1860-Trainer im Interview:"Richtig auf die Fresse gefallen"

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Torsten Fröhling, 49, ist seit 2013 Trainer beim TSV 1860 München. Zunächst war er zuständig für die U21, seit vorigem Februar betreut er die Profis. (Foto: imago/Philippe Ruiz)

Der TSV 1860 ist schlecht in die Saison gestartet. Im SZ-Gespräch erklärt Trainer Torsten Fröhling das Konzept, noch stärker auf die eigene Jugend zu setzen - und warum der Fast-Abstieg der Vorsaison auch etwas Gutes hatte.

Von Philipp Schneider und Markus Schäflein

Zwei Punkte hat der TSV 1860 München erst geholt in den ersten fünf Partien dieser Zweitligasaison, am Sonntag trifft die Mannschaft von Trainer Torsten Fröhling auf den Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung verteidigt Fröhling das im Sommer eingeschlagene Konzept, verstärkt auf den im Klub ausgebildeten Nachwuchs zu setzen - und mahnt zu Geduld: "Ich weiß auch, dass wir die nächsten 15 Spiele nicht alle verlieren dürfen. Aber der Plan ist auf zwei, drei Jahre angelegt."

Deshalb sei auch bei der Verpflichtung von neuen Spielern darauf geachtet worden, entwicklungsfähige Spieler zu holen wie den Stürmer Stefan Mugosa, der 23 ist. "Ein geiles Alter", sagt Fröhling: "Weil die Spieler noch nicht mit ihrer Entwicklung zu Ende sind, aber trotzdem schon drei, vier Jahre auf dem Buckel haben."

"Wir haben nicht diese 20, 30 Millionen"

Einen weiteren Stürmer zu verpflichten, sei in diesem Sommer nicht sinnvoll gewesen. Es sei denn, der Klub hätte "richtig Kohle in die Hand" genommen, "um beispielsweise einen Simon Terodde zu bekommen". Dass dieses Geld bei 1860 niemand aufbringen kann oder möchte, stört Fröhling allerdings nicht. "Wir haben nicht diese 20, 30 Millionen, um zu sagen: Wir kaufen jetzt genau die, die wir brauchen und das Niveau für oben haben."

Begrüßenswert findet Fröhling, dass auch der Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik den neuen Jugend-Plan unterstützt, anstatt - wie in den Jahren zuvor - anzukündigen, er werde bald im großen Stil in die Mannschaft investieren. "Ich hab' nicht persönlich mit ihm (Ismaik, d. Red.) gesprochen, doch ich hatte den Eindruck: Das, was er gesagt hat, ist vernünftig. Erster Punkt: Nachwuchsleistungszentrum stärken und unsere Spieler in der Profimannschaft weiterentwickeln. Zweiter Punkt: Wir brauchen ein eigenes Stadion als Heimat!"

Grundsätzlich sei es daher auch "ganz gut für uns, dass wir nach der Relegation in der vergangenen Saison ein bisschen Demut haben müssen", findet Fröhling: "Ich glaube, wenn wir nicht in die Relegation gegangen wären, wäre die Saison vielleicht schnell als Betriebsunfall abgehakt gewesen. So aber sind wir mal richtig auf die Fresse gefallen!" Dass im Vorjahr der Plan gründlich misslungen ist, eine Mannschaft mit zwölf neuen Spielern zu formen, sei also als Chance zu begreifen: "Die Ausbildung ist nun mal die Stärke von unserem Verein. Und dann hat man elf Jahre immer nur eingekauft und eingekauft und eingekauft? Wolf wird Fehler machen, Wittek wird Fehler machen. Aber lasst uns doch hier mal die nächsten Jahre etwas Vernünftiges aufbauen."

Wenig Verständnis hat Fröhling dafür, dass sich der 20-jährige Marius Wolf einige Wochen weigerte, seinen 2016 auslaufenden Vertrag zu verlängern, auch, weil sein Berater auf eine niedrig dotierte Ausstiegsklausel beharrte. "Wir wollen keine", sagt Fröhling: "Und selbst wenn: Ich wäre doch als Spieler stolz, wenn ein Klub für mich zehn Millionen Euro bieten würde! Dann wüsste ich immerhin, dass ich dort auch spielen darf und nicht auf der Bank sitze."

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