Roaming-Gebühren:Sorgloser surfen im Urlaub

20 06 2014 Griechenland Insel Kreta Urlaub im Fischerdorf Sissi Eine Urlauberin steht am Strand

Ende April tritt die letzte Stufe der Roaminggebühren in Kraft.

(Foto: imago/MiS)

Telefonieren und Datennutzung im EU-Ausland sind vom 30. April an billiger - doch wer nicht aufpasst, zahlt nach wie vor viel.

Von Laura Terberl

Eigentlich wäre das Smartphone der perfekte Reisebegleiter: Es ersetzt die Landkarte, die Kamera, den Reiseführer und die Telefonzelle sowieso. Doch weil Handynutzer im Ausland auf fremde Mobilfunknetze zurückgreifen müssen, lassen sich die heimischen Anbieter das teuer bezahlen - über die sogenannten Roaminggebühren.

Die Europäische Union hat bereits 2007 begonnen, die Roaminggebühren zu regulieren. Die EU legte maximal zulässige Höchstpreise fest, die in regelmäßigen Abständen weiter reduziert werden. Im Sommer 2017 sollen die Roaminggebühren weitgehend abgeschafft werden. Dann darf das Telefonieren und Surfen im Ausland nur noch genauso viel kosten wie im Inland.

Roaming-Gebühren: SZ-Grafik/Quelle: Bundesnetzagentur

SZ-Grafik/Quelle: Bundesnetzagentur

Zum 30. April dieses Jahres werden die Preise ein letztes Mal gesenkt. Die zulässigen Höchstpreise fallen zwar nur um wenige Cent. Trotzdem wird es für viele Smartphone-Nutzer jetzt deutlich günstiger im Ausland zu telefonieren und vor allem zu surfen. Denn zum ersten Mal gibt es nicht nur von der EU vorgegebene Höchstpreise. Auch die Differenz zwischen Inlands- und Auslandspreis ist reguliert. So darf ein Telefonat im Ausland nur fünf Cent die Minute mehr kosten als im Inland, pro Megabyte Daten darf der Aufpreis ebenfalls nur fünf Cent betragen.

Für Nutzer, die eine Daten- oder Minuten-Flat für ihr Handy haben, bedeutet die neue Verordnung, dass sie im Ausland ihre bestehende Flat in der Regel ganz normal nutzen können und dabei nur noch den Auslandsaufschlag zahlen. Verbraucht man also 100 Megabyte seiner Datenflatrate, muss man für jedes verbrauchte Megabyte maximal fünf Cent Aufschlag zahlen, also insgesamt fünf Euro. Über den genauen Preis informieren die Anbieter ihre Kunden, sobald diese sich mit ihrem Handy in ein ausländisches Netz einbuchen. Trotzdem können sich die Aufpreise summieren: "Vor allem der Datenverbrauch kann zur Kostenfalle werden", erklärt Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern. Auch wenn das Smartphone ungenutzt im Hotelzimmer liegt, verbraucht es mobile Daten, etwa weil sich Apps aktualisieren oder Inhalte automatisch heruntergeladen werden. "Bevor man ins Ausland geht, sollte man deshalb seine Smartphone-Einstellungen so ändern, dass sie für Aktualisierungen und Downloads keine mobile Daten verbrauchen", rät Halm.

Sorgenfreiheit versprechen dagegen einige Anbieter, die schon jetzt die Roaminggebühren abgeschafft haben - zumindest teilweise. Wer einen Vertrag bei der Telekom abschließt, zahlt dank der "All-inclusive"-Option im EU-Ausland nicht extra fürs Roaming. Dafür kosten die Verträge pro Monat fünf Euro mehr. Und spätestens 2017 muss die Telekom die Inklusive-Option sowieso anbieten.

Vor einer Kostenfalle schützt auch die EU-Regulierung nicht

"Ob sich diese Angebote lohnen, hängt davon ab, wie häufig man im Ausland ist. Für die meisten Gelegenheitsurlauber ist es vermutlich günstiger, sich auf die EU-Höchstpreise zu verlassen, oder eine zusätzliche Paket-Option zu buchen", erklärt Verbraucherschützerin Halm. Denn viele Anbieter haben für Vertrags- und Prepaid-Kunden Wochen- und Tagespässe im Programm. Für einen fixen Betrag bieten sie eine bestimmte Anzahl von Freiminuten oder eine bestimmte Datenmenge. Umgerechnet auf die einzelne Minute sind die Preise wesentlich günstiger als die garantierten Höchstpreise der EU - vorausgesetzt man nutzt die Pässe auch aus.

Vor einer Kostenfalle schützt auch die EU-Regulierung nicht: Auf Schiffen kann die Handynutzung richtig teuer werden, weil die Funkverbindung dort über Satellit aufgebaut wird und die EU-Regulierung dafür nicht gilt. Minutenpreise von mehr als drei Euro sind keine Seltenheit, deshalb sollte man sich vorher beim Anbieter über die anfallenden Kosten informieren. Besonders tückisch: Hier bekommt man meist auch keine SMS, die einen über die Preise informiert.

Ähnlich teuer ist die Handynutzung in Nicht-EU-Ländern. Wer im Türkei-Urlaub daheim anrufen möchte, muss mit Preisen von mehreren Euro pro Minute rechnen. Hier raten Verbraucherschützer, Datenverbindungen nur zu nutzen, wenn ein kostenloses Wlan-Netz verfügbar ist, um hohe Kosten zu vermeiden. Wer das im Urlaub vergisst, kann sich zumindest auf den Kostenairbag verlassen: Denn Mobilfunkbetreiber dürfen ihren Kunden im Ausland nicht mehr als 60 Euro pro Monat berechnen. Diese Grenze gilt zwar weltweit, allerdings nur für den Verbrauch an mobilen Daten, nicht fürs Telefonieren.

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