Die menschliche Spezies scheint nicht dafür gemacht, mehrere Stunden auf engem Raum in friedlicher Koexistenz zu verbringen. Früher oder später kommt es auf Flugreisen daher zu territorialen Kämpfen. Wer erlangt die Herrschaft über die gemeinsame Armlehne? Wer darf entscheiden, ob die Jalousie des Fensters geöffnet oder geschlossen wird? Doch nur selten kommt es bei diesen Routine-Streitigkeiten zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Und nur in absoluten Ausnahmefällen muss ein Flugzeug wegen zankender Passagiere zwischenlanden.
Zu einem solchen Ausnahmefall ist es am Sonntag auf dem United-Airlines-Flug 1426 zwischen Newark im US-Bundesstaat New Jersey und Denver, Colorado, gekommen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Ein Grund für die ungewöhnlich heftige Eskalation des kleinen Kabinen-Streits war wohl die professionelle Kampfausrüstung eines Mannes. Wo sonst allein grimmige Blicke, spitze Kommentare und physische Präsenz zum Zuge kommen, setzte ein Flugreisender aus Reihe zwölf professionelles Gerät ein: den Knee Defender, zu deutsch: Knieverteidiger.
Dieses so kleine wie ausgeklügelte Gerät zur Verteidigung der Knie wird an den Klapptisch-Scharnieren des Vordersitzes befestigt. Zwei Klammern verhindern sodann, dass dieser in eine - nur für den Vordermann bequeme - Rückenlage gebracht werden kann. (Nur zu Ansichtszwecken finden Sie hier den Link zur Herstellerseite.)
Deeskalation durch Zwischenstopp
Die Frau in Reihe elf, die sich nun um eine entspannte Reiseposition gebracht sah, forderte ihren Hintermann auf, den Knee Defender umgehend zu entfernen. Doch selbst ein hinzugerufener Flugbegleiter konnte den militanten Herrn nicht davon überzeugen, das Ding zu entfernen. Wie alle US-Fluglinien hat auch United Airlines Knie-Verteidigung an Bord ihrer Maschinen untersagt.
Spätestens als die aufgebrachte Frau ein Glas Wasser über ihren renitenten Hintermann kippte, entschied sich die Crew zu einer drastischen Form der Deeskalation, wie ein Sprecher der Flugsicherheitsbehörde später mitteilte. Der Pilot entschloss sich kurzerhand, in Chicago einen Zwischenstopp einzulegen. Dort wurden sowohl der Mann als auch die Frau von Polizei und Beamten der Flugsicherheit in Empfang genommen.
Der Krieg kennt nur Verlierer - das gilt auch an Bord von Flugzeugen. Alle unbeteiligten Passagiere kostete der Streit mehr als anderthalb Stunden Lebenszeit: Bei der Landung in Denver hatte der Flieger 1 Stunde und 38 Minuten Verspätung.