2. Bundesliga:RB Leipzig schießt Leuchtraketen Richtung Bundesliga

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Ralf Rangnick, optimistisch für die Rückrunde. (Foto: dpa)
  • RB Leipzig startet als Tabellenführer in die Rückrunde der 2. Bundesliga - und die Bedingungen für den Aufstieg könnten gar nicht besser sein.
  • Dass der Verein einen neuen Trainer sucht und hohe Summen für Transfers ausgeben könnte, wird die Bundesliga in den kommenden Monaten beschäftigen.
  • Ergebnisse und Tabelle der 2. Bundesliga finden Sie hier.

Von Saskia Aleythe

Es kam dann doch ziemlich schnell ziemlich schlimm für die Fußballer von RasenBallsport Leipzig. Beim Trainingslager im türkischen Belek lauteten die Schwierigkeiten ja nicht nur: kalt, windig und unangenehm harter Platz. Nein, das Drama begann schon am Frühstücksbüffet. Herkömmlicher Schokoladenaufstrich ist beim Zweitligisten verpönt, unter höchsten ernährungspolizeilichen Kriterien wird ein Belag mit dem klangvollen Namen "Bachella" aufgetischt: Eine Haselnusscreme mit Rapsöl und Chiaöl und natürlich ohne jeden Dickmacher. Fünf Kilogramm Ersatzbefriedigung wurden mit ins Trainingslager geschleust, doch die reichten - gerade mal wenige Tage.

An Störfaktoren in der Winterpause war es dies aber auch schon bei RB Leipzig und wenn der Klub am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig in die Rückrunde startet, lässt sich sagen: Besser könnten die Bedingungen für den angestrebten Bundesligaaufstieg nicht sein. Die Ausgangslage in der Tabelle: top. Die Form der Spieler: top. Kurz gesagt: Es flutscht beim Zweitligisten. Und das könnte die Bundesliga in den kommenden Monaten schon beschäftigen, denn von Leipzig aus zischen ja Leuchtraketen in Richtung Liga eins. Der Klub sucht zum einen jemand für das Amt des Trainers - und ist zum anderen auch im Werben um frische Fußballerbeine ein neuer Mitbewerber auf dem Markt.

Die Spieler haben schon Verträge für die Bundesliga

Acht Punkte Vorsprung hat Tabellenführer Leipzig auf den Relegationsplatz, elf auf Rang vier - im Vorjahr lag man nach der Hinrunde nur auf Rang sieben. Die Situation nun entlockt Noch-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick die deutlichsten Worte der Saison: "Für uns zählt jetzt der Aufstieg. Darauf liegt unser Fokus." In der Vergangenheit war man mit solchen Sätzen noch verhalten umgegangen, auch wenn es unter Red-Bull-Regent und Geldgeber Dietrich Mateschitz ohnehin nie ein anderes Ziel gegeben hat. Die Spieler sind längst mit Verträgen für die Bundesliga ausgestattet.

Nicht nur die Tabellensituation sondern auch die verwaisten Reha-Räume sorgen für Gelassenheit in Leipzig. Mit 25 fitten Spielern startet Rangnick in die Rückrunde, was ligaübergreifend eine Seltenheit ist. Alle fünf Vorbereitungsspiele hat das Team gewonnen, mit 31:2 Toren. Auch weil Stürmer Yussuf Poulsen - Leipzigs bester Torjäger der Vorsaison - seine Formkrise überwunden zu haben scheint. "Er zeigt ein ganz anderes Selbstvertrauen und mehr Präsenz", sagt Rangnick und gibt dem dänischen Talent sogar eine Startelf-Garantie. Davie Selke, der zum Saisonstart von Werder Bremen nach Leipzig gekommen war, wird das aufmerksam vernommen haben. "Ich bin froh, dass wir so einen gesunden Konkurrenzkampf im Team haben", sagt Rangnick.

Das Transferfenster ist in diesem Winter fast komplett an den Leipzigern vorbeigegangen, wobei man nicht behaupten kann, dass der Verein deshalb gänzlich aus den Gesprächen verschwunden wäre. Zwei Spieler haben das Team verlassen, ein neuer ist nicht dazugekommen, doch vor allem die Namen Forsberg und Sané beschäftigten die Transferspekulanten. Emil Forsberg, schwedischer Nationalspieler im Leipzig-Trikot, bezeichnet Rangnick als "unverkäuflich", ein angebliches Neun-Millionen-Angebot aus England nennt er "eine Beleidigung unserer Intelligenz".

Noch deutlicher hallen aber noch zwei andere Sätze des Sportchefs nach: "Wir sind in der glücklichen Lage, keinen verkaufen zu müssen." Und: 20-Millionen-Verpflichtungen sind für Rangnick im Falle eines Aufstiegs "theoretisch möglich". Noch ist Leipzig aber ein Zweitligist, dafür sind Gedanken um solche Größenordnungen erstaunlich. Sogar Leroy Sané, Schalkes Top-Talent, das überall zwischen Manchester und Barcelona Begehrlichkeiten geweckt hat, war kurzzeitig mit Leipzig in Verbindung gebracht worden.

"Wir wollen selbst Marktwerte schaffen"

Rangnick kommentierte, Sanés Vertragssituation würde "theoretisch ein Interesse von uns zulassen", aber natürlich weiß der Stratege, dass ein Sané-Transfer eher mit 50 Millionen über die Bühne laufen würde. Eine Summe, die man in Leipzig (noch) nicht ausgeben will. "Zu hohen Ablösesummen gehören oft auch hohe Gehälter", sagt Rangnick, "das wollen und werden wir nicht mitmachen. Wir wollen Spieler entwickeln und selbst Marktwerte schaffen."

Im Sommer will Rangnick wieder von der Bank verschwinden und allein als Sportdirektor fungieren, bei der Trainersuche schweift der Blick auch durch die Bundesliga. Aktueller Top-Kandidat soll Augsburgs Markus Weinzierl sein, der mit seinem überragenden Vormarsch in die Europa League eine begehrte Qualifikation mitbringt. Denn nicht nur der Aufstieg in die Bundesliga, sondern auch europäische Wettbewerbe sind längt in den RB-Plänen verankert. Ein Stadionaus- oder sogar Neubau spielt eine Rolle, aber auch das Angeln anderer Sponsoren, um das Financial Fairplay nach Uefa-Regeln zu beachten.

Organisatorisch sind die Leipziger längst erstklassig. Nur beim Schoko-Aufstrich ist noch Nachholbedarf.

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