1. FC Köln:Wie sich Overath mit seinem FC versöhnen will

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Im Jahr 2005 nahm das Kuddelmuddel seinen Anfang, als Overath noch Präsident war. (Foto: dpa/dpaweb)

2011 trat Wolfgang Overath verbittert als Präsident des 1.FC Köln zurück - nun will er Frieden schließen. Dabei wurde er lange Zeit gar nicht vermisst.

Von Philipp Selldorf, Köln

Wolfgang Overath hat in Köln noch immer etliche Verehrer. Viele in der Mitte des Lebens angelangte Angehörige der geburtenstarken Jahrgänge verbinden mit dem ehemaligen Nationalspieler eine Epoche des 1. FC Köln, die von Glanz und Gloria erfüllt war und von charismatischen Persönlichkeiten geprägt wurde. In ihrer Erinnerung steht der Overath der 60er- und 70er-Jahre im Mittelpunkt großer Mannschaften mit heimatlichen Originalen wie Hannes Löhr, Heinz Flohe oder Harald Konopka. Er schlägt herrliche Langstreckenpässe und dirigiert ebenso kunstvoll wie autoritär den Gang des Spiels.

Die jüngeren FC-Anhänger allerdings tun sich schwerer mit ihrer Erinnerung an das Idol. Sie haben Overath sieben Jahre an der Spitze eines Teams erlebt, das von einer Peinlichkeit in die nächste geriet und den FC an den Rand des Abgrunds manövrierte. Overaths plötzlicher Rücktritt vom Amt des Präsidenten im November 2011 bildete das passende Finale. Man habe ihn "beleidigt und verunglimpft wie nie zuvor", erklärte der damals 68 Jahre alte Vorsitzende.

Dass er seine Rede bei der Jahreshauptversammlung mit den Worten "Maat et joot" (Macht's gut) schloss, gaukelte eine Versöhnlichkeit vor, die es nicht gab. Seit jenem Tag ist der gekränkte Mann nicht mehr im Stadion in Müngersdorf erschienen, und lange Zeit sah es so aus, als wurde er dort auch nicht vermisst. Während Overath behauptet hatte, er hinterlasse einen Verein, "der gut aufgestellt ist", äußerten die Vertreter des neuen FC eine andere Meinung zu den Hinterlassenschaften.

Inzwischen aber nähern sich die beiden Seiten an - in gemäßigtem, aber stetigem Tempo. Der Tag ist wohl nicht mehr fern, an dem die Kölner vom Friedensgipfel lesen werden, zu dem sich Overath und sein Nachfolger, FC-Präsident Werner Spinner, getroffen haben. Dafür muss kein Kirchenführer oder Friedenspolitiker vermitteln. Es wird geschehen, weil beide Seiten es wünschen.

Die ersten Schritte sind längst unternommen worden, und am Dienstag folgte der nächste. Man könnte den Termin in der Stube eines Brauhauses in unmittelbarer Nachbarschaft des Doms durchaus als Vorgipfel bezeichnen. Während im großen Gastraum asiatische Touristen Kölsch tranken und dazu "Dreiviertel Meter Bratwurst" und Haxen verzehrten, saß ein Stockwerk darüber der Asket Overath bei einer Tasse Kaffee am Tisch und ließ sich Lobreden schmecken.

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Anlass der Zusammenkunft war die Erscheinung seiner Biografie "Der Spielmacher" (Bachem-Verlag). Man könnte sie auch als Hagiografie bezeichnen, der Autor Hermann Schmidt bekennt sich als Fan des großen Fußballers und des Menschen Overath. Kritische Worte werden in dem Buch vorwiegend Overaths Kritikern in den Medien und in der Klub-Opposition gewidmet.

Erfrischend prägnant hingegen ist das Kapitel, das die Irrtümer des Präsidenten beschreibt; es ist mit dem Titel "Mögliche Fehler" angemessen einfühlsam überschrieben - und handelt im Kern davon, dass Overath zu viel Vertrauen in den angeblich für allen Schlamassel verantwortlichen Sport-Manager Michael Meier gesetzt habe. Zu spät sei die Trennung erfolgt: "Er (Overath) ist nämlich ein sehr viel weicherer Mensch, als es nach außen erscheinen mag."

Zumindest Letzteres könnte sogar stimmen. Unter anderem äußert sich dieser oft gut versteckte Wesenszug in seiner Anhänglichkeit dem FC gegenüber, jenem Klub, bei dem er sein ganzes Fußballerleben verbrachte, bis ihn Hennes Weisweiler vertrieb (und dann prompt mit dem FC deutscher Meister wurde). Overath hat zwar behauptet, dass sich Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher "wie verrückt" um ihn und seine Rückkehr ins Stadion bemühe.

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Es gibt aber auch Leute, die darüber berichten, dass Overath selbst diese Bemühungen in Gang gebracht habe. Schumacher jedenfalls, aktueller FC-Vize, war bei der Buchpräsentation ebenso zugegen wie andere Weggenossen von früher: Wolfgang Weber, Kalli Thielen und Stefan Engels etwa. Auch die FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle waren pünktlich im Brauhaus zur Stelle.

Overath hieß "die FC-Jungs", wie er die beiden auf väterliche Weise nannte, ganz besonders willkommen, eine Begegnung beim anschließenden Mettbrötchen-Empfang ergab sich jedoch nicht. Mancher Beobachter wollte darin einen politischen Vorgang erkennen, was sicherlich eine Übertreibung darstellt.

Werner Spinner, der aktuelle FC-Chef, hatte 2012 in seiner ersten Ansprache an die Vereinsgemeinde angekündigt, dass nun die Zeiten der "Alleinherrschaft" vorbei seien, er wolle dem Verein nicht vorstehen "wie der Diktator einer Bananenrepublik". Er hat auch noch einige andere Sachen gesagt, die Overath gar nicht gefallen haben. Betreffs "der Darstellung nach außen" gebe es noch Dinge mit seinem Nachfolger zu klären, sagte der 72-Jährige jetzt.

Dem Wunsch wird sich Spinner nicht verschließen, "den Verein vereinen" war sein Motto von Anfang an, und im Fall der Versöhnung mit Overath geht es außer ums menschliche Miteinander auch um ein Stück Traditionspflege. Und Tradition ist nicht nur eine ehrbare Eigenheit, sondern auch ein Markenzeichen, das nach Auffassung der neuen FC-Macher - etwa bei der Verteilung der Fernseherlöse - Geld wert ist.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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