Sprachlabor (257):Ein himmelweiter Unterschied

Dante Bonfim Costa Santos, genannt Dante (l), und Thomas Müller (r) am 8. Juli 2014 in Aktion während dem Halbfinalspiel der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 zwischen Deutschland und Brasilien im Estadio Mineirao in Belo Horizonte, Brasilien. (Foto: dpa)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger bleibt beim Thema.

DIE WILLY-SAGNOL-Gedächtnisflanke als solche soll uns hier nicht beschäftigen, wohl aber die Frage, was man gegen sie unternehmen kann. Bei uns hieß es: "Verteidigen lässt sich die Willy-Sagnol-Gedächtnisflanke eigentlich nur mit einer kopfballstarken Dante-Frisur." Unseren Leser R. stellte das vor die Frage, gegen welche Bedrohung diese Flanke eigentlich verteidigt werden muss, und da er ähnliche Frontmeldungen schon im Fernsehen gehört hatte, bat er die ARD, ihre Leute in Brasilien doch an den Unterschied zwischen verteidigen und abwehren zu erinnern. Von der Zuschauerredaktion erhielt er den Bescheid, dass diese zwei Verben "semantisch gleich" seien, was ihn entsetzte. Nun, zwischen verteidigen und abwehren besteht ein himmelweiter semantischen Unterschied, was man schon daran erkennen kann, dass Anwälte Mandanten, die sie abwehren, nicht mehr verteidigen können. Dies zur Korrektur unseres Fehlers und zugleich als kollegiale Bananen-Gedächtnisflanke in die ARD-Zuschauerredaktion.

UM BEIM THEMA ZU BLEIBEN, so muss auch von dem Fußballer Thomas Müller etwas abgewehrt werden, nämlich die Unterstellung, er sei "verschlagen". Zum nicht geringen Verdruss unserer Leserin Sch. war die ohnedies schon grenzwertige "sympathische Verschlagenheit", die ihm im Text attestiert wurde, im Titel zu diesem völlig abwegigen Attribut verkürzt worden. Wollte man die oben erwähnte semantische Gleichheit gelten lassen, müsste man sagen, dass der Verdacht der Verschlagenheit zu verteidigen sei.

MANCHE KOLLEGEN halten Orffs "Carmina Burana" für die Stiefschwester von Mascagnis "Cavalleria Rusticana", weswegen sie dann auch melden, die Carmina Burana werde aufgeführt. Leser E. weist zum wohl tausendsten Mal darauf hin, dass carmina Lieder sind und folglich aufgeführt werden .

© SZ vom 05./06.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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