Kambodscha: Markthalle Phnom Penh:Feilschen im Trockenen

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Ein Bummel durch die Markthalle von Phnom Penh war früher ein zwar pittoreskes, oft aber auch unangenehm feuchtes Erlebnis. Nun ist das Art-Déco-Gebäude renoviert und zum zweiten Mal eröffnet worden.

Auf Phnom Penhs Zentralmarkt gibt es nichts, was es nicht gibt: Egal ob für die Bewohner der Stadt oder für Touristen, die Chancen stehen ziemlich gut, dass einer der 3000 Händler hat, was man sucht. Einige bieten alle Arten von Lebensmitteln an: Fleisch, Fisch, Reis, Früchte und Gemüse. Die übrigen verkaufen alles mögliche andere von raubkopierten DVDs über Klamotten, Unterhaltungselektronik bis zum üblichen Touristenklimbim.

Alte Hallen in neuem Glanz: Phnom Penhs Markt ist wieder schick Zum Themendienst-Bericht von Robert Carmichael vom 10. Juni: Die Markthalle von Phnom Penh wurde ein zweites Mal eröffnet - bei den Restaurierungsarbeiten hat sie eine neue Fassade und ein Dach für die vielen Händler bekommen, die sich zuvor bei Sturzregen unter Schirmen und Zeltplanen gedrängt hatten. (Die Veröffentlichung ist für dpa-Themendienst-Bezieher honorarfrei. Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dem genannten Text, bei Nennung der Bildquelle und nur bis zum 09.06.2012 verwendet werden.)  Foto: ICS Travel Group/dpa/tmn (Foto: dpa-tmn)

Die Markhalle im Art-Déco-Stil mit ihrer riesengroßen Kuppel und vier rechtwinklig dazu angeordneten Flügeln wurde 1937 gebaut. Kambodscha war damals noch unter französischer Kolonialherrschaft. Eine Zeit lang war die Kuppel mit ihren 45 Metern Durchmesser die sechstgrößte der Welt.

Kambodschaner nennen die Markthalle "Psar Thmei", was Neuer Markt bedeutet. Aber weil das Gebäude jahrzehntelang vernachlässigt wurde, war es genau wie seine Umgebung mit der Zeit etwas heruntergekommen. Doch das ändert sich nun: Erst wurde der Markt mit großem Aufwand restauriert, dann am 25. Mai ein zweites Mal eingeweiht.

Der Bau der Markthalle vor fast 75 Jahren sollte ein Startsignal für eine neue Ära in Kambodscha sein, aber was dann folgte, waren Jahrzehnte, in denen alles nur schlimmer wurde: erst Bürgerkrieg, dann das Regime der Roten Khmer, dann wieder Bürgerkrieg. Um die Jahrtausendwende gab es endlich Frieden, aber der Zentralmarkt hatte nur noch wenig von dem Eindruck, den er einst gemacht hat.

Bei den Restaurierungsarbeiten wurde die Fassade erneuert und das Abwassersytem verbessert. Die hunderte von Händlern, die sich zuvor bei tropischen Sturzregen außerhalb des Hauptgebäudes im Freien unter Schirmen und Zeltplanen gedrängt hatten, haben nun ein wellenförmiges Dach über dem Kopf.

Für die Einwohner Pnom Penhs ist der Markt ein Teil ihres alltäglichen Lebens. Aber auch für Touristen ist er ein wichtiger Anziehungspunkt. Genau sie hat die 28-jährige Srey Mao im Auge: Sie verkauft Ledergürtel, Taschen und Portemonnais, alle mit Markennamen wie Armani, Gucci, Dolce & Gabbana, Louis Vitton oder Mont Blanc. Alles garantiert gefälscht, wie sie verschmitzt versichert.

Wie die meisten Händler hier ist Srey Mao glücklich über die Frischzellenkur für den Markt. Ihr Stand draußen profitiert von dem neuen Betondach, und das bedeutet bessere Geschäfte. Sie sagt, die Standbesitzer sind sehr zufrieden: "Der Markt sieht viel besser aus als vorher, besonders die Gänge zwischen den Ständen." Zuvor habe es bei Regen immer wieder Probleme gegeben. "Alles wurde sehr nass, aber das Problem ist nun gelöst."

Solide Bauweise

Bei tropischem Klima und einer langen Regenzeit sind solche Sorgen durchaus ernst zu nehmen. Vor den Restaurationsarbeiten gab es durchaus Befürchtungen, die Stahlstreben der Markthalle und die Kuppel könnten marode sein. Aber dann stellte sich heraus: Das Gebäude ist nach wie vor solide.

Srey Mao, die seit rund 20 Jahren Schmuck im zentralen Markt verkauft, findet, dass die Verbesserungen nicht zu übersehen sind: "Es sieht viel schöner aus, besonders das neue Dach für den Außenbereich", sagt sie. "Und innen ist es viel behaglicher geworden mit den neuen Ventilatoren, die man installiert hat." Die Ventilatoren sollen Händlern und Marktbesuchern helfen, die feuchtheißen Monate durchzustehen, wenn Temperaturen von 40 Grad Celsius tagsüber durchaus realistisch sind. Auch Touristen dürften das Einkaufen unter weniger schweißtreibenden Bedingungen zu schätzen wissen.

© Robert Carmichael, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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