Sprachlabor (245):Wer war eher da?

Lesezeit: 1 min

Ein Küken schlüpft aus dem Ei. (Foto: dpa/dpaweb)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger beantwortet Leserfragen.

BEI HENNE UND EI weiß niemand, wer von beiden eher da war. Unser Leser H. nimmt dieses Geheimnis zum Anlass, um auf etwas recht Simples hinzuweisen, nämlich "dass es für eine Gründung eines schon vorher existierenden Gründers bedarf". Er tut das anlässlich der Mitteilung, dass sich eine Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen gegründet habe, und um den Widersinn der Formulierung herauszuarbeiten, fügt er hinzu, dass diese sich in unserem Blatt abgedruckt habe. Man könnte nun einwenden, dass sich gründen im Sinn von sich formieren oder sich etablieren sich in der Umgangssprache ein vergleichsweise warmes Plätzchen habe sichern können. Um aber dem Vorwurf auszuweichen, dass in dieser Kolumne alles und jedes entschuldigt würde, sei gesagt, dass erstens die Umgangssprache nicht für alles taugt und dass Vereine sich nicht gründen - es sei denn, es baut sich ihnen ein Vereinsheim.

ZU PUTIN UND HITLER hier keine Zeile, wohl aber ein paar davon zu der uralten Frage, was man womit vergleichen beziehungsweise eben nicht vergleichen könne. Das gängige Axiom dazu lautet, dass man Äpfel und Birnen nicht vergleichen könne, ein Lehrsatz, den unser Leser Dr. B. für absolut falsch hält. "Vergleichbar sind auch Maus und Elefant", schreibt er, "einer ist größer." So gesehen, kann man alles mit allem vergleichen, Mäuse mit Elefanten, Äpfel mit Birnen und natürlich auch Äpfel mit Äpfeln. Man muss sich nur hüten, von vergleichen zu reden, wo man gleichsetzen im Sinn hat. Als der Deutschlandfunk den Beitrag "Moore sind wie Spreewaldgurken" brachte, wollte er keineswegs sagen, dass die Moore Gurken seien. Tertium comparationis war der Umstand, dass in beiden Systemen nichts verrottet, weil sie sauer sind und keine Luft reinkommt.

"LIEBE SIDDEUT!" Diesen Gruß unserer Leserin P. verdanken wir einem Bericht über den Statuentypus des Apoxyomenos, der bei uns als "Apoxyomen" figurierte, wobei zu allem Überfluss aus dem Bildhauer Lysipp, der eine dieser Statuen schuf, ein "Lisypp" wurde. Das Partizip apoxyómenos gehört zu dem griechischen Verb apoxýein (abschaben) und passt so genau auf die Figur des Athleten, der sich von Staub und Schweiß befreit, dass man ihm die Endung -os schon aus sportlicher Fairness lassen sollte. Sein Werkzeug, bei uns "der Strigilis", ist weiblich: die Strigilis.

© SZ vom 12./13.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: