Australian Open:An Mischa Zverev rauschen die Bälle vorbei

Lesezeit: 2 min

Mischa Zverev scheidet im Viertelfinale von Melbourne aus. (Foto: AP)
  • Der letzte Deutsche bei den Australian Open wehrt sich tapfer, hat im Viertelfinale gegen den großen Roger Federer aber kaum eine Chance.
  • Mit seiner Serve-and-Volley-Spielweise begeistert Zverev trotzdem.
  • Hier geht's zu den Ergebnissen der Australian Open

Der Maestro war dann doch eine Nummer zu groß: Mischa Zverev ist nach seinem beeindruckenden Siegeszug im Viertelfinale der Australian Open ausgeschieden, Roger Federer erteilte ihm über weite Strecken eine Lehrstunde. Zverev, der Weltranglisten-50. aus Hamburg, unterlag dem Grand-Slam-Rekordsieger aus der Schweiz mit 1:6, 5:7, 2:6.

"Er hat ein unglaubliches Turnier gespielt. Er hat einen großartigen Job gemacht", sagte Federer nach dem Match. "Ich bin so glücklich für ihn, er hatte eine harte Zeit. Ich freue mich für Jungs, die nach Verletzungen eine zweite oder fünfte Chance bekommen. Ich selbst hätte nie gedacht, dass ich so gut bei diesem Turnier spiele."

LiveAustralian Open
:Brillanter Federer steht im Halbfinale

Viertelfinale der Australian Open: Mischa Zverev tut, was er kann. Aber der Schweizer spielt phasenweise einen Weltklasse-Schlag nach dem anderen.

Das Match im Liveticker

Nach nur 1:32 Stunden verwandelte Federer seinen ersten Matchball und ist nur noch zwei Siege von seinem 18. Grand-Slam-Titel entfernt. Im Halbfinale wartet auf den 35-Jährigen am Donnerstag aber sein Landsmann Stan Wawrinka (Nr. 4), der seine gute Form beim 7:6 (7:2), 6:4, 6:3 gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga (Nr. 12) unter Beweis stellte.

Zwei Tage nach seinem Achtelfinal-Coup gegen den topgesetzten Briten Andy Murray hatte Mischa Zverev lächelnd, aber hochkonzentriert die Rod-Laver-Arena zu seiner ersten Night Session auf großer Bühne betreten. Doch sein erstes Major-Viertelfinale begann für den Linkshänder wie ein Albtraum, der "FedExpress" überrollte Zverev regelrecht. Längere Ballwechsel kamen wie erwartet kaum zustande - stattdessen gab es ein Offensiv-Feuerwerk zu sehen.

Gleich die ersten beiden Breakchancen nutzte Federer, indem er den wie gewohnt pausenlos ans Netz stürmenden Zverev passierte. Erst beim 0:5 konnte der Außenseiter sein erstes Spiel gewinnen und blickte erleichtert in seine Box, in der Papa Alexander senior, Mutter Irina und Bruder Alexander junior saßen. Die 15 000 Zuschauer in der ausverkauften Arena honorierten den ersten Spielgewinn des Überraschungs-Viertelfinalisten, der Federer als große Inspiration bezeichnete, mit viel Applaus.

Wenig später aber nutzte Federer seinen zweiten Satzball nach nur 19 Spielminuten. Lediglich zwölf Punkte waren Zverev bis dato gelungen. Zum Vergleich: Federer holte sich 18 seiner 27 Punkte mit direkten Gewinnschlägen.

Boris Becker hatte Zverev, den "Serve-and-Volley-Veteran mit dem linken Zauberhändchen" ( The Australian), vor dem Match noch mal gelobt: "Wer einen Murray geschlagen hat, kann natürlich gegen jeden anderen Spieler auch gewinnen."

Und der 29-jährige Zverev steigerte sich nach dem Fehlstart und nutzte gleich seinen ersten Breakball zur eigenen 3:1-Führung im zweiten Satz. Doch Federer schlug im Stile eines Großmeisters umgehend zurück. Das vorentscheidende Break holte er sich zum 6:5. Auch danach blieb der siebenmalige Wimbledonsieger am Drücker. Zverev wehrte sich zwar tapfer, wurde aber von Publikumsliebling Federer immer wieder am Netz passiert.

In der neuen Weltrangliste wird er voraussichtlich vom 50. bis auf den 34. Rang vorstoßen - die bislang beste Platzierung seiner Karriere. Die australischen Medien hatten Zverev, der nach vielen Verletzungen 2015 nur noch die Nummer 1067 der Weltrangliste war, in den vergangenen Tagen besonders für seine offensive Spielweise gelobt. Er wirke "wie ein erfrischendes Relikt aus der Vergangenheit", schrieb die Tageszeitung The Australian.

© SID/dpa/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Tennis
:Martina Navratilova: Kerber spielt zu defensiv

Die frühere Weltklasse-Tennisspielerin äußert Kritik an der Deutschen. Auch in Sachen Nummer eins der Welt hat sie eine klare Tendenz.

Aufgezeichnet von Gerald Kleffmann, Melbourne

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: