Beamte auf dem Mount Everest:Gipfel-Gendarmerie

Lesezeit: 2 min

Blick auf den höchsten Berg der Welt: Der Mount Everest gilt als Abenteuerspielplatz für Hobby-Alpinisten. (Foto: dpa)

Auf dem Mount Everest geht es drunter und drüber: Auf dem Weg zum nächsten Rekord versuchen Bergsportler alles, an die geltenden Vorschriften hält sich kaum jemand. Dem will die nepalesische Regierung nun ein Ende setzen - und plant, Beamte auf mehr als 5000 Meter zu installieren.

Von Hans Gasser

Daniel Hughes war live auf Sendung in der BBC, als er plötzlich eine rote Clownsnase aus seinem Daunenanzug zog und sie sich an die Sauerstoffmaske klemmte. Der britische Bergsteiger stand dabei auf dem Gipfel des Mount Everest, 8850 Meter über dem Meer, und filmte sich mit seinem satellitengestützten Smartphone. Er wollte damit Spenden sammeln für eine caritative Organisation, deren Symbol die rote Clownsnase ist. Der nepalesische Tourismusminister zeigte sich hinterher empört - nicht weil er etwas gegen rote Nasen hat, sondern weil für Live-Sendungen am Everest eine Genehmigung einzuholen und eine Gebühr von umgerechnet 1500 Euro zu entrichten sei. Andere Bergsteiger haben schon Kopfstand gemacht oder sich für ein Foto auf dem Gipfel gar ihrer Kleider entledigt.

Mit derlei Auswüchsen am höchsten Berg der Welt soll nun aber Schluss sein. Die nepalesische Regierung plant, ab nächstem Jahr ein Team von Beamten im 5400 Meter hoch gelegenen Basislager des Everest zu installieren. Es soll den Bergsteigern auf die Finger sehen, Genehmigungen kontrollieren und auch bizarre Rekordversuche eindämmen.

Mount Everest
:Berg voller Rekorde und Tragödien

Der Mount Everest ist der höchste Berg der Welt und treibt viele zu Höchstleistungen an. Aber die Bezwingung eines Mythos aus Fels und Eis birgt viele Gefahren.

"Wir wollen die Bergsteiger damit deutlich daran erinnern, was erlaubt ist und was nicht", so Zimba Zangbu Sherpa, Präsident der Nepal Mountaineering Association, welche die Genehmigungen zum Besteigen der hohen Berge erteilt. Gleichzeitig solle das "starke Team" bei Notfällen die Hilfe koordinieren oder bei Konflikten zwischen westlichen Bergsteigern und Sherpas vermitteln. Im April hatte es eine gewaltsame Auseinandersetzung gegeben, als eine Gruppe von erbosten Sherpas mit Fäusten und Steinen auf die beiden Extrembergsteiger Ueli Steck und Simone Moro losgegangen war, weil diese sie angeblich beim Montieren von Fixseilen gestört und beleidigt hatten.

Ob die geplante Maßnahme wirklich zielführend ist, darüber herrscht Uneinigkeit. "Ich bin sehr skeptisch", sagt etwa der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler, der bereits sechs Mal mit zahlenden Kunden auf dem Everest stand, zuletzt im Mai dieses Jahres. Schon bisher habe jede Expedition einen "Verbindungsoffizier" bei der Regierung. Dieser koste mehr als 5000 Euro, lasse sich aber nie blicken im Basislager. "Ich möchte sehen, ob da wirklich während der zwei Monate dauernden Saison im April und Mai Beamte aus Kathmandu im Basislager auf dieser Höhe sitzen", sagt Kobler. Viel sinnvoller zur Eindämmung der Auswüchse am jährlich von 30 Expeditionen heimgesuchten Mount Everest sei eine Beschränkung der Genehmigungen. "Doch das will man nicht, denn jede Erlaubnis bringt umgerechnet 7500 Euro ein."

Trekking in Nepal
:Abseits von Mount Everest und Annapurna

Von den Touristen profitieren in Nepal bislang nur wenige Einheimische. Mit einem neuen Netz aus Wanderwegen soll sich das ändern. Nur die Dörfer sind noch nicht soweit.

Von Moritz Baumstieger

60 Jahre nach der Erstbesteigung durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay ist der Everest längst zu einem Abenteuerspielplatz zahlungskräftiger Hobby-Alpinisten geworden. Jährlich erreichen mehr als 500 Menschen den Gipfel, meist mit kommerziellen Veranstaltern, was rund 30.000 Euro pro Person kostet. In diesem Jahr dürften es nach ersten Schätzungen sogar mehr als 600 gewesen sein, zehn Bergsteiger kamen um. Rekorde gab es 2013 auch: Der bisher älteste Mann, ein 80-jähriger Japaner, erreichte den Gipfel, die erste Frau aus Saudi-Arabien und - die erste Clownsnase.

© SZ vom 03.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

60 Jahre Mount-Everest-Erstbesteigung
:"Das hat dieser Berg nicht verdient"

Vor 60 Jahren standen zum ersten Mal Menschen auf dem Gipfel des Mount Everest: Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Bis heute gilt der höchste Berg der Welt als Inspiration. Was prominente Bergsteiger über ihn sagen - mit historischen Fotos der Erstbesteigung.

Von Carolin Gasteiger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: