Sprachlabor (283):Hinten ist rechts 

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Der Welttag des Buches wird seit 1996 weltweit am 23. April gefeiert. (Foto: dpa)

Persisch liest man von rechts nach links, nicht von hinten nach vorne. Für den spanischen "Escribidor" gibt es gleich drei richtige deutsche Übersetzungen. Und die angebliche Bic-Salami heißt eigentlich Pick-Salami.

Von Hermann Unterstöger

"WERCH EIN ILLTUM!" So Ernst Jandl einst im Hinblick darauf, dass manche meinten, "lechts und rinks" könne man nicht "velwechsern". Leider hat er nichts vergleichbar Lustiges darüber hinterlassen, dass man von vorne und von hinten ebenfalls verwechseln kann. Uns passierte das anlässlich eines "Buches, das man nach persischer Sitte von hinten nach vorne . . . liest". Leser Dr. M. hat sich darüber sehr amüsiert, weil all seine arabischen, jüdischen und persischen Freunde ihre Bücher von vorn nach hinten lesen. Gottlob stand bei uns wenigstens richtig, dass Persisch von rechts nach links gelesen wird. Wer weiß, ob Dr. M. andernfalls das Amüsement nicht geschadet hätte.

EINEN RAREN FALL legt Leser S. auf den Tisch. Er rügt, dass Mario Vargas Llosa der Roman "Tante Julia und der Schreibkünstler" untergeschoben wird. Dessen Titel laute: "Tante Julia und der Kunstschreiber." Klar, denkt man sich, man kann aus dem leider ungeschriebenen Roman "Onkel James und der Reitkünstler" ja auch nicht einfach "Onkel James und der Kunstreiter" machen. Andererseits hat Thomas Provot, dem für die Übersetzung von "La tía Julia y el escribidor" der Helmut-M.-Braem-Preis zuerkannt wurde, darauf verwiesen, dass es drei deutsche Varianten gibt: Tante Julia und der Lohnschreiber /und der Kunstschreiber / und der Schreibkünstler. Escribidor wird oft mit Schreiberling übersetzt. So nennt man uns Zeitungsschreiber gern, und viele Julias machen aus diesem Grund einen weiten Bogen um uns.

JETZT GEHT ES UM DIE WURST, genauer gesagt um die "Bic-Salami". In dieser Form stellt Leser R. sie sich als etwas Kugelschreiberförmiges vor, weil die Firma BIC nun einmal derlei Schreibgeräte herstellt. Die vermeintliche Bic-Salami heißt richtig "Pick-Salami" und kommt aus der von Márk Pick gegründeten ungarischen Wurstfabrik Pick Szeged Rt., wobei dieses "Rt." die Abkürzung von Részvénytársaság ist, deutsch: Aktiengesellschaft.

© SZ vom 03.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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