Australian Open:Kerber: "Ich hoffe, dass ich hier noch ein paar Matches habe"

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Erstmals im Viertelfinale der Australian Open: Angelique Kerber (Foto: dpa)
  • Angelique Kerber gewinnt das deutsche Duell gegen Annika Beck in zwei Sätzen.
  • Im Viertelfinale der Australian Open trifft sie nun auf Viktoria Asarenka, gegen die sie noch nicht gewonnen hat.
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Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Am Montagmittag ist Torben Beltz losgezogen, er gehe jetzt raus, er habe da eine Idee. Genau so hatte es der große Norddeutsche aus Itzehoe seiner Spielerin Angelique Kerber gesagt, die amüsiert von diesen Worten später berichtete. Aber rasch schaute sie wieder ernster, der Hintergrund war ja ein ernster. Ihr Trainer Beltz wollte sich das Match zwischen der Weißrussin Viktoria Asarenka und der Tschechin Barbora Strycova ansehen - gegen die Gewinnerin würde Kerber als nächstes antreten müssen.

Und Beltz suchte nach Ansätzen, mit denen diese Gegnerin bezwungen werden könnte, im Viertelfinale der Australian Open. Erstmals erreichte die Kielerin mit den polnischen Wurzeln die Runde der letzten Acht beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Sie gewann im Achtelfinale am Montag 6:4, 6:0 gegen die 21-jährige Annika Beck, die danach einräumte: "Angie hat gezeigt, warum sie in den Top Ten ist und da hingehört."

Nur der erste Satz ist wirklich umkämpft gewesen, er dauerte 60 Minuten, es ging viele Male über Einstand, insgesamt gab es sieben Aufschlagverluste. "Ich hatte zu viele Gedanken am Anfang", gestand Kerber, die darin ganz gut ist, sich selbst verrückt zu machen. Dabei hat sie ja viele Qualitäten, die sie eigentlich beruhigen müssten. Aber Kerber ist eben eine, die das Gefühl der Matchkontrolle haben muss, um sich selbstbewusster zu fühlen, und dann wiederum agiert sie entschlossener und sicherer. Diese Eigenschaft steht ihr möglicherweise bislang im Wege, bei den wichtigsten Turnieren einmal zum Coup anzusetzen, doch sie arbeitet viel an sich und an der richtigen Herangehensweise.

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Für die Grand-Slam-Turniere hat sie sich vorgenommen, weiter vorzustoßen als in der Regel, zweimal war sie im Halbfinale, bei den US Open (2011) und in Wimbledon (2012). Bei den vergangenen fünf Groß-Veranstaltungen erreichte sie indes nie das Achtelfinale. Als aktuell Weltranglisten-Sechste darf sie in der Summe mehr von sich erwarten. Diesmal jedenfalls will sie den einen Schritt weitergehen, "ihr hoffe, dass ich hier noch ein paar Matches habe" - sie sprach tatsächlich im Plural. Theoretisch fehlen nur noch drei Siege zum Titel.

Gegen Asarenka, die sich 6:2, 6:4 durchsetzte, wird sie nicht favorisiert sein, sie konnte die zweimalige Siegerin der Australian Open noch nie besiegen in sechs Auseinandersetzungen, wenngleich sich beide regelmäßig kinoreife Schlachten liefern. Ihr Dreisatz-Duell bei den US Open 2015 wurde zum besten Grand-Slam-Match der Frauen im vergangenen Jahr gekürt. Beltzs Idee bezog sich daher darauf, diesmal einen Weg zu finden, mit dem Kerber der bisher beeindruckend aufspielenden Asarenka mehr zusetzen kann. "Ein, zwei Sachen wollen wir ändern", sagte Kerber, ohne Genaues zu verraten.

Ihre Vorteile liegen aber nahe: Als bestplatzierte Linkshänderin in der Weltrangliste sollte sie das Winkelspiel suchen, mit dem Aufschlag vor allem von der linken Seite versuchen, die Gegnerin durch einen Schlag mit Schnitt aus dem Feld zu treiben. Gegen Beck glückte ihr das nicht, dabei verteidigte die Weltranglisten-55. aus Bonn ausdrücklich Kerber, deren Service als Schwäche oft gesehen wird. "Sie hat einen sehr unangenehmen Aufschlag. Es ist schwierig, direkt einen Winner zu schlagen", fand Beck.

Kerber ist nunmehr die einzige verbliebene von zehn gestarteten deutschen Frauen, von denen es immerhin drei ins Achtelfinale geschafft hatten. Bei den Männern war Daniel Brands als "Last Man Standing", wie das deutsche Tennis Magazin griffig dazu schrieb, in der zweiten Runde ausgeschieden. Die seit vier Jahren beständige Top-Ten-Spielerin wird auch beim Fed-Cup-Duell mit der Schweiz am 6./7. Februar als Führungskraft die deutsche Auswahl anführen.

Lisicki wird wohl nicht für den Fed Cup nominiert

Chancen auf eine Nominierung dürfen sich aber auch Anna-Lena Friedsam und Beck ausrechnen, die neben Kerber in der Runde der letzten 16 standen; Friedsam hatte von Krämpfen geplagt die Weltranglisten-Vierte Agnieszka Radwanska aus Polen an den Rand der Niederlage gebracht. Beck sprach nach ihrem Aus: "Ich habe hier mein Bestes gegeben, alles weitere hängt nicht mehr von mir ab."

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Die junge Annika Beck bleibt beim 6:4, 6:0 chancenlos. Jetzt trifft Angelique Kerber auf die Weißrussin Viktoria Asarenka. Bei dern Männern scheidet der zweimalige Majorsieger Stan Wawrinka aus, weil sein Gegner 24 Asse schlägt.

Für eine der beiden spricht, dass eine Nominierung von Sabine Lisicki nahezu ausgeschlossen ist. Die Weltranglisten-32. absolviert nach ihrem Scheitern in der zweiten Runde wieder einen "Rehablock", wie sie es nannte; wegen einer Knieverletzung hatte sie zum Ende des Jahres lange nicht trainieren können.

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