Zapfenstreich für Christian Wulff:Vuvuzelas gegen Trommeln

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Lärmen gegen das ehemalige Staatsoberhaupt: Mit Vuvuzelas, Hupen und Pfeifen drücken Demonstranten ihren Ärger über die militärischen Ehrungen für Christian Wulff aus. Die Gäste im Garten von Schloss Bellevue versuchen die Störung zu ignorieren.

Ohrenbetäubendes Tröten empfängt Christian Wulff, als er am Donnerstagabend zu seiner offiziellen Verabschiedung in den Garten von Schloss Bellevue tritt. Einige Hundert Demonstranten hatten sich mit Vuvuzelas und Hupen vor dem Amtssitz des Bundespräsidenten versammelt, um lautstark ihren Unmut gegen die höchste Ehrung für das ehemalige Staatsoberhaupt auszudrücken.

Großer Zapfenstreich für Wulff
:Lautstarker Abschied aus Bellevue

Etwa 200 Gäste im Schloss Bellevue, geschätzte 250 Demonstranten davor: Beim großen Zapfenstreich in Berlin wird der zurückgetretene Bundespräsident Christian Wulff mit militärischen Ehren verabschiedet - und mit viel Lärm. In Bildern.

Das Schloss Bellevue ist zwar weiträumig abgesperrt, die von den Demonstranten eingesetzten Vuvuzelas sind allerdings auf dem Festgelände noch gut zu hören. "Es ist laut und friedlich", sagt eine Polizeisprecherin. Polizisten, die Menschengruppen zeitweise einkreisten und damit drohten, Vuvuzelas zu beschlagnahmen, kamen gegen die Masse nicht an. Ein Demonstrant hielt ein Schild mit der Aufschrift "Ohne Ehre kein Sold" in die Höhe und schimpfte: "Wulff ist mit seinen Affären eine Farce, peinlich für das Land." Eine andere Frau nannte den Ex-Präsidenten einen "Repräsentanten der Mitnahmegesellschaft". Aktivisten hatten im Internet zu dem Protest aufgerufen.

Im Garten von Schloss Bellevue haben sich unterdessen etwa 200 Gäste eingefunden, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Offizieller Gastgeber ist Bundesratspräsident Horst Seehofer als amtierendes Staatsoberhaupt. Nicht alle Eingeladenen sind auch erschienen, es gab zahlreiche Absagen. Die Spitzenpolitiker der Opposition blieben dem Zeremoniell ebenso fern wie Wulffs Amtsvorgänger.

Christian Wulff, der während der Zeremonie nahezu gelöst wirkt, kann sich immerhin damit trösten, dass das Stabsmusikkorps leicht gegen den Vuvuzelachor der Demonstranten ankommt. Nur in den kurzen Pausen zwischen den Musikstücken - nach dem "Alexandermarsch" und "Over the rainbow" folgt das Kirchentagslied "Da berühren sich Himmel und Erde" und Beethovens "Ode an die Freude" - ist der Lärmteppich auszumachen.

Bei dem Empfang vor dem Zapfenstreich hatte Wulff gesagt, dass er sich diesen Anlass für das Jahr 2015 hatte vorstellen können. Nun sei es anders gekommen. "Als Niedersachse hätte ich es wissen können", scherzte Wulff. "Es ist die Region auch von Wilhelm Busch. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt."

Der Große Zapfenstreich ist das höchste militärische Zeremoniell der Bundeswehr, mit dem Bundespräsidenten, Bundeskanzler und Verteidigungsminister und militärische Spitzen verabschiedet werden. In den vergangenen Tagen war eine Debatte entbrannt, ob dem nach der Schnäppchenaffäre zurückgetretenen Wulff der Zapfenstreich zusteht.

Christian Wulff war am 17. Februar zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Vorteilsannahme gegen ihn eingeleitet hatte. Auch danach hatten Journalisten noch weitere Details und Affären aufgedeckt, wie etwa die dubiose Beschäftigung seiner Ex-Frau, für die sich nun auch die Staatsanwaltschaft Hannover interessiert.

Wie geht es nun mit Wulff weiter? In etwa einem halben Jahr wird die Staatsanwaltschaft Hannover ein erstes Zwischenergebnis vorlegwn. Außerdem hat die SPD vor dem Staatsgerichtshof in Bückeburg gegen Wulff geklagt. Dabei geht es um eine mögliche Falschaussage seiner Landesregierung vor dem Landtag in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident. Der Staatsgerichtshof wird vermutlich im Herbst eine Entscheidung treffen.

Finanziell muss sich der 52-Jährige keine Sorgen machen. Das Bundespräsidialamt hat entschieden, dass ihm der für Ex-Bundespräsidenten vorgesehene Ehrensold von knapp 200.000 Euro jährlich zusteht. Seine Frau Bettina hat außerdem bereits ein Angebot von ihrem ehemaligen Arbeitgeber erhalten. Ob die Wulffs in Großburgwedel wohnen bleiben oder eine Auszeit im Ausland nehmen, ist nicht bekannt.

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