Wie die CIA nach Bin Laden gefahndet hat:Die Anti-Terror-Impfer

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Auf der Jagd nach dem meistgesuchten Mann der Welt wandte der US-Geheimdienst einen ungewöhnlichen Trick an: Die Familie Bin Laden sollte geimpft werden.

Mangelnden Eifer kann man den USA bei der Suche nach Osama bin Laden sicher nicht vorwerfen: Mehr als zehn Jahre jagten sie den Terroristenführer, bis die Amerikaner auf die Spur ins pakistanische Abbottabad kamen. Bevor ein Sonderkommando den meistgesuchten Mann Anfang Mai schließlich in seinem Haus erschossen hat, soll der US-Geheimdienst CIA zu einer ungewöhnlichen Methode gegriffen haben, um an die DNS des meistgesuchten Mannes der Welt zu kommen: Offenbar starteten die Ermittler extra ein großangelegtes Impfprogramm.

Mittels eines Impfprogramms wollte die CIA offenbar an die DNS von Osama bin Laden kommen. (Foto: AP)

Medienberichten zufolge war das Ziel der fingierten Impfaktion festzustellen, ob sich die Familie Bin Laden tatsächlich in dem Haus in Abbottabad aufhielt, berichten der Guardian und die New York Times. Die CIA habe einen angesehenen pakistanischen Arzt für die Aktion angeheuert. Die Ermittler hofften offenbar so an das Erbgut von Bin Ladens Kindern zu kommen, das sie mit dem seiner Schwester, die 2010 in Boston gestorben war, hätten vergleichen können.

Arzt Shakil Afridi erklärte in Abbottabad, er habe Mittel für eine kostenlose Hepatitis-B-Impfung auftreiben können. Das Projekt startete im März zunächst in einem Armenviertel der Stadt, um es glaubwürdiger wirken zu lassen. Später wurde es auf das wohlhabende Viertel ausgedehnt, in dem Bin Laden lebte.

Nicht ganz klar ist allerdings, wie Afridi an die DNS kommen wollte. "Die ganze Aktion war total unglaubwürdig", sagte ein pakistanischer Beamter dem Guardian. Das Viertel sei sehr wohlhabend. Warum sollte man ausgerechnet das für eine kostenlose Impfaktion auswählen? Noch dazu für ein Impfprogramm mit einem Mediziner, der in einer völlig anderen Region Pakistans als Amtsarzt tätig ist.

Dem Bericht zufolge soll eine Krankenschwester versucht haben, den Zugang zu Bin Ladens Anwesen zu organisieren und die Impfung zu verabreichen, während der Arzt draußen wartete. Ob es den US-Behörden letztendlich gelang, DNS von Bin Laden zu gewinnen, ist nicht bekannt. Ein Informant des Guardian sagte jedoch, die Operation sei nicht gelungen.

Der Arzt Afridi soll inzwischen vom pakistanischen Geheimdienst wegen Kollaboration mit den Amerikanern festgenommen worden sein.

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