Arabische Emirate: Auftrag an Blackwater:Geheime Wüstentruppe

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Aus Sorge vor inneren Unruhen und angesichts der Bedrohung durch Iran haben die Vereinigten Arabischen Emirate Söldner angeheuert. Mit dem Aufbau ist der Gründer der umstrittenen US-Sicherheitsfirma Blackwater beauftragt.

Christian Wernicke, Washington

Aus Sorge vor inneren Unruhen und angesichts der Bedrohung durch Iran haben die Vereinigten Arabischen Emirate Söldner angeheuert - und ausgerechnet Erik Prince, den Gründer der umstrittenen US-Sicherheitsfirma Blackwater Worldwide, mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Eliteeinheit beauftragt. Das bestätigte ein Militärsprecher in Abu Dhabi am Montag, nachdem die New York Times die "geheime Wüstentruppe" enthüllt hatte. Das Emirat lässt es sich 529 Millionen US-Dollar kosten, bis zu 800 Söldner aus Lateinamerika und Südafrika zu drillen. Die Regierung in Washington befürwortet das Projekt seines engen Verbündeten offenbar.

Blackwater-Söldner üben für den Einsatz: Die Vereinigten Arabischen Emirate haben den Gründer der umstrittenen Sicherheitsfirma mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Eliteeinheit beauftragt. (Foto: dpa)

Den Auftrag erteilte Scheich Mohammed bin Zayed, der Kronprinz und faktische Machthaber der Emirate, bereits vor Ausbruch des sogenannten arabischen Frühlings. Laut der New York Times zählt die Niederschlagung innerer Aufstände oder eventueller Rebellionen Tausender in Lagern hausender Gastarbeiter aus Südostasien aber zu den Kernaufgaben des Bataillons. Zudem sollen die Söldner das Land vor Terrorattacken schützen und Iran abschrecken.

Die Wüstentruppe rückt erneut Erik Prince in die Schlagzeilen. Der erzkonservative Milliardär und ehemalige Navy Seal hatte 1998 Blackwater gegründet und die Firma nach den Anschlägen vom 11.September 2001 zu einem regelrechten Sicherheitsimperium ausgebaut. Blackwater schützte US-Diplomaten im Irak, unterstützte dort angeblich sogar CIA-Killerkommandos und assistierte dem Geheimdienst in Afghanistan beim Einsatz von Drohnen gegen mutmaßliche Taliban-Lager. Das oft martialische Gebaren der Blackwater-Angestellten sowie ein Massaker in Bagdad, bei dem 17 unschuldige Zivilisten ums Leben kamen, brachte den Konzern jedoch in Verruf. Prince verkaufte 2010 seine Anteile und übersiedelte verbittert mit seiner Familie nach Abu Dhabi.

Dort meidet er jegliches Aufsehen. In den Verträgen seiner neuesten Firma Reflex Responses, abgekürzt R2, taucht sein Name nicht auf. Leitende Angestellte - unter ihnen offenbar frühere Elitesoldaten aus Deutschland und Frankreich - nennen ihn nur bei seinem Pseudonym "Kingfish". Angeblich lockte Prince kriegserfahrene Vertraute aus dem Irak und Afghanistan mit Jahresgehältern von bis zu 300.000 Dollar in die Wüste. Die einfachen Söldner, rekrutiert über ein karibisches Subunternehmer, stammen zumeist aus Kolumbien und erhalten einen Tagessold von 150 Dollar. Angeblich hat Prince verfügt, keine Muslime anzuheuern, da diese nicht verlässlich auf Glaubensbrüder schießen würden.

Hochrangige US-Regierungsvertreter räumten gegenüber der New York Times ein, die Golfstaaten und insbesondere die VAE seien militärisch bisher äußerst schwach: "Es macht Sinn, dass sie sich Hilfe von außen suchen." Allerdings verlangt ein US-Gesetz, dass US-Bürger, die Drittstaaten militärisch dienen, eine Lizenz erwerben. Blackwater hatte dies oft versäumt und musste 2010 dafür 42 Millionen Dollar Strafe zahlen. Nun ermittelt das State Department erneut.

© SZ vom 17.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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