Tipps für die Städtereise nach Berlin:Ick sach ma

Berlin Städtetipps von SZ-Korrespondenten

Den schönsten Blick über Berlin haben Besucher vom Fernsehturm am Alexanderplatz aus. Wer online im Voraus Tickets bestellt, kommt beim Eintritt günstiger weg.

(Foto: iStockphoto)

Wo es die beste Currywurst gibt, was Sie tun müssen, um für einen waschechten Berliner gehalten zu werden und welchen Ort Sie sich in der Hauptstadt sparen können.

Thorsten Denkler

Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat Korrespondenten in deutschen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Thorsten Denkler verrät, welches Fortbewegungsmittel Touristen in Berlin unbedingt ausprobieren sollten, in welchen Vierteln Sie einzigartige Souvenirs finden und wann Sie für einen waschechten Berliner gehalten werden.

Was macht Berlin als Stadt aus?

Lebendiger ist keine. Die Veranstaltungskalender sind in Berlin so dick wie in anderen Großstädten die Telefonbücher. Jeden Abend Theater, Konzerte, Shows. Von ganz groß bis zu kleinen aber sehenswerten Wohnzimmergigs. Und: überall Geschichte. Die Mauer, DDR-Hauptstadt, Nazi-Bauten, Arbeiterbewegung, Revolutionen - alles in einer Stadt.

Diese Sehenswürdigkeit dürfen Sie nicht verpassen:

Klare "Musts": Brandenburger Tor, Siegessäule, Fernsehturm. Mit dem Bus 100 ist das alles in einem halben Tag abgeklappert. Danach die "Nice-to-have-seen-Hotspots": Reichstag, Hackesche Höfe, Gendarmenmarkt. Für Berliner sind da überall definitiv zu viele Touristen. Aber wer zum ersten Mal in die Hauptstadt kommt, sorry, der muss da hin. Was Berlinbesucher auch gesehen haben sollten: Stasi-Knast Hohenschönhausen und Topographie des Terrors. Ein echtes Ereignis: Der alte Flugplatz Tempelhof. Das Flugfeld ist begehbar. Unbedingt einen oder gleich mehrere Drachen oder die Inline-Skates mitnehmen. Am besten beides, und sich vom Wind über die Rollbahn ziehen lassen. Kostenloser Spaß!

Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?

Ab in die Kieze, da wo Berlin Berlin ist. Die schönsten Klischees gibt es hier zu besichtigen. Die Bionade-Bourgeoisie vom Prenzlauer Berg trifft sich auf dem Samstags-Wochenmarkt am Kollwitzplatz. Original DDR-Plattenbau-Gefühle kommen in praktisch ganz Marzahn hoch. Wem das zu weit draußen ist, der kann direkt neben dem Alexanderplatz in einem der kleineren Plattenbauviertel umherspazieren. So trostlos ist Berlin garantiert nirgends. Das große Multikulti-Abenteuer findet in Kreuzberg statt, rund um den U-Bahnhof Kottbusser Tor. Vom "Kotti" aus geht es den Kottbusser Damm runter bis zum Hermannplatz. Das ist die Multikulti-Einkaufsmeile. Zur Erholung einen Abstecher machen rechts durch die Dieffenbachstraße in den Graefekiez. Da ist die Welt auch für den Schwaben wieder in Ordnung.

Den schönsten Blick über Berlin hat man ...

... definitiv vom Fernsehturm am Alexanderplatz. Aber: Der Spaß ist nicht ganz billig. Die Wartezeiten sind enorm. Außer bei Nebel. Aber das bringt ja auch nichts. Tipp: Online Tickets kaufen. Längst nicht so hoch, aber ein kostenloser und dazu echter Geheimtipp für Weitgucker: Die Kantine im 10. Stock des Rathauses Kreuzberg an der Yorckstraße 4 bis 11.

Das können Sie sich in Berlin sparen:

Die Schlossstraße in Steglitz. Eine öde Einkaufsmeile mit all den Ketten, die einem schon in der Heimatstadt auf den Keks gehen. Shoppen mal anders geht wunderbar rund um den Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg oder um den Boxhagener Platz in Friedrichshain. Kleine Geschäfte mit eigener Note, vom eigenen Modelabel bis zu handgestrickten Puppen - alles da. Und diese Waren gibt es garantiert nirgendwo anders.

Transport, Essen und Trinken

Hier finden Sie Thorsten Denklers Empfehlungen für Essen und Trinken, für den kleinen Hunger zwischendurch und für Ihren Weg durch die Stadt.

Berlin Städtetipps von SZ-Korrespondenten Trabi Sehenswürdigkeiten

Ostalgie: Mit einem Trabi zu den Sehenswürdigkeiten von Berlin

(Foto: Getty Images)

So kommen Sie durch die Stadt:

U-Bahn, S-Bahn, Straßenbahn, besser geht es nicht. Außer natürlich mit dem Leih-Fahrrad oder dem Leih-Roller. Gibt es beides fast an jeder Straßenecke.

Damit sollten Sie unbedingt fahren:

Trabi-Safari. Nicht wegen der Sehenswürdigkeiten, sondern weil Trabi fahren einfach mal 'ne coole Sache ist. Autofahren wie zu Honeckers Zeiten.

Wenn Sie hungrig sind, probieren Sie unbedingt:

Döner am Kottbusser Tor und Currywurst bei Konnopke's Imbiß am U-Bahnhof Eberswalder Straße. Damit wäre das Wichtigste über die Berliner Küche gesagt.

Das schönste Café:

Nicht schön, aber exponiert, das Café auf dem Dach des Reichstages. Aber Achtung: Aufs Dach geht es nur mit mindestens zweistündiger Voranmeldung. Personalausweis nicht vergessen.

Das beste Restaurant:

Na ja, wenn der Feinschmecker recht hat, dann war das beste Restaurant Deutschlands im vergangenen Jahr das von Tim Raue an der Rudi-Dutschke-Straße, U-Bahnhof Kochstraße. Gefühlt mehr Köche als Sitzplätze. Aber fantastische asiatische Küche. Wer preiswert essen gehen will: siehe oben.

Nachtleben und Kniggefragen

Wo der Abend im Nachtleben von Berlin beginnt und welche Smalltalk-Themen an der Bar immer ankommen.

Berlin Städtetipps von SZ-Korrespondenten

Erst nach Mitternacht beginnt das richtige Berliner Nachtleben. Wer tanzen gehen will, ist vor halb eins auf jeder Party der Erste.

(Foto: iStockphoto)

Typisch für das Nachtleben in dieser Stadt ist ...

... das "Berghain" in Friedrichshain. Techno und Elektro von Samstagnacht bis Montagfrüh. Vorsicht: Da wacht der berühmteste Türsteher von Berlin. Allein für das Kribbeln, ob der einen reinlässt, lohnt der Besuch. Kleiner Tipp: Wer tanzen gehen will, ist vor halb eins auf jeder Party der Erste. Für die Älteren heißt das: vorschlafen.

Hier beginnt der Abend:

Unbedingt in der neuen Crémant Bar "Le Chat Gris" (Linienstraße 50, 10119 Berlin, unweit der Volksbühne) loslegen. Da gibt es die besten Crémant-Kreationen der Stadt. Tanzen geht auch - eine Etage tiefer.

Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:

Flugfeld Tempelhof. So viel Sonnenaufgang gibt es nirgends in der Stadt.

Mit diesem Satz kommen Sie hier gut an:

Jeden Satz mit "Ick sach ma ..." anfangen. Von jedem zweiten werde Sie für einen waschechten Berliner gehalten. Die sind nämlich echt Mangelware in Berlin.

Darüber spricht man in Berlin:

Wowereit, Flughafen und warum Ossis anders sind als Wessis. Wer sich da ein bisschen einliest, der kann in jedem Stadtgespräch mithalten.

Vorsicht, Fettnäpfchen!

Niemals, wirklich niemals mit Berliner Busfahrern anlegen. Ja, das sagen alle und alle anderen denken, das sagen die nur so. Nee, nee, einfach mal nicht ausprobieren.

Mehr über den Autoren der Berlin-Tipps:

Thorsten Denkler, Jahrgang 1971. Ein Westfale, den es 1998 nach Berlin verschlagen und der seitdem die Stadt von Jahr zu Jahr mehr lieben gelernt hat. Seit 2001 für SZ.de unterwegs.

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