Berliner Pfaueninsel:Königliche Mogelpackung

Adlige wollten zu Zeiten von Königin Luise auf der Pfaueninsel zurück zur Natur. Auch deshalb sind die Wände des Inselschlosses nicht so stabil, wie sie aussehen.

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(Foto: dpa)

Ein märchenhaftes Schloss, viel Natur und viel Platz zum Erholen: die Pfaueninsel im Südwesten Berlins galt als einer der Lieblingsorte von Königin Luise. Kein Wunder. Immerhin war die Insel nicht weit vom königlichen Hof entfernt - und erlaubte Luise doch, dem Alltag zu entfliehen. Dort konnte sie mit ihrer Familie ungezwungen sein und die Natur genießen. Noch heute besticht die Pfaueninsel als stiller Zufluchtsort vor den Toren der Hauptstadt - gerade im Luisenjahr zum 200. Todestag der Königin lohnt ein Besuch.

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(Foto: Nikolaus Lauer, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)

"Zur Zeit von Luise war es unter Adligen en vogue, aus den Schlössern hinauszugehen und hinein in die Natur", erklärt Susanne Fontaine, Leiterin des Schlosses auf der Pfaueninsel. Schon der Philosoph Jean-Jacques Rousseau hatte die Rückkehr zur Natur propagiert - die Pfaueninsel "passte da genau ins Bild. "

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(Foto: dpa-tmn)

Allein dass sie eine Insel war, machte sie zu einer Projektion für Sehnsüchte und Träume. Auch heute erscheint das Kleinod ein bisschen wie eine Traumwelt. Vom Festland aus ist sie nur mit einer kleinen Fähre zu erreichen. Vom Landesteg aus führt ein schmaler Weg vorbei an üppigen Rosen zum westlichen Zipfel der Insel. Hinter dichten Bäumen steht es da: das weiße Schloss, mit seinen verspielt wirkenden Türmen und einem eindrucksvollen Blick über die Havel.

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(Foto: APN)

Erbaut wurde es 1794 unter König Friedrich Wilhelm II., der bald danach starb, so dass es vor allem von seinem Sohn Friedrich Wilhelm III. und dessen Frau Luise genutzt wurde. Bemerkenswert an dem Schloss ist seine Fassade. Sie sieht zwar aus einiger Entfernung so aus, als sei sie aus Steinen gebaut. Doch die sind nur aufgemalt. In Wirklichkeit besteht die Fassade aus groben Eichenbrettern - einfach und naturnah. Auch im Inneren gibt es kaum überbordenden Prunk. So war es schon zu Luises Zeit. "Nach ihrem Tod wurde das Schloss von den folgenden Generationen kaum genutzt und fiel in eine Art Dornröschenschlaf", sagt Fontaine.

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(Foto: Festsaal des Schlosses. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)

Deswegen ist der Großteil der Einrichtung noch Original: die Möbel, die Papiertapeten und das "Otaheitische Kabinett", ein Raum für Sehnsucht und Fernweh. Denn an den Wänden suggerieren riesige Malereien den Ausblick in eine exotische Welt mit Papageien, Palmen und fremden Pflanzen. Die Decke wurde so bemalt, dass Besucher den Eindruck haben, sie säßen in einer mit Bambus gedeckten Hütte. Von zu viel Naturnähe konnten sich die Adligen im Festsaal wieder erholen.

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(Foto: Meierei auf der Pfaueninsel. dpa-tmn)

Auch die Meierei am nördlichen Ende der Insel zeigt das Bestreben, der Natur möglichst nah zu sein. Von außen sieht sie aus wie die Ruine einer gotischen Kirche, doch im Inneren konnten Luise und ihr Mann probieren, selbst Kühe zu melken und Butter herzustellen. "Das war ein Vergnügungsort für Könige, wo sie Bauer und Bäuerin spielen konnten", erzählt Fontaine.

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(Foto: APN)

Es gab zudem noch Ställe und eine Scheune, die zwar landwirtschaftlich genutzt wurden, den Königsfamilien aber vor allem das kurzzeitige Leben auf einem Bauernhof ermöglichen sollten - ohne harte Arbeit, nur als Freizeitvergnügen. Zwischen diesen beiden Gebäuden erstreckt sich ein großer Landschaftsgarten, der von Peter Joseph Lenné geprägt wurde. Dabei wirkt die Pfaueninsel aber nicht wie ein adrett angelegter, rund 67 Hektar großer Garten, sondern wie von der Natur geschaffen.

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(Foto: APN)

Besucher können so nicht nur wie Luise der Alltagshektik entfliehen, sondern sich von der Insel überraschen lassen. Beim Spaziergang unter Eichen entdeckt man neben namengebenden Pfauen immer wieder verspielte Architektur: den Beelitzer Jagdschirm zur Entenjagd, die Volière, eine Fontäne oder den Luisentempel.

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(Foto: Großer Saal der Meierei. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)

Informationen Auf der Insel wird bis 31. Oktober 2010 die Ausstellung "Luise. Die Inselwelt der Königin" mit zeitgenössischer Kunst gezeigt. Dazu gibt es Hörstationen. Außerdem sind in diesem Jahr erstmals Parkgebäude geöffnet, die bisher für Besucher nicht zugänglich waren. Öffnungszeiten der Pfaueninsel bis Ende August: täglich 8 bis 21 Uhr, im September täglich 9 bis 19 Uhr und im Oktober täglich 9 bis 18 Uhr. Die Parkgebäude und die Meierei sind bis Oktober täglich 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Schloss (täglich außer montags) kann nur mit Führung besichtigt werden. Eintritt: Das Inselticket für 5 Euro (ermäßigt 4 Euro) beinhaltet die Fähre und den Eintritt für die Parkgebäude und die Meierei. Der Schlossbesuch kostet weitere 3 Euro (ermäßigt 2,50 Euro). Ein Familienticket für zwei Erwachsene und drei Kinder bis 16 Jahren kostet 10 Euro. Weitere Informationen bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

© dpa, Aliki Nassoufis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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