Bayern-Basketballer besiegen Bonn:Ein bisschen Befreiung beim Heim-Debüt

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Guter Zuhörer, klare Ansagen: Svetislav Pesic gelang mit den Bayern gegen Bonn sein erster Sieg.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

Sie können doch noch gewinnen: Nach einer frustrierenden Pleiten-Serie erkämpfen sich die Basketballer des FC Bayern beim 104:91 gegen Bonn endlich wieder einen Erfolg. Der neue Trainer Svetislav Pesic scheint im Team gut anzukommen - vor allem die Nationalspieler Jan Jagla und Robin Benzing können glänzen.

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Die letzten Minuten stand er dann nicht mehr verbotswidrig ein, zwei Meter im Feld, wie fast die komplette Partie zuvor. Er belehrte jetzt auch nicht mehr keifend seine Spieler oder die Referees, die ihn schon mit einem technischen Foul sanktioniert hatten. Svetislav Pesic saß nun einfach nur da und lehnte sich zurück, einzig seinem Kaugummi gönnte er keine Ruhe. Aber es konnte ja nun nichts mehr schiefgehen bei seiner Heimpremiere als Chefcoach der Bayern-Basketballer, die am Sonntagnachmittag vielleicht einen Neustart unternommen haben.

Sein Debüt war noch so ernüchternd ausgefallen vorige Woche in Berlin, als der FC Bayern chancenloser gewesen ist, als es das 70:82 ausdrückte. Doch gegen die Bonner Baskets präsentierte sich Pesic' Team zumindest in drei Vierteln als kompakte Einheit mit verbesserter Wurfleistung und guter Defensive. 104:91 (37:38) hieß es am Ende für die Münchner, aber restlos zufrieden ist der Regent Pesic angesichts der vielen Punkte des Gegners natürlich nicht gewesen.

"Unsere Defensive war lange so gut, dass die Bonner Konzentration irgendwann platzen musste", lobte der 63-Jährige zwar, doch sein Team müsse sich "bald darauf fokussieren", die Konzentration über 40 Minuten halten zu können.

Am Sonntag konnte man jedoch bereits erkennen, woran Pesic unter der Woche gearbeitet haben muss und was er vorhat. "Er hat Feingefühl für das, was jeder Spieler braucht", erklärte Jan Jagla dazu hinterher, "er versucht nicht, die Spieler in ein System zu drücken, das er sich ausgedacht hat." Und Kollege Robin Benzing berichtete, der neue Trainer gebe "uns Selbstvertrauen, selber Würfe zu nehmen, und er sagt, dass die erste Entscheidung immer die beste ist".

Besonders zu den beiden deutschen Nationalspielern Jagla (17 Punkte/4 Dreier) und Benzing (21/3) hat Pesic offenbar rasch einen Zugang gefunden. Denn sie ragten aus einer homogenen, bisweilen sogar flüssig den Ball bewegenden Gruppe heraus.

Nach gutem Start (16:10/5.) verloren die Bayern im zerfahrenen zweiten Drittel ihre Sicherheit gegen die Bonner Zone, aus der Distanz fielen kaum noch Würfe. Doch diese Schwäche erwies sich diesmal nur als Episode, denn die Bonner 41:37-Führung kurz nach der Pause drehten die Münchner mit einer kleinen Serie erfolgreicher Dreier (insgesamt 10 von 25). Jagla erzielte im dritten Abschnitt 16 seiner 17 Punkte, mit einem 13:0-Lauf ging sein Team 50:41 in Front (24.) - beim 62:45 (27.) war die Partie im entschieden.

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Zumal Bonns Center Chris Ensminger früh mit vier Fouls belastet war (25.) und Spielmacher Jared Jordan dem Bonner Spiel trotz zehn Assists nicht wie gewohnt Struktur geben konnte. Pesic lobte in diesem Zusammenhang die Abwehrarbeit von Steffen Haman und Brandon Thomas, der diesmal wie Tyrese Rice (10 Punkte/8 Assists) von der Bank kam.

Im Angriff trafen zunächst Benzing und später Jagla befreit aus der Distanz - als habe sie Pesic, im Sommer noch ihr Mentor im Nationalteam, von einer unsichtbaren Last befreit. In der Zone lieferte vor allem Chevon Troutman (11 Punkte/7 Rebounds) verlässliche Arbeit ab, ebenso Lawrence Roberts (11/10), der im Angriff sechs Abpraller einsammelte; bei Jared Homan (10/5) wechselten eher Licht und Schatten.

© SZ vom 10.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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