Zusätzlicher Posten für Finanzminister:Merkel soll für Schäuble als Chef der Euro-Gruppe werben

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Wolfgang Schäuble steht vor einem Machtzuwachs: Die Kanzlerin soll bei den Europäern dafür werben, den Bundesfinanzminister zum neuen Euro-Gruppenchef zu küren. Noch ist der Schachzug mit Schäuble gefährdet: Die Franzosen wollen die Präsidentenwahl abwarten - und der bisherige Amtsinhaber Juncker könnte seinen Verzicht zurücknehmen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einem Zeitungsbericht zufolge Finanzminister Wolfgang Schäuble als Chef der Euro-Gruppe vorgeschlagen. Die Kanzlerin habe bei anderen Regierungschefs dafür geworben, dass Schäuble Nachfolger des Luxemburger Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker als Vorsitzender der Euro-Finanzminister werde, berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Kreise in Brüssel und mehreren EU-Hauptstädten.

Möchte ihren Parteifreund und Finanzminister angeblich auf einen europäischen Spitzenposten hieven: Kanzlerin und CDU-Chefin Merkel mit Schäuble. (Foto: REUTERS)

Sollte Schäuble sich durchsetzen, könnte er sein bisheriges Amt weiter ausüben. Die Bundesregierung erklärte, sie beteiligte sich nicht an Personalspekulationen. Schäuble sei erste Wahl, wenn die Euro-Gruppe nicht erneut von einem Regierungschef geleitet werde, schrieb die Zeitung und zitierte einen Insider mit den Worten: "Er hat im Moment die besten Karten." Der finnische Ministerpräsident Jyrki Katainen und dessen italienischer Kollege Mario Monti hätten bereits abgelehnt.

Der langjährige Chef der Euro-Gruppe, Juncker, hatte im Januar signalisiert, den Posten abgeben zu wollen. Seine Amtszeit endet im Juni. Es wurde aber nicht ausgeschlossen, dass Juncker weitermacht.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy habe aber noch keine Zusage für den CDU-Politiker abgegeben, heißt es. Die Entscheidung könnte sich nach Informationen der Zeitung bis nach den französischen Präsidentschaftswahlen im Mai verzögern. "Noch geht das Spiel nicht auf", sagte ein hochrangiger EU-Finanzpolitiker dem Blatt.

Schäuble brachte sich indirekt selbst in Position

Schäuble selbst hatte sich zu Wochenbeginn dafür ausgesprochen, dass der Nachfolger aus einem Euro-Staat mit einer Einsernote bei den Ratingagenturen kommen sollte. Das sind außer Deutschland noch Luxemburg, Finnland und die Niederlande. Die sogenannten AAA-Länder seien "am besten geeignet, einen Kandidaten zu präsentieren", sagte der CDU-Politiker einer niederländischen Zeitung.

Derzeit sind mehrere europäische Spitzenposten unter den Euro-Staaten zu vergeben. Die anstehenden Personalien sind zwar offiziell nicht miteinander verknüpft, es gilt aber als ungeschriebenes Gesetz in der EU, die Ämter gleichmäßig auf die verschiedenen Staaten zu verteilen.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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