Salzburger Land: Rauris:Goldwaschen für die Urlaubskasse

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In Rauris in den Hohen Tauern können Urlauber die Goldpfanne schwenken - und an die glorreichen Zeiten des Hochgebirgstals anknüpfen. Schon die Römer schürften hier nach Gold.

Aufgeregt läuft der kleine Gabriel mit der Goldpfanne in der Hand zu seiner Mutter: "Mama, schau mal her: Ist das Gold?" Winzige Krümelchen blinken im Wasser zwischen dem grauen Sand. "Ja, es ist tatsächlich Gold", bestätigt Theodor Huber, der als professioneller Goldwäscher am Gebirgsfluss Hüttwinkelache Urlauber anleitet. Von Juni bis Ende September können Gäste in Rauris sich Tag für Tag im Goldwaschen versuchen.

Schon die Römer sollen um etwa 130 vor Christi Geburt in den Tauernbergen nahe des Großglockners nach Gold geschürft haben. Ihre Blütezeit erlebte die Suche nach dem Edelmetall vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, als zeitweise bis zu 3000 Bergknappen in den Stollen des 35 Kilometer langen Hochgebirgstals inmitten des Nationalparks Hohe Tauern schufteten. Die Arbeiter förderten damals pro Jahr bis zu 16 Kilogramm reines Gold zutage.

Zu den Kumpeln gesellten sich Goldhändler, Verwalter und Wirte, die im Dorf Rauris komfortable Steinhäuser bauten. Über 100 Kilometer Länge sollen sich die unterirdischen Gänge in die Goldberge erstreckt haben. "Noch heute gibt es verschlossene Stollen, die bis nach Sportgastein im Nachbartal führen", erzählt Marina Breycha vom Tourismusverband Rauris.

Eismassen in den Gruben

Im 16. Jahrhundert endete der Goldrausch abrupt. Ungewöhnlich heftiger Schnellfall bedeckte die Stollenzugänge in 2000 Metern Höhe. Eismassen ergossen sich in die Gruben.

Erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts erinnerte sich der Hirtenjunge Ignaz Rojacher, heute als größter Sohn der 3200 Einwohner zählenden Gemeinde gefeiert, an den Schatz in den Tauernbergen. Der "Kolm-Naz", wie ihn die Einheimischen nannten, sicherte sich die Schürfrechte und begann mit der Goldsuche. Er ließ mehr als 15 Kilogramm reines Gold und 38 Kilogramm Silber pro Jahr aus dem Felsengestein schaufeln. Manche Klumpen sollen fingerdick gewesen sein.

Doch schon 1888 kühlte sich das Goldfieber wieder ab. Die Förderung lohnte nicht mehr, Rojacher verkaufte die Abbaurechte.

Österreich: Salzburger Land
:Goldwaschen in Rauris

Die Gewinnung des Edelmetalls hat in Rauris im Salzburger Land eine lange Tradition.

In den folgenden Jahrzehnten versuchten sich verschiedene Unternehmer vergeblich als neue Goldgräber. 1984 hatte ein amerikanisches Unternehmen eine Idee, die im geschützten Nationalpark Hohe Tauern scheitern musste: Mit hochgiftigem Natriumzyanid wollte die Gesellschaft Gold aus dem Berg pressen. So bleibt in Rauris heute die Erinnerung an die glanzvollen Zeiten, die am Goldwaschplatz Bodenhaus an der Hüttwinkelache und zwei weiteren Plätzen auf der Heimalm und der Sportalm weiterleben.

Auf dem Tauerngold-Rundwanderweg entdecken Wanderer die verfallenen, steinernen Zeitzeugen der Vergangenheit. Die Route führt vom Ende des Rauriser Tales in mehr als vier Stunden Gehzeit ab dem Naturfreundehaus in Kolm Saigurn über den Neubau des Schutzhauses bis zum einstigen Wohnhaus der Bergknappen in 2339 Meter Höhe.

Die Wanderstrecke zählt zu dem insgesamt 300 Kilometer langen, ausgeschilderten Routennetz des Rauriser Tals und seiner vier Seitentäler. Bei Führungen mit Nationalpark-Rangern lassen sich im Krumltal Steinadler, Gänsegeier und mit etwas Glück auch die 1986 wieder ausgewilderten Bartgeier beobachten.

Nur für geübte Bergwanderer ist der Aufstieg von Kolm Saigurn auf den Hohen Sonnblick in 3105 Meter Höhe mit dem Zittelhaus. Dort oben befindet sich Europas höchstgelegene, ständig bemannte Wetterwarte. Am 2. September 2011 besteht das Observatorium seit 125 Jahren. Gegründet wurde die Station von einem alten Bekannten: Ignaz Rojacher, dem Bergbaupionier des 19. Jahrhunderts.

© Bernd F. Meier, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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