Sprachlabor (266):Ist das eine Marke?

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Der Wisent, Europas größtes Landsäugetier lebt in den Wäldern Masurens. (Foto: Getty Images)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger definiert Töne und stellt eine Frage.

"MASUREN" klingt nicht nur wie ein Plural, sondern sieht auch ganz so aus. Deswegen liest man auch immer wieder von Angeboten wie "Reiten in den Masuren" oder "Genussradeln in den Masuren", gerade so, als wären die Masuren so etwas wie die Marken. Auch bei uns hat Leser W. die so missverstandenen Masuren entdeckt, Grund genug, die Facetten des Masurischen wieder einmal sichtbar zu machen. Wohlan denn: Reiten in Masuren, das an Seen reiche Masuren, der/die dort wohnende/n Masure/n. Der Masur ohne -e heißt mit Vornamen Kurt und ist ein sehr großer Dirigent.

BEIM POWER-AKKORD handelt es sich, so unsere Definition, "um den Grundton und dem fünften Ton darüber, der Quint". Leserin W. klangen bei dieser Auskunft förmlich die Ohren, aber nicht wegen des Zweiklangs, sondern wegen des Kasus-Durcheinanders. Wie dergleichen entsteht, weiß man. Wahrscheinlich hätte es heißen sollen, dass der Akkord "aus dem Grundton und dem fünften Ton darüber, der Quint" besteht. Das wurde dann geändert, ohne die Dative konsequent in Akkusative umzuwandeln. Es handelt sich also um Schluderei, vielleicht sogar um Power-Schluderei.

DAS NEUE MUSEUM für Louis de Funès wurde bei uns als eine der "liebevoll gestaltetsten Schauen, die man je gesehen hat", angepriesen. Gottlob war Herr O., als er dies las, "in hoch gehobenster Stimmung". Wer weiß, wie er den Superlativ sonst weggesteckt hätte.

FRAGE AN RADIO ERIWAN: Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch ein Auto gewonnen hat? Antwort: Im Prinzip ja, aber das war nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Pjotr Petrowitsch, und es war auch kein Auto, sondern ein Fahrrad, und er hat es nicht gewonnen, sondern es ist ihm gestohlen worden. Witze dieser Art sind aus der Mode, aber man erinnert sich an sie, wenn man Briefe wie den von Leser L. erhält. Ihm geht es um das Wort grundsätzlich im Zusammenhang mit der Meldung, dass Betteln da oder dort "grundsätzlich verboten" sei. Gemeint sei immer, dass jede Art des Bettelns verboten sei, und zwar kategorisch. Das Adjektiv grundsätzlich werde als Verstärkung der Verneinung aufgefasst, was falsch sei, weil es dem Wesen des grundsätzlichen Verbots entspreche, dass Ausnahmen vorgesehen sind und zugelassen werden. Wie Radio Eriwan ganz richtig sagt: Im Prinzip ja, aaaber . . .

© SZ vom 06./07.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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