Urlaub:Was Touristen wissen müssen

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Am Strand von Kavouri werden am Morgen Sonnenliegen aufgestellt. (Foto: Bloomberg)

Kann man in Griechenland noch ruhig Urlaub machen?

Von Michael Kuntz, Heraklion

Auf der größten griechischen Ferieninsel ist es an diesem Sonntag ruhig wie an einem ganz gewöhnlichen Sonntag. In der Fußgängerzone in Heraklion auf Kreta reihen sich Souvenirgeschäfte, Cafés, Autovermieter und Banken aneinander. Vor vielen Geldautomaten steht kein Mensch, vor wenigen bilden sich Schlangen, aber die sind auch nicht länger als in München vor einem Wochenende. Hier in Heraklion sind es wohl vor allem Touristen, die sich noch mit Bargeld eindecken. Was diese jetzt beachten müssen - ein Überblick:

Kann ich als Tourist überhaupt noch nach Griechenland fahren?

Das tun offenbar viele und es funktioniert. Darauf deutet jedenfalls das gute Dutzend Ferienflieger am Sonntagvormittag hin, die den veralteten Flughafen Heraklion mal wieder an seine Belastungsgrenze führten. Das Auswärtige Amt riet am Sonntag in einem Hinweis dazu, "sich zur Lageentwicklung informiert zu halten".

Soll man auf eine Reise jetzt viel Bargeld mitnehmen?

Das empfiehlt sich. Auch die Bundesregierung rät dazu: "In Griechenland kann es bei der Bargeldversorgung zu erheblichen Wartezeiten kommen, auch zu Engpässen beispielsweise bei der Ausstattung der Automaten mit Bargeld", heißt es im aktuellen Hinweis des Auswärtigen Amtes vom Sonntag.

Die griechische Regierung will die Banken zwar bis zum 6. Juli geschlossen halten, Geldautomaten können aber vom späten Montagnachmittag an wieder genutzt werden. Griechische Kunden können danach 60 Euro pro Tag abheben. Besucher aus dem Ausland sollen von den Maßnahmen nicht betroffen sein. Mit ausländischen Bankkarten gebe es keine Beschränkungen, hieß es.

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Ist es andererseits nicht riskant, viel Geld dabei zu haben?

Ja, das ist es. Das Auswärtige Amt warnt in seinen Länderhinweisen schon seit geraumer Zeit vor Taschendieben in öffentlichen Verkehrsmitteln und an belebten Plätzen, vor allem in den Großstädten von Griechenland. Also, das Geld gut im Gepäck verteilen, den Großteil im Hotelsafe einschließen und nie mehr zeigen, als man in der konkreten Situation gerade benötigt.

Kann man mit Kreditkarten bezahlen?

Das ist problemlos möglich und wird wohl so bleiben, solange gewährleistet ist, dass die Restaurants und Hotels ihre Leistung bezahlt bekommen.

Gibt es noch genug Benzin?

Ja, aber auch das könnte sich ändern. Am Sonntag ließ sich der Mietwagen am Flughafen Heraklion problemlos volltanken. Ganz normal, ohne Schlangen, zu den in dem Krisenland üblichen hohen Preisen.

Bieten Pauschalreisen Vorteile?

Ja, Krisen aller Art sind - ein wenig zynisch formuliert - immer auch Werbeveranstaltungen für die Veranstalter von Pauschalreisen. Sie verkaufen Flug, Unterkunft und Transfer als Paket - verbunden mit dem Versprechen, zu helfen, wenn Probleme auftauchen. Einige haben schon zugesichert, klammen Griechenland-Reisenden unbürokratisch unter die Arme zu greifen, wenn sie kein Bargeld für den Besuch von Tavernen oder für Souvenirs mehr bei sich haben.

Bekommt man, was man bezahlt hat?

Ja, Pauschalreisen werden im Voraus bezahlt. Das kann sich unter Umständen derzeit lohnen. Und bisher hat kein griechischer Hotelier bereits bezahlte Leistungen verweigert.

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Gehen die Buchungen zurück?

Dazu gibt es noch keine aktuellen Stellungnahmen. Bis vor ein paar Tagen übertrafen sich die großen Reiseveranstalter darin, zu versichern, wie gut die Buchungslage für diesen Sommer sei. Die Krise des Griechenland-Tourismus schien schon überwunden zu sein. Nun könnte sie zurückkehren.

Kann man kostenlos stornieren?

Nein, das würde eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes voraussetzen. Wenn einzelne Veranstalter kostenlose Umbuchungen auf andere Reiseziele zulassen, dann beruht das auf Kulanz.

Sind die Griechen unfreundlich nach dem Scheitern der Gespräche in Brüssel?

Das kann man nun wirklich nicht sagen. Vor allem in der Stadt, in Tavernen, in kleinen Souvenirläden und abseits des Pauschaltourismus ist sie noch da, die legendäre Gastfreundschaft. Da kommt es schnell zu einer Einladung in ein Kaffeehaus, um dort in Ruhe über die aktuelle politische Lage zu diskutieren.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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