Zwischenfall an türkisch-syrischer Grenze:Türkisches Kampfflugzeug drängt syrischen Hubschrauber ab

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Neuer Zwischenfall zwischen Syrien und der Türkei: Ein Helikopter der syrischen Armee ist von einem türkischen Kampfflugzeug abgedrängt worden. Zeitungsberichten zufolge verlegt Ankara weitere Kampfjets und Hunderte Panzer an die Grenze.

Ein türkisches Kampfflugzeug hat am Freitag einen syrischen Hubschrauber abgedrängt, der sich der türkischen Grenze näherte. Der Hubschrauber habe die von Rebellen kontrollierte Stadt Asmarin nahe der Grenze bombardieren wollen, sagte ein türkischer Offizieller, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP.

Die Türkei rüstet im Grenzgebiet zu Syrien offenbar militärisch auf: Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, habe die Regierung in Ankara im Zusammenhang mit dem neuen Zwischenfall zwei Kampfjets an die Grenze zu Syrien verlegt

Die Nachrichtenagentur dpa hatte zuvor unter Berufung auf die türkische Tageszeitung Hürriyet sogar von 15 Kampfjets berichtet, die aus anderen Landesteilen ins südostanatolische Diyarbakir verlegt werden sollten. Zudem soll die Zahl der Panzer im Grenzgebiet um 60 auf jetzt 250 erhöht worden sein.

In Azmarin und den Nachbarorten sollen sich Rebellen und Regierungstruppen Reuters zufolge diese Woche heftige Kämpfe geliefert haben. Im türkischen Grenzgebiet schlagen immer wieder Granaten aus Syrien ein, die Türkei feuert zurück.

In der vergangenen Woche hatte das Parlament der Regierung in Ankara Militäreinsätze im Nachbarland erlaubt. Laut Hürriyet die sich auf Militärkreise beruft, laufen die Planungen für eine mögliche Intervention auf Hochtouren. Demnach sind die Planer zu dem Schluss gekommen, dass sich die relativ flache Gegend um Akcakale gut für einen Panzerangriff eignen würde. Dem Bericht zufolge sehen die Überlegungen vor, einen Panzereinsatz durch Luftangriffe auf syrische Stellungen vorzubereiten.

Die Beziehungen sind besonders angespannt, seit die Türkei am Mittwoch ein syrisches Passagierflugzeug zur Landung zwang.

Nach Angaben russischer Medien soll das Flugzeug zwölf Kisten mit Teilen eines Frühwarnsystems an Bord gehabt haben. Die Ladung sei für die Reisenden ungefährlich gewesen, sagte ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter der russischen Rüstungsbranche der Zeitung Kommersant. "Es waren keine Waffen an Bord. Wenn sich im Flugzeug ein ausgeschalteter Radioapparat befindet, wie soll das eine Bedrohung für Passagiere oder Besatzung sein?", wurde er zitiert.

Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor nur gesagt, dass die beschlagnahmte Fracht des Flugzeugs "Munition" und andere militärische Ausrüstung enthalten habe. Die USA stellten sich grundsätzlich hinter die Türkei, konnten aber nicht bestätigen, dass sich an Bord der abgefangenen Maschine militärisches Material befunden habe.

Die Regierung in Ankara hat nach Informationen der türkischen Zeitung Takvim jetzt einen Nato-Waffenexperten hinzugezogen, um die Fracht des abgefangenen Passagierflugzeugs zu untersuchen. Wie die Zeitung unter Berufung auf das Außenministerium berichtete, soll geprüft werden, ob unter den beschlagnahmten Materialien Teile sind, die zu Raketensprengköpfen montiert werden können.

Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Syrien und der Türkei reist der Syrien-Sondergesandte Lakhdar Brahimi am Samstag zu einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu nach Istanbul. Bei dem Gespräch werde es um "alle Aspekte" des syrischen Konflikts gehen, sagte ein Diplomat. Brahimi ist seit Anfang September Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für Syrien. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle ist am Samstag in Istanbul, um Davutoglu zu treffen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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