Sprachlabor (264):Hartzwieback und Fleischkonserve

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Zusammen mit ihren Kameradinnen und Kameraden nimmt eine junge Soldatin in Dörverden (Kreis Verden) ihre Verpflegung während einer Übungspause ein. (Foto: DPA)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger folgt dem Gesetz.

"MAN KANN", schreibt Frau G., "so alt werden wie 'ne Kuh, lernt aber immer noch dazu." Derlei Selbstironie ist nicht allen gegeben, weshalb wir hier kurz resümieren wollen, was unsere Leserin G. noch dazugelernt hat. Es begann mit ihrer Rüge, dass es nicht "Eiserne Portion" heiße, sondern "Eiserne Ration". Unser Leserredakteur wollte sich bereits ergeben, als er einen Wink bekam, wonach das mit der Portion durchaus richtig sei und die Ration sich erst später durchgesetzt habe. Für Interessierte: Die Notverpflegung für die Soldaten war unterteilt in volle und gekürzte Eiserne Portionen; diese bestand aus 250 g Hartzwieback sowie 200 g Fleischkonserve und durfte nur auf Befehl verzehrt werden. Dem Pferd standen 5 kg Hafer zu, und das nannte man Eiserne Ration. Wie beendet man eine Lektion dieses Schlages? Am besten so: Stehn S' kommod, Frau G.!

TÖTER ALS TOT, geht das? Nach den Gesetzen der Komparation geht es nicht. Analog dazu war die Frage unserer Leserin R., was in der auf Ebola bezogenen Formulierung "extrem tödlich" das Adverb extrem bedeute, mehr als berechtigt. Es hat sich eingebürgert, bestimmte Schlangen oder Mikroorganismen "extrem tödlich" zu nennen; beim Kugelfisch ist es fast schon die Regel. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Verschmelzung aus extrem gefährlich und tödlich. In der gehobenen Sprache darf tot jedoch gesteigert werden. So etwa dichtet der Minnesänger Kristan von Luppin im Codex Manesse: "ein munt rœter danne rôt / mir wær nœter danne nôt", worauf die angeschmachtete Herrin abwinkt, denn da "stürbe er tœter danne tôt".

IM STREIFLICHT hatte es kürzlich geheißen, der Werler Schützenkönig Mithat Gedik sei "kein Heide, wohl aber ein Muslim". Das prüfte unser Leser Dr. B. bei Wikipedia nach, wo er geschrieben fand, dass der Begriff Heide "von Christen für Personen, die eine andere oder keine religiöse Glaubenszugehörigkeit haben", verwendet werde. Hier irrt Wikipedia. Diese Zuweisung mag es ja mal gegeben haben, doch versteht man unter Heiden heute allenfalls Angehörige nichtmonotheistischer Religionen. Vielleicht sollte man die Bezeichnung Heiden aber überhaupt lassen, und schon gar nicht sollte man die Heiden, wie Psalm 2 Vers 9 so martialisch empfiehlt, mit eisernem Szepter zerschlagen beziehungsweise wie Töpfe zerschmeißen.

© SZ vom 23./24.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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