Reise-Knigge Deutschland:"Hinterlassen Sie einen eleganten Haufen!"

Internationale Reiseführer bieten derart ausführliche Etikette-Tipps für Deutschland, dass auch die Einheimischen noch etwas lernen können.

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Allerorten lauern Fettnäpfchen in der Fremde, daher informieren sich Touristen gerne vorab über spezielle Gepflogenheiten im Land ihrer Wahl. Natürlich gilt das auch für Deutschland und die Deutschen: Ein Streifzug durch gedruckte und Online-Guides, der bisweilen auch uns Eingeborenen Neues offenbart.

"Die deutsche Weise des Grußes ist das Händeschütteln", geben ausländische Reiseführer vor. An diese Grundform der Etikette hat sich der seit langem in den USA lebende Arnold Schwarzenegger bei der Begrüßung von Angela Merkel offenbar noch erinnert. Ganz abgesehen, dass er die Hand der Bundeskanzlerin dabei wie beim Ringel-Reihe-Tanz hält: Es fehlt der empfohlene Blick in die Augen. Immerhin hat der frühere kalifornische Gouverneur aber die andere Hand aus der Hosentasche genommen - auch dazu raten Reiseführer.

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Offenbar ist der allzu lässige Umgang mit der Zeit eine der meistgefürchteten Pannen im Umgang mit uns Deutschen. Ausnahmslos mahnen ausländische Reiseführer: "Es ist kein Klischee: Der Deutsche ist wirklich pünktlich. Versuchen Sie daher, immer zur verabredeten Zeit da zu sein, und entschuldigen Sie sich, falls Sie sich verspäten."

Damit auch wirklich nichts schief geht, bietet zum Beispiel iguide.travel diesen verallgemeinernden Tipp: "Die meisten Deutschen kommen fünf bis zehn Minuten zu früh zu einer Verabredung und gehen davon aus, dass jeder es so hält."

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Mit der größte Fauxpas, den ein Tourist in deutschen Landen begehen kann: "Das Auto ist den Deutschen heilig - besser Sie lehnen sich nie gegen eins."

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Und noch ein guter Rat, falls ausländische Urlauber auf die verwegene Idee kommen, ihr Reiseziel mit dem Mietwagen zu erkunden: "Deutsche fahren schneller und aggressiver, als man es vielleicht gewohnt ist. Insbesondere auf Abschnitten ohne Geschwindigkeitsbegrenzung nehmen die Deutschen ihr Recht auf Rasen überaus ernst."

Zugfahren wird hingegen uneingeschränkt empfohlen: Das deutsche Zugsystem sei nicht nur bequem und schnell, sondern "nachweislich das effizienteste in ganz Europa" schwärmt der Lonely Planet Germany. Dass die Meinung der Einheimischen in Bezug auf die Deutsche Bahn nicht so einheitlich ist, bleibt unerwähnt.

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"An deutschen Stränden ist es in Ordnung, wenn Frauen oben ohne baden. Komplette Nacktheit wird überall toleriert", weiss itravel.guide, "wenn auch nicht oft gesehen außerhalb von FKK-Zonen. Diese sind vor allem üblich an der Ostseeküste in der ehemaligen DDR. Auf Nudisten kann man auch in einigen Parks von Berlin treffen und in München im Englischen Garten."

Für prüde Besucher hat virtualtourist.com diesen Tipp parat: "Setzen Sie sich nie mit Badehose in eine Sauna."

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Damit sich der Fremde auch an der Bäckertheke nicht blamiert, liefern einige Reiseführer Exkurse über unser Backwerk. "Deutsches Brot ist feucht, besitzt einen starken Eigengeschmack und kommt in allen Größen und Formen vor", weiß der Rough Guide Germany.

Andere Guides berichten ehrfüchtig von "hunderten deutschen Brotsorten" und warnen vor Verwirrung wegen der Namensvielfalt bei der Semmel alias Wecke alias Rundstück alias Schrippe.

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Überhaupt, die Andersartigkeit der Speisen: Gleich mehrere Reiseführer weisen auf die "gummiartige" Konsistenz der bayerischen Weißwurst hin, freilich ohne die wesentlich wichtigere Frage "Zutzeln oder Schneiden?" zu klären.

Geradezu bizarr scheint diese einheimische Köstlichkeit auf fremde Gaumen zu wirken: "Weißer Spargel ist ein Lieblingsgericht der Deutschen, manchmal besteht ein gesamtes Menü aus Spargelgerichten. Ist nicht jedermanns Geschmack ...".

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Ein Rat, den gerade asiatische Gäste am Tisch gerne mehrfach beherzigen: "Sagen Sie 'Prost!' wenn Sie beim Trinken anstoßen. Wünschen Sie allen am Tisch 'Guten Appetit' bevor Sie zu essen beginnen. Das wird Ihre Wertschätzung erhöhen!"

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Bei den Tischmanieren gibt es hierzulande einiges zu beachten. Dabei sind Touristen aber aus physiologischer Sicht Grenzen gesetzt: Die Anweisung auf asiarooms.com "Ihre beiden Hände sollten beim Essen auf dem Tisch sein!" lässt sich schlicht nicht befolgen, wenn man ein Besteck benutzen möchte.

Genauer steht es in The German Way: "Halten Sie Besteck in beiden Händen und legen Sie beim Essen nicht die Unterarme auf den Tisch. Lassen Sie Ihre linke Hand nicht in den Schoß fallen."

Mehrere Ratgeber gehen auf eine Essgewohnheit von US-Bürgern ein: "In Deutschland zerkleinert man nicht alles auf einmal in mundgerechte Happen."

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Gut, dass Urlauber aus Großbritannien auf diese wichtige Knigge-Kleinigkeit hingewiesen werden: "Wenn Sie eine Suppe oder andere Speisen vom Löffel essen, halten Sie den Löffel mit der Spitze in Richtung ihrer Lippen und nicht parallel zum Mund!"

Außerdem sollen "Löffel, mit denen Getränke wie zum Beispiel Kaffee umgerührt werden, überhaupt nicht in den Mund gesteckt werden."

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"Mit offenem Mund zu kauen oder mit vollem Mund zu sprechen, gilt als unerzogen - genauso wie Kaugummikauen mit offenem Mund."

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Nicht jedem ist gegeben, aus steifem Tuch eine Bischofsmütze oder eine Lilie (im Bild) zu falten. Aber das ist auch gar nicht nötig.

Nach Beendigung der Mahlzeit, verhält sich der wohlerzogene Mensch in Deutschland laut Reiseführer folgendermaßen: "Wenn Sie den Tisch verlassen, legen Sie Ihre Serviette als eleganten Haufen links von Ihrem Teller auf den Tisch. Es sei denn, die Serviette ist zu sehr beschmutzt - dann werden Sie sie auf Ihrem Stuhl hinterlassen wollen."

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In der Trinkgeldfrage sind sich die Ratgeber nicht ganz einig: Die Bandbreite reicht von "zehn bis 15 Prozent von der Rechnungssumme - sofern Sie mit dem Service zufrieden waren" bis zum lapidaren "Geben Sie zwei bis drei Euro".

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In der Frage der Mülltrennung ist mit uns offensichtlich nicht zu spaßen: "Sie werden auf verschiedene Behälter für Glas, Papier und Kunststoff treffen. Vielen Deutschen sind Recycling und Mülltrennung sehr wichtig. Sollten Sie dies ignorieren oder über die Praktik nicht Bescheid wissen, könnte man auf Sie herabsehen."

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Und auch jüngste Verwerfungen in der deutschen Psyche werden in einigen Reiseführern thematisiert: "Bezeichnen Sie Menschen nicht als 'Ossi' oder 'Wessi' - es könnte genau andersherum sein. Selbst 20 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Deutschen in diesem Punkt empfindlich."

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Wer flüstert, lügt? Dieser Benimm-Guide sieht das anders: "Zögern Sie nicht, der Person, die neben Ihnen sitzt, etwas Vertrauliches zuzuwispern. Deutsche betrachten Flüstern nicht als unhöfliche Angewohnheit."

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(sueddeutsche.de/Rough Guide Germany, Lonely Planet Germany, iGuide, asiarooms, dw-world.de, about-germany.org/dd/kaeb/jj)

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