USA: Gefährliche Landung:Lotse schläft im Tower

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Es war die vierte Nachtschicht in Folge: Als zwei Maschinen auf einem Flughafen in Washington landen wollten, reagierte der Mann im Tower nicht.

Die Piloten der American Airlines Boeing 737 aus Miami wollten vor der Landung Kontakt mit dem Tower des Washingtoner Inlandflughafen Ronald Reagan National Airport aufnehmen. Doch niemand antwortete. Genauso erging es nur Minuten später der Cockpit-Besatzung des aus Chicago kommenden United Airlines Airbus A320.

Die Flugkapitäne nahmen die Dinge schließlich selbst in die Hand und landeten ihre Maschinen mit insgesamt 165 Passagieren an Bord kurz nach Mitternacht sicher, aber ohne Betreuung durch den Fluglotsen vor Ort. Denn der war während der Arbeit eingeschlafen.

Eine Untersuchung der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB ergab, dass der Lotse nach der vierten Nachtschicht in Folge völlig übermüdet war. Einem Bericht der Washington Post zufolge gelang es weder den Piloten im Anflug, noch dem Lotsen der übergeordneten Radaraufsicht, ihn über die "shout-line", einen Lautsprecher im Tower, aufzuwecken. Der Lotse, ein Mann mit 20-jähriger Berufserfahrung, wurde umgehend vom Dienst suspendiert und einem Drogentest unterzogen.

Der Vorfall, der sich bereits letzte Woche ereignete, ist offenbar nicht die erste Sicherheitspanne auf dem Reagan National Airport. Wie die Washington Post weiter berichtet, soll der Tower bereits vor Jahren einmal nicht auf die Anrufe landewilliger Piloten reagiert haben. Damals habe ein allein arbeitender Lotse während einer kurzen Abwesenheit seinen Sicherheitsausweis am Arbeitsplatz liegenlassen. Bei der Rückkehr habe er den gesicherten Bereich daher nicht mehr betreten können.

In den USA hat nun eine Diskussion über die Arbeitszeiten von Fluglotsen begonnen. Offenbar ist es auf kleineren Flughäfen üblich, dass Lotsen den Flugverkehr zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens in Solo-Schichten überwachen. Die NTSB kündigte eine Untersuchung über diese Arbeitszeitregelungen an.

Die Ereignisse auf dem Ronald Reagan National Airport riefen in amerikanischen Medien Erinnerungen an einen tragischen Unfall vor fünf Jahren wach. Auf dem Flughafen von Lexington, Kentucky bekam ein Flugzeug eine zu kurze Startbahn zugewiesen und verunglückte beim Start. 47 Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder starben. Auch damals war der Tower in Lexington während der Nacht nur mit einem Lotsen besetzt gewesen.

© AFP/dd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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