschild gönnen, denn die Spurs mussten eine Woche warten, ehe feststand, wer ihr Gegner sein würde: In der zweiten Halbfinalserie quälten sich die Miami Heat und die Indiana Pacers bis ins siebte Spiel, das am Montagabend entschieden wurde, mit 99:76 für Heat, den Titelverteidiger. "Wir haben unsere ganze Erfahrung in dieses Spiel gesteckt", sagte LeBron James, mit 32 Punkten ihr bester Mann. Dann trug er den Plan für das Finale vor: "Wir müssen Tony Parker in den Griff kriegen."

Miami gegen San Antonio verspricht, ein interessantes Endspiel zu werden. Die Spurs ließen die jungen Wilden des Westens hinter sich, die in dieser Saison für ihren Spaß-Basketball gefeiert wurden: Die Oklahoma City Thunder, die vor einem Jahr noch im NBA-Finale standen, diesmal aber im Viertelfinale gegen Memphis abblitzen.

Wie zuvor die Los Angeles Clippers, denen der große Magic Johnson bescheinigt hatte, sie seien die Wiedergeburt der Showtime Lakers, seiner LA Lakers, die in den Achtzigern fünf Titel gewannen. Doch die Clippers wurden von den Grizzlies weggebissen, die dann gegen die San Antonio Spurs ausschieden. Oder sollte man sagen: die San Antonio Dinosaurier?

Der Kern der Spurs besteht seit gefühlten Jahrzehnten aus Tim Duncan 37, Manu Ginobili, 35 und Tony Parker, 31. Die gewannen drei NBA-Meisterschaften zusammen (2003, 2005 und 2007), zählen aber nicht unbedingt zu den Superstars der Liga. Es mangelt ihnen an Glamour, wie die Kollegen der Miami Heat ihn ausstrahlen, vor allem LeBron James und Dwyane Wade, die immer so aussehen, als würden sie nach dem Spiel in James' silbergrauen Ferrari F430 Spider steigen und über den Ocean Drive in South Beach rollen. Mit Brillanten im Ohr und Alligator dabei.

Wie in den besten Tagen

James und Wade haben Stylisten, die sie wie Sonny Crockett und Ricardo Tubbs in "Miami Vice" erscheinen lassen. Leider kam Wade auf dem Feld zuletzt aber eher daher wie Bugs Bunny mit einem kaputten Bein. Er humpelte durch die Playoffs; eine Knieverletzung, die ihn schon ein Weilchen plagt und wegen der der Favoritenstatus der Heat in Frage gestellt war.

Denn in Miami hing nun alles von James ab. Vor einem Jahr gewann Miami auch deshalb den Titel, weil es in James, Wade und Chris Bosh das beste Trio aufbot. Doch jetzt ist Bosh angeschlagen, und wirklich gut wirkte zuletzt nur noch einer: James, der in dieser Saison wieder zum wertvollsten Spieler der Liga gekürt wurde.

Erst kürzlich fühlte er sich an seine Zeit bei den Cleveland Cavaliers erinnert, die geprägt war von seinen Versuchen, als Alleinunterhalter den Titel zu gewinnen, ohne namhafte Helfer. Einmal führte er die Cavaliers ins Finale, 2007, als sie gegen die Spurs verloren. Damals versprach ihm Tim Duncan: "Die Liga wird bald deine sein." So kam es: Mit dem Wechsel nach Miami wurde er zum Meister. Anfangs dieser Saison erinnerte die Heat an Bayern München, so sehr dominierte sie die Liga. Im Frühjahr gelang ihr die zweitlängste Siegesserie, die es je in der NBA gab, 27 Spiele, eine Wonne, ihr dabei zuzusehen.

Am Montag nun erinnerte die Heat wieder an ihre besten Tage. Vor dem Spiel habe er Wade und Bosh eingenordet, so James: "Wir drei müssen unser Team nach vorn bringen. Wir können es uns nicht leisten durchzuhängen." Und plötzlich war Bosh aggressiv wie lange nicht, hatte Wade wieder explosive Momente, ihm gelangen 21 Punkte. Und den Indiana Pacers, einer talentierten Truppe, die aber kaum älter ist als ein College-Team, versagten im entscheidenden Moment die Nerven.

In der Finalserie, die am Donnerstag beginnt, ist so etwas nicht zu befürchten. Miami gegen San Antonio heißt Routine gegen Routine, drei Große dieses Sports gegen drei andere Große. Die einen haben durchgeackert, die anderen sind ausgeruht. Doch was war, bemerkte Dwyane Wade, "spielt jetzt keine Rolle mehr". Die Herren wissen, wann es darauf ankommt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: