Australian Open:Die Angie und der Torben

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Damals ein Dreamteam: Angelique Kerber und Trainer Torben Beltz (Archivfoto von 2016). (Foto: Matt Roberts/dpa)
  • Angelique Kerber zieht souverän in die zweite Runde der Australian Open ein.
  • Nach dem 6:0, 6:4 gegen die deutsche Kollegin Anna-Lena Friedsam trifft sie nun auf die Kroatin Donna Vekic.
  • Die wird pikanterweise von Kerbers früherem Coach Torben Beltz betreut.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Es war nicht sehr vorteilhaft, was Angelique Kerber über Torben Beltz sagte, aber was sollte sie tun? Flunkern? Sollte sie sagen: Hört zu, Torben ist der neue Fred Astaire! Steppt meisterlich! Ein Traumtänzer vor dem Herrn! Nein, das hätte ihr erstens niemand geglaubt. Beltz ist diese Fähigkeit schon ob seiner fast zwei Meter Körpergröße bei allem Respekt nicht wirklich zuzutrauen.

Zweitens war es nicht böse gemeint, als sie an diesem Dienstag verriet: "Wir haben es mit dem Tanzkurs probiert, aber ich glaube, der Torben konnte es nicht wirklich." Kerber lachte herzhaft auf, und natürlich war klar in diesem Moment: Zwischen Kerber und Beltz ist alles in Ordnung. Auch wenn sie getrennt sind als Spielerin und Trainer.

Aber sie treffen sich nun wieder. Es wird eine besondere Begegnung. An diesem Donnerstag. Bei den Australien Open in Melbourne.

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Die deutsche Tennisspielerin vergibt im dritten Satz zunächst eine 4:0-Führung, um anschließend noch mit 10:8 zu gewinnen. Roger Federer siegt problemlos - und trifft nun auf einen Deutschen.

Das Arbeitsverhältnis Kerber-Beltz zählte zu den spezielleren

Dass bereits nach dem ersten gewonnenen Match Kerbers die frühere Liaison das bestimmende Thema war und weniger das souveräne 6:0, 6:4 gegen die deutsche Kollegin Anna-Lena Friedsam, lag an einer pikanten Situation, die sich aus dem Auftakterfolg ergab. Kerber spielt in Runde zwei - gegen Beltz. Nicht direkt natürlich. Aber der Schlaks aus Itzehoe trainiert seit dieser Saison Donna Vekic. Die Kroatin setzte sich ihrerseits mit 7:5, 6:3 gegen die Japanerin Nao Hibino durch und machte das Duell somit möglich. "Wir haben uns das letzte Mal auf dem Flughafen in Dubai gesehen", erzählte Kerber in Bezug auf Beltz. Sie betonte, man sei im absolut Guten auseinander gegangen im November.

Grundsätzlich sind Jobwechsel im Tennistrainergeschäft Alltag, vor allem zum Jahresende ergeben sich viele Rochaden auf diesen Positionen. Das Arbeitsverhältnis Kerber-Beltz indes zählte zu den spezielleren. Beltz kennt Kerber seit ihrer Jugend. "Wir haben Aufs und Abs erlebt", erinnerte sich Kerber allgemein.

Konkret war es so, dass Beltz Kerber zu zwei Grand-Slam-Titeln gecoacht hatte, Anfang 2016 sprang sie in den Yarra River in Melbourne, im Spätsommer danach jubelte sie bei den US Open in New York. Sie wurde die Nummer eins. Deutschlands Sportlerin des Jahres. Ein Hype entstand in Deutschland, wo aufgrund der Erfolge von Boris Becker und Steffi Graf immer noch viel Tennis-Interesse schlummerte - und erwachte. Kerber musste die Rolle der neuen Hoffnungsträgerin ausfüllen, ihre sportlichen Resultate spiegelten wieder: So ganz kam sie nicht mit dieser Rolle klar.

Es ist kaum zu übersehen, mit welcher Strategie Kerber ins neue Jahr aufgebrochen ist, in das sie so glänzend starten konnte. Sie blieb ja beim Hopman Cup in vier Matches niederlagenfrei, gewann das Turnier in Sydney und ist plötzlich eine der Favoritinnen bei den Australian Open. Sie sagt zwar: "Ich bin sehr dankbar, dass ich diese zwei extremen Jahre hatte", ansonsten blockt sie neuerdings vieles ab, in dem es um vergangene Misserfolge geht. Dinge ewig aufzuarbeiten, kostet bekanntlich Kraft. Sie will das nicht mehr.

Sie hat sich vorgenommen, mit dem neuen Trainer Wim Fissette, einem anerkannten Tennislehrer aus Belgien, aufzubrechen in eine gedanklich unbelastete Phase. Das Duell mit Vekic und damit Beltz ist somit auch eine Art Test der eigenen wiedergefundenen Stabilität. Allein durch die Fragen, die ihr gestellt wurden, taucht die Vergangenheit ja wieder auf, die sie - zumindest was 2017 betrifft - abhaken will. "Wir haben alles zusammen versucht", sagte Kerber zu Beltz, "für uns beide war es dann an der Zeit, beruflich verschiedene Wege zu gehen."

Dass sie sich aber eines Tages begegnen würden, war klar. Nicht allerdings wegen ihrer Berufe. Sie hatten stets viel gewettet, um irgendwelche spaßigen Einsätze, der Tanzkurs war so einer, als Kerber die Australian Open vor zwei Jahren gewann. Ein letzter Einsatz indes ist noch offen - ein gemeinsamer Fallschirmsprung. "Irgendwann wird der sicher noch eingelöst", sagte Kerber, "vielleicht nach meiner Karriere." Sie wirkte gelöst, als sie das sagte.

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