Sport unter Trump:Aufruhr im Macho-Milieu

Sport unter Trump: Mo Farah: Nicht einverstanden mit Trumps Politik

Mo Farah: Nicht einverstanden mit Trumps Politik

(Foto: AFP)

Wenn es darauf ankam, hielten sich Sportler oft raus aus der Politik. Nun rebelliert auch das Macho-Milieu gegen Trumps Einreiseverbote. Das könnte die Stimmung beeinflussen.

Kommentar von Claudio Catuogno

"Am 1. Januar hat mich die Queen zum Ritter geschlagen. Am 27. Januar hat mich Präsident Donald Trump offenbar zum Fremden gemacht" - in diesem Satz hat Mo Farah am Sonntag, in einem emotionalen Facebook-Statement, den Irrsinn der Trump'schen Einreisedekrete gebündelt. Farah, 33, geboren in Somalia, kam mit acht Jahren nach Großbritannien, im Union-Jack-Leibchen gewann er viermal Olympiagold: 2012 und 2016, jeweils über 5000 und 10 000 Meter. Seit sechs Jahren lebt er mit seiner Frau und vier Kindern in Portland, USA. "Jetzt wird mir und vielen anderen gesagt, dass wir nicht mehr willkommen sind", schrieb Farah also, "es ist tief beunruhigend, dass ich meinen Kindern sagen muss, dass Papa nicht nach Hause kommen kann. Ich muss erklären, warum der Präsident eine Politik einführt, die aus Ignoranz und Vorurteilen entstanden ist."

Dann kam allerdings die Entwarnung vom Außenministerium in London: Als britischer Staatsbürger, der gar nicht aus Somalia zurück in die USA fliegen wolle, sondern aus dem Trainingslager in Äthiopien, sei er von Trumps Dekret nicht betroffen. Farah habe das "erleichtert" aufgenommen, teilte seine Sprecherin mit. Nun wird der Erlass des US-Präsidenten nicht dadurch besser, dass er einen prominenten Langstreckenläufer weniger aussperrt; und ebenso wenig nimmt auch Farahs persönliche Erleichterung seinen mahnenden Worten als Sportkosmopolit die Wucht. Gemessen daran, dass seriöse Athleten doch angeblich immer nur den nächsten Wettkampf im Kopf haben sollen, bringt der Polit-Macho Trump gerade sogar das Macho-Milieu Leistungssport ziemlich dezidiert gegen sich auf.

Der Basketball-Trainer Steve Kerr, der die Golden State Warriors 2015 zum NBA-Titel führte, ist eine andere starke Stimme, eine ohne - näher zurückliegenden - Migrationshintergrund. Kerrs Vater wurde einst als Präsident der American University in Beirut ermordet, er spreche daher selbst als Terror-Opfer, sagt Kerr: "Wenn wir versuchen, Terrorismus zu bekämpfen, indem wir gegen die Prinzipien dessen verstoßen, wofür dieses Land steht, ist das der falsche Weg." Man hat schon oft erlebt, wie der Sport Werte wie Fairplay oder Vielfalt zwar gewinnbringend vermarktet, sich aber ins Unpolitische flüchtet, sobald es darum geht, für diese Werte auch einzustehen. In den USA, wo die Breitenwirkung der großen Profiligen enorm ist - gerade jenseits der liberalen Metropolen, bei Trumps Stammklientel -, könnte der Sport diesmal tatsächlich ein relevanter Faktor sein bei der Meinungsbildung. Ein bisschen Ausdauer bräuchte es dafür allerdings auch.

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