Umfrage:Neuseeländer wollen Fahrtest für Linksverkehr-Neulinge

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Nicht nur Autofahrer, auch Fußgänger leben in Neuseeland gefährlich, wenn sie nicht an den Linksverkehr denken. (Foto: bbimages - Fotolia)

In Neuseeland fährt man links. Leider vergessen das Touristen manchmal. Nach Unfällen erklären Neuseeländer nun in einer Umfrage: Wir wollen eine Fahrprüfung für Touristen - und eine Zwangspause nach einem Langstreckenflug.

Von Katja Schnitzler

Was haben Thailand, Irland und Neuseeland gemeinsam? Hier fahren die Autos links statt rechts. Das sorgt vor allem bei Touristen für Verwirrung, die schon lange nicht mehr den Säbel mit der rechten Hand schwingen und deshalb auch nicht mehr mit ihren Pferden stets auf der linken Seite galoppieren.

Zwar bevorzugt man in Neuseeland ebenfalls den Allrad- statt dem Vierbeinantrieb, auch Säbel, Speere und Lanzen lässt man zuhause. Wegen des Linksverkehrs bleibt es aber gefährlich. Schuld seien Touristen, genauer die rechtsfahrenden.

Diese Unsitte bringen sie aus ihren Heimatländern mit und legen sie so schnell nicht ab: Die ersten sind schon am Airport auf der falschen Spur, andere vergessen nach der Abfahrt vom überwältigenden Aussichtspunkt, dass es einen Grund hat, warum sie gerade auf der falschen Seite des Autos eingestiegen sind. Andere scheitern im Kreisverkehr und kurven gegen den Uhrzeigersinn.

Weil die rechtsfahrenden Urlauber die Straßen nicht für sich haben, bleibt ihr Fehlverhalten nicht folgenlos: Im besten Fall kostet es die Neuseeländer ihre legendäre Tiefenentspannung, im schlimmsten Fall aber das Leben.

Im Sommer übersah etwa ein Holländer ein Stop-Schild, eine Frau und zwei Mädchen aus Neuseeland kamen um. Ob er das Schild nicht bemerkte, weil es auf der linken Straßenseite stand, ist nicht bekannt. Nur eine Nacht zuvor war ein US-Amerikaner mit seinem Wohnwagen über die Mittellinie in den Gegenverkehr gefahren, eine Frau aus Auckland starb bei dem Frontalzusammenstoß.

Dass Ausländer mit ihren Fahrzeugen auf die andere Straßenseite kommen, ist eine häufige Unfallursache - was nicht allein am Linksverkehr, sondern auch an den Wohnwagen liegen könnte, die einen ungewohnten Tick breiter sind als der übliche Familienwagen. Im vergangenen Jahr waren 800 Fahrer aus Übersee in Unfälle mit Verletzten verwickelt, berichtete der New Zealand Herald.

Die Trauer war groß, die Aufregung auch - und wie überall auf der Welt wünschen sich die Bürger schnelle Lösungen: Laut einer Umfrage befürworten dreiviertel der befragten 750 Neuseeländer einen Fahrtest für Linksverkehrs-Novizen. Einige fordern zudem, dass sich diese Touristen nach einem Langstreckenflug nicht gleich hinters Steuer setzen dürfen und so übermüdet zur Risikofahrt starten. Eine Nacht darüber zu schlafen wäre doch schön, in einem Hotel am Airport.

Diese Pläne haben allerdings einen kleinen Haken: ein Abkommen mit den Vereinten Nationen. Auch Neuseeland erkennt demzufolge internationale Führerscheine an. Wer einen besitzt, darf losfahren - ohne Test und Zeitverzögerung.

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Würde dieses Abkommen aufgekündigt, müssten Neuseeländer nicht nur befürchten, künftig in Rechtsverkehrländern selbst ihre Fahrtauglichkeit beweisen zu müssen. Auch Urlauber dürften wenig Lust auf einen Linksfahrertest oder eine Zwangspause nach einem mehr als achtstündigen Flug haben. Dann reisen sie eben nach Thailand, da ist es auch schön, trotz Linksverkehr.

Überhaupt, melden sich andere Neuseeländer zu Wort, das eigentliche Problem seien ja nicht die Urlauber, welche übrigens herzlich willkommen seien und gerne wieder zu Rekordzahlen ins Land strömen dürften. Schließlich wurden im vergangenen Jahr weniger als drei Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle in Neuseeland von ausländischen Fahrern verursacht.

Es würde doch reichen, beim Vermieten von Autos und Wohnwagen auf die besonderen Gefahren des Linksverkehrs hinzuweisen und Verhaltenstipps zu geben, vielleicht auch schon im Flugzeug.

"Wir brauchen Touristen"

Das eigentliche Problem seien die Straßen. Gerade Nebenrouten sind oft nicht asphaltiert, eng und kurvig sowie gerade in den Bergen schwierig zu befahren. Würden diese befestigt und mehr Mittelleitplanken vor Frontalzusammenstößen bewahren, profitierten alle Verkehrsteilnehmer - einheimische wie ausländische, argumentiert ein Kommentator des New Zealand Herald.

Ein Leser sieht das genauso: "Wir brauchen Touristen und können nicht riskieren, sie abzuschrecken. Außerdem kommen sie daheim mit fünfspurigen Schnellstraßen in Metropolen zurecht - dann können sie keine so schlechten Fahrer sein. Das Einzige, was sie und uns unterscheidet, sind unsere schlechten, schmalen Straßen." Der Leser hat sogar noch einen konstruktiven Vorschlag: "Die UN sollte sich darum kümmert, dass die ganze Welt dieselbe Straßenseite benutzt."

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Bei einer Abstimmung, ob künftig ausschließlich links oder rechts gefahren wird, hätten die Linksverkehr-Fans allerdings schlechte Karten: In mehr als zwei Drittel der Länder hält man sich rechts. Immerhin wäre nach einer Einigung das laute Säbelrasseln überflüssig, mit denen auch unberittene Neuseeländer jetzt Touristen verschrecken.

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