Sprachlabor (163):In ständiger Gefahr

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger schaut sich ein zurückhaltendes Adjektiv und eine verbreitete Unsitte genauer an.

DER FINALSATZ sieht einfach aus und ist vielleicht genau deswegen in ständiger Gefahr, falsch konstruiert zu werden. Unser Leser E. zeigt mit dem Finger auf den Satz: "Die Rettung der Bank erfolgte, um einen Domino-Effekt zu verhindern", der sich in seinen Ohren so anhört, als sei es Wunsch und Wille der Rettung gewesen, besagten Effekt zu verhindern. Um das Absurde der Konstruktion zu verdeutlichen, fügt E. folgenden schönen Satz bei: "Das Pferd trägt mich zum Wirtshaus, um dort ein Bier zu trinken." Möge es ihnen beiden, Herrn E. und dem Pferd, bekommen!

Blick auf das Denkmal der Brüder Grimm in Kassel. (Foto: dpa)

DAS ADJEKTIV LOHNENSWERT wird in den Wörterbüchern mit fast verdächtiger Zurückhaltung geführt: Im Rechtschreib-Duden steht es ohne Erläuterung, der große Duden versieht es mit einem Beleg aus der Hörzu , der naturgemäß nicht den Rang eines Goethe-Zitats hat. Obwohl es allgemein als falsch und unschön eingeschätzt wird, hält lohnenswert sich in der Alltagssprache erstaunlich zäh, eine Beharrlichkeit, die man seiner klanglichen Nähe zum anerkannten Wort lobenswert zuschreibt. Auch bei uns wurde jetzt wieder etwas als "lohnenswert" vorgestellt, was Leser Dr. K. zu der Notiz veranlasste, dass das Prädikat "lohnend" allemal genüge. Wo im Fall von lohnenswert der Hund begraben liegt, zeigt ein kurzer Blick auf die Parallelbildungen. Beim wünschenswerten Treffen ist es das Treffen, das des Wünschens würdig ist, bei einer bestaunenswerten Leistung ist es die Leistung, die bestaunt werden muss, und bei einem beklagenswerten Fehler ist es der Fehler, der gar nicht genug beklagt werden kann. Beim lohnenswerten Urlaubsziel , um eine Allerweltsfloskel zu zitieren, ist dagegen das Urlaubsziel keines Lohnes wert. Höchstens ist es lobens-, vielleicht sogar liebenswert, aber das kann man erst nach dem Urlaub sagen.

"UND, WAS LERNT UNS DAS?" Schöner kann man die verbreitete Unsitte, lernen und lehren zu verwechseln, nicht karikieren. Zwar hat es Zeiten gegeben, da lernen straflos im Sinn von lehren gebraucht werden konnte. Bei Grimm finden sich dafür Beispiele wie dieses: "Ey! das hat Sie der Geyer gelernt, mein Gesicht eine Larve zu schimpfen" (Lessing, Die Juden), doch ist bei Grimm auch zu lesen, dass sich "die neuere gewählte Rede . . . von dieser verwechselung" fernhält. Bei uns wurde nun ein Mann beschrieben, "der Deutschlands Börsenkonzerne das Fürchten lernt", eine Formulierung, die nach Leser K.s Vorstellung mit gewählter Rede, ob älterer oder neuerer, nichts zu tun hat.

DER LEIHBISCHOF war, wenn die Erinnerung nicht trügt, eine Erfindung von Pardon , und Klamm hieß er zudem. Zur Freude von Leser H. hat Exzellenz Klamm jetzt Verstärkung erhalten, nämlich den bei uns erwähnten "Leihenbruder" Christoph Thomas Scheffler von der Societas Jesu.

© sz-vom 25./26.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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