Museumsfriedhof in Tirol:Die lustige Leiche

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"Unter diesem Rasen liegt die versoffene Kupferschmied Nasen". Solche Inschriften finden sich auf alten Grabkreuzen. Bei Hans Guggenberger kann man sie sich ansehen - und herzhaft lachen.

Hans Gasser

Seit 40 Jahren sammelt der Tiroler Kunstschmied Hans Guggenberger alte Grabkreuze. In einem Freiluftmuseum neben seinem Haus im Tiroler Ort Kramsach bei Kufstein hat er die Kreuze mit den sonderbarsten und lustigsten Inschriften ausgestellt. Nun, im Herbst, kommen viele Touristen, um sich darüber zu amüsieren.

Hans Guggenberger hat Freude an den Inschriften alter Grabkreuze - die Touristen auch. (Foto: Foto: Martin Reiter)

SZ: "Unter diesem Rasen liegt die versoffene Kupferschmied-Nasen." Wenn man manche Grabsprüche liest, könnte man denken, Sie selbst hätten sich einen Jux erlaubt.

Hans Guggenberger: Nein, da liegen Sie ganz falsch. Unsere Kulturschützer haben auch ein Problem mit den Sprüchen. Aber ich kann alle urkundlich nachweisen. Das ist kein Schmäh und kein Jux. Ich habe die Kreuze lediglich restauriert und dann wieder aufgestellt. 70 Grabkreuze stehen am Museumsfriedhof, und in meinem Depot sind fast 700.

SZ: Wie kommen Sie an die Kreuze?

Guggenberger: Mit meiner Firma mache ich selbst etwa 300 Grabstätten im Jahr. Der Friedhof ist für mich das tägliche Brot. Vor 40 Jahren habe ich bereits mit dem Sammeln angefangen. Wenn Grabstätten neu gemacht werden müssen, kaufe ich den Leuten manchmal die alten Grabkreuze ab. Andere finde ich bei Antiquitätenhändlern. Für ein schönes, altes Grabkreuz muss ich 600 bis 1000 Euro bezahlen.

SZ: Aus welcher Zeit sind die Grabkreuze mit den Sprüchen?

Guggenberger: Die sind vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert findet man keine lustigen Sprüche mehr. Warum das so ist, weiß ich selbst nicht genau. Man hatte früher wohl ein humorvolleres Verhältnis zum Tod.

Es gab damals auch viele Marterln, das sind Gedächtnisstätten für Verunglückte am Wegesrand. Da standen Sachen wie: "Aufigstiegn, obagflogn, higwesn" - für einen verunglückten Bergsteiger. Zudem findet man Sprüche auf Leichenbrettern. Darauf hat man in entlegenen Bauernhöfen im Winter die Toten an kühler Stelle zwischengelagert, bis die Wege ins Tal wieder schneefrei waren.

SZ: Wer besucht denn Ihren Museumsfriedhof?

Guggenberger: Vor allem Touristen. Mittels Drehkreuz haben wir einmal ermittelt, dass 200.000 Besucher pro Jahr kamen. An manchen Tagen haben wir bis zu 40 Reisebusse. Jetzt im Herbst ist Hochsaison.

SZ: Wie reagieren die Besucher?

Guggenberger: Der Großteil ist belustigt. Meistens höre ich Gelächter vom Museumsfriedhof herüber. Oft sind die Busgruppen ja auch schon ein bisschen angeheitert. Eine Reisegruppe der Winzergenossenschaft Würzburg hat mir einmal einen Geschenkkorb mit Weinen überreicht und sich bei mir für die Ausstellung bedankt. Das hat mich sehr gefreut, denn der Kramsacher Bürgermeister hat sich nicht bei mir bedankt, obwohl der Eintritt bei uns gratis ist.

SZ: Was ist Ihr Lieblingsspruch?

Guggenberger: "Hier liegt Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug." Ich stelle mir vor, der wird Lehrer gewesen sein und ganz gerne mal ein Glas zu viel getrunken haben, was dann Frau und Kinder ausbaden mussten.

© SZ vom 06.11.2008/lpr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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