Stiertreiben in Spanien:Pamplona im Blutrausch

Drei Touristen wurden gleich am ersten Tag der Sanfermines in Pamplona von Stieren verletzt. Sechs Tiere starben am Abend in der Arena. Trotz der Kritik von Tierschützern läuft das brutale Spektakel noch eine ganze Woche.

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Zwei Peta-Aktivisten protestieren gegen die Stierhatz in Pamplona

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In guter alter Tradition kommen alljährlich die Menschen im spanischen Pamplona zusammen, um an einer bildstarken Demonstration teilzunehmen.

Tierschutz-Aktivisten von Peta protestieren gegen die Stierhatz im spanischen Pamplona

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Sie haben sich knapp bekleidet und rot bemalt auf das Pflaster gelegt, um gegen die bevorstehende Stierhatz, den "Encierro", zu protestieren. Die von der Tierschutzorganisation Peta organisierte Aktion fand dieses Jahr unter dem Slogan "Pamplonas Straßen sind blutbefleckt" statt.

Doch wieder konnten schöne Menschen und nackte Haut nichts ausrichten gegen das Spektakel, das am 6. Juli mit der offiziellen Eröffnungsfeier auf der Plaza Consistorial begann.

San Fermin Running of the Bulls 2015 - Day 1

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Dort drängten sich die Feiernden eng vor dem Rathaus der Stadt. "Teilnehmer genießen die Atmosphäre am Eröffnungstag", hat der Fotograf zu diesem Bild geschrieben. Die Atmosphäre war wahrlich sehr verdichtet.

Eröffnungsfeier Chupinazo der Stierhatz in Pamplona

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Im vergangenen Jahr besuchten fast 1,3 Millionen Menschen das Sanfermines genannte Festival, mehr als die Hälfte davon aus dem Ausland. Die meisten ausländischen Touristen kamen aus den USA. Zu Beginn des neuntägigen Festivals, dem "Chupinazo", zieht eine Musikkapelle über den Platz, ehe zum Mittagsläuten nach dem Ruf "Viva San Fermín!" eine Feuerwerksrakete abgefeuert wird.

Parade bei der Eröffnungsfeier der Sanfermines in Pamplona

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Erstmals seit fast 30 Jahren ließ der Bürgermeister von Pamplona, Joseba Asirón Saez, auch die baskische Fahne hissen. Die "Ikurriña" wehte auf dem Balkon des Rathauses neben den Fahnen der Stadt, der Provinz Navarra, Spaniens und der Europäischen Union. Mit den baskischen Farben solle die Gesellschaft "breiter repräsentiert" werden, erklärte der linksgerichtete Asirón vor Medienvertretern. Die Entscheidung war umstritten: Für einen Teil des Stadtrats war die Fahne fehl am Platz, da die Autonomieregion Navarra nur teilweise baskischsprachig ist.

Party in Pamplona: Weiße T-Shirts werden rot vom Wein

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Zu den Sanfermines gehören weiße Shirts, die nicht lange weiß bleiben: Die Feiernden gießen den Rotwein über sich und in sich.

Festival von San Fermín: Ein Tourist springt von einem Brunnen in die Menge

Quelle: dpa

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Inzwischen gehört es zum Bild, dass Menschen vom Brunnen aus in die Menge springen. Nicht alle werden sicher aufgefangen. Zudem nehmen sexuelle Übergriffe bei der "204 Stunden Fiesta nonstop"-Feier zu.

Stiere hetzen durch die Straßen von Pamplona

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Dann startet von Dienstag an jeden Morgen um acht Uhr der Stierlauf ("Encierro" genannt, weil die Straßen der Altstadt entlang der Rennstrecke abgesperrt sind) und etwa drei Minuten später, wenn die bis zu 700 Kilogramm schweren Tiere die Arena erreicht haben, beginnt auch das Zählen der Verletzten. Seit 1924 starben 15 "Mozos", wie die Läufer genannt werden.

Tausende beobachten das Spektakel in den Gassen von Pamplona

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Einst wurden die Stiere von der Weide außerhalb der Stadt von Hirten zum Kampfplatz gebracht. Doch seitdem Ernest Hemingway das Rennen mit den Stieren 1926 in seinem Roman Fiesta (The Sun Also Rises) verklärt hat, laufen immer mehr Touristen vor und neben den verängstigten Tieren her. Die Tradition schreibt vor, dass sie die Stiere allein mit zusammengerollten Zeitungen auf Abstand halten dürfen.

Stierhatz in den Straßen von Pamplona

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Unter der Woche laufen etwa 2000 Menschen mit den Stieren, samstags und sonntags sogar 3500. Jedes Jahr werden dabei zwischen 200 und 300 Läufer verletzt, "nur drei Prozent von ihnen ernst", heißt es auf der Homepage der Stadt.

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Quelle: AP

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Es liegt jedenfalls nicht nur an der Enge der Gassen, dass es zu Verletzten kommt, auch wenn Betrunkenen die Teilnahme am Stierrennen untersagt ist. Und während die Zahl der menschlichen Verwundeten von Tag zu Tag variiert, steht das Schicksal der Kampfstiere von Beginn an fest.

An diesem Dienstag haben zwei US-Touristen und ein Brite Verletzungen durch Stierhörner erlitten. Der 30-jährige Brite wurde laut Angaben der Regionalverwaltung von einem Stier im Analbereich verletzt, ein 38-jähriger US-Urlauber erlitt eine Stichverletzung unter der Achsel, ein weiterer US-Bürger leichtere Verletzungen durch ein Stierhorn. Acht weitere Teilnehmer wurden mit Gehirnerschütterungen oder Prellungen behandelt. Am Mittwoch wurde ein Mann von einem Bullen auf die Hörner genommen, Bein und Rücken durchbohrt.

Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits zehn Teilnehmer von Stierhörnern aufgespießt, dutzende weitere Läufer erlitten Prellungen und Schnittwunden.

Pepe Moral in der Arena von Pamplona mit einem Stier

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Am Abend haben dann die sechs Stiere ihren letzten, unfreiwilligen Auftritt in der Arena. Bis zum 15. Juli wiederholt sich das Spektakel täglich.

5th bullrun of Sanfermines in Pamplona

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Selbst für diesen Stier bedeutete dieser Tag den Tod: Curioso I., was eigentlich der Neugierige heißt, schwante wohl Böses, als er aus seinem Gatter gemeinsam mit den anderen Stieren den Leitochsen hinterher auf die grölende Menschenmenge zugetrieben wurde. Er drehte allein um, Herdentrieb hin oder her. Es nützte ihm nichts. Er wurde mit dem Viehtransporter in die Arena gebracht und dort wie seine tierischen Schicksalsgenossen vom Matador getötet.

© SZ.de/kaeb/sks/AFP/dgr
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