Basketball:Die Lakers brauchen mehr als Magie

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Der Zauber der Vergangenheit: Magic Johnson 1987 als Spieler. (Foto: imago sportfotodienst)
  • Mit Magic Johnson kehrt nach Jahren es Streits der legendärste LA Laker zu seinem alten NBA-Klub zurück.
  • Als Präsident soll er den kriselnden Verein aus der Tiefe führen.
  • Doch dafür muss er vor allem als Geschäftsmann erfolgreich sein.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Vor dem Staples Center in Los Angeles haben sie vor 13 Jahren eine Statue von Earvin Johnson enthüllt. Es sieht so aus, als würde er einem dunklen Ort entschweben, die Masse an seinem rechten Fuß könnten Gegenspieler oder Dämonen sein. Er dribbelt mit der rechten Hand einen Basketball, mit dem linken Zeigefinger deutet er, nun ja, auf das Parkhaus gegenüber. Wenn man so möchte, dann schickt dieser Johnson aus Bronze die Besucher weg von dieser Arena, weg vom Basketballklub Los Angeles Lakers.

Wer mag es ihm verdenken? Unter dem Hallendach erinnern 16 Banner an jede Meisterschaft, bei der Vorstellung der Akteure vor den Partien erinnert der Stadionsprecher daran, dass die Lakers die meisten Spiele in der Geschichte der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA gewonnen haben. Vor zwei Jahren allerdings hat die Mannschaft die schlechteste Bilanz ihrer Historie hingelegt (21:61) - und diese in der vergangenen Saison noch unterboten (17:65). In dieser Spielzeit sind die Lakers mit derzeit 19 Siegen in 58 Spielen immerhin nur das drittschlechteste Team der Liga. Nun soll der echte Johnson, den sie weltweit alle nur Magic rufen, den Klub wegführen von den bösen Geistern und die Menschen zurückholen in die Arena.

Basketball
:"Magic" Johnson soll LA Lakers wiederbeleben

Der kriselnde NBA-Klub holt eine Legende als Boss zurück. Carlo Ancelotti spendet nach seinem gezeigten Mittelfinger in Berlin. In Australien gibt es eine kuriose Sperre gegen Fußballfans.

Johnson hatte vor 25 Jahren, als er seine HIV-Erkrankung öffentlich gemacht und seine Karriere als Spieler vorübergehend beendet hatte, den Menschen in Los Angeles zugerufen: "Ich habe vor, noch lange zu leben. Wenn Sie in ein paar Jahren mit mir sprechen wollen, dann müssen Sie ins Büro von Jerry Buss kommen. Das wird meines sein, sobald Jerry es verlässt." Es hat dann doch etwas länger gedauert. Jeanie Buss, die Tochter des vor vier Jahren verstorbenen Lakers-Besitzers, hat in dieser Woche ihren Bruder Jim und den langjährigen Manager Mitch Kupchak gefeuert und Johnson zum Alleinentscheider in sportlichen Dingen ernannt.

"Ein Traum wird wahr"

"Ein Traum wird wahr, ich bin schließlich seit 1979 Teil dieser Familie", sagt Johnson, der als Spieler mit Kareem-Abdul Jabbar und James Worthy den Begriff Showtime prägte und fünf Titel gewann. Seit dem Ende seiner Sportkarriere ist er Geschäftsmann und gehört dem Magazin Forbes zufolge zu den zehn bestverdienenden ehemaligen Sportlern der Welt. In Los Angeles ist er bereits an den Dodgers (Baseball), den Sparks (Basketball, Frauen) und am Los Angeles FC (Fußball) beteiligt.

Das Basketball-Wissen von Johnson ist unbestritten, und doch ist fraglich, ob er dem Klub die Magie von früher verleihen kann. Wer heutzutage ein NBA-Team führt, muss sich weniger mit den Fähigkeiten junger Sportler beschäftigen als vielmehr mit den zahlreichen finanziellen Regeln dieser Liga, die komplizierter sind als das deutsche Steuerrecht. Kaum ein Profi verzichtet auf einen Cent, nur weil auf seinem Trikot "Lakers" steht, weil ihn Magic Johnson anlächelt oder weil Hollywood-Schauspieler am Spielfeldrand sitzen.

Die wichtigste Entscheidung von Johnson in den ersten Tagen als Lakers-Präsident war deshalb nicht, den aktuell besten Werfer Lou Williams zu den Houston Rockets zu schicken und dafür Corey Brewer zu bekommen sowie den Zugriff auf einen Spieler in der ersten Draftrunde, der jährlichen Talentauswahl. Es ist auch nicht die Ankündigung, junge Akteure wie D'Angelo Russell, Brandon Ingram und Julius Randle keinesfalls abgeben, sondern möglichst lange an den Klub binden zu wollen. Johnson hat Berichten zufolge Rob Pelinka als Manager eingestellt, den langjährigen Berater von Kobe Bryant. Das klingt zunächst arg romantisch: Die einstigen Legenden Johnson und Bryant führen die Lakers in die Zukunft.

In Wahrheit steckt dahinter eine magische Kombination: Johnson ist die Galionsfigur des Klubs, der Mann mit der Vision und dem zauberhaften Lächeln. Luke Walton ist der Trainer, der als Spieler mit den Lakers zwei Meisterschaften gewonnen und vor einem Jahr die Golden State Warriors als Interimscoach (Cheftrainer Steve Kerr wurde am Rücken operiert) zum besten Saisonstart in der NBA-Geschichte geführt hat. Und Pelinka soll der Stratege sein, der Johnsons Visionen auf ihre Machbarkeit überprüft. "Basketball hat sich unglaublich verändert, seit ich gespielt habe", sagt Johnson: "Es gibt die Gehaltsobergrenze und den aktuellen Tarifvertrag, neue Methoden zur Analyse von Spielern. Ein Manager muss keine Erfahrung als Manager haben, er muss sich mit diesen Dingen auskennen."

"Die Umstrukturierung dürfte wohl drei Jahre dauern"

Pelinka gilt als Meister der Vertragsgestaltung, er hat 2014 für den alternden Bryant einen Maximalkontrakt ausgehandelt, der auch ein Grund war, warum die Lakers zuletzt so erfolglos waren. Und er hat auch dafür gesorgt, dass die Houston Rockets eine ordentliche Ladung Geld ausgekippt haben für Profis, die er beriet - 118 Millionen Dollar über vier Spielzeiten. Diese Fähigkeit soll er nun nicht mehr für Spieler, sondern für einen Klub einsetzen.

"Ich werde unermüdlich daran arbeiten, dass die Lakers wieder Meisterschaften gewinnen", sagt Johnson: "Die Umstrukturierung dürfte wohl drei Jahre dauern." Der Umbau hat bereits begonnen, auf der Star Plaza vor dem Staples Center wird ebenfalls eifrig gebaut. Am 24. März soll die Statue von Shaquille O'Neal enthüllt werden, seine bronzene Figur soll vom Ring eines Basketballkorbs herabhängen. Es würde nicht verwundern, wenn die Künstler ganz nebenbei die Statue von Magic Johnson drehen, damit sie auf den Eingang der Arena und auf die Lakers zeigt.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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