Verbindung zwischen den zwei Anschlägen:Das Terror-Netzwerk von Paris und Brüssel

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Verdächtige Überweisungen und DNA-Spuren: Die Ermittler finden immer mehr Verbindungen zwischen den Anschlägen von Brüssel und Paris. Ein Überblick über das Terror-Netzwerk, das wohl in beiden Städten zuschlug.

Paris am 13. November 2015, Brüssel am 22. März 2016: Die Verbindungen zwischen den Terroristen und Verdächtigen der Anschläge in den zwei europäischen Hauptstädten sind vielfältig und teils unübersichtlich. Ein Überblick:

Mohamed Abrini: Der am Freitag nach monatelanger Fahndung festgenommene 31-Jährige Belgier ist der "Mann mit dem Hut", den eine Überwachungskamera am 22. März mit den beiden Selbstmordattentätern am Brüsseler Flughafen filmte. Das sagte er gegenüber den belgischen Ermittlern. Abrini wurde schon wegen mutmaßlicher Beteiligung an den Pariser Anschlägen mit 130 Toten gesucht. In den Tagen vor den Attentaten am 13. November war er in Frankreich an der Seite des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam unterwegs und mietete mit diesem auch eine Unterkunft der Terroristen im Pariser Vorort Alfortville. Am Abend der Anschläge selbst soll er nach Angaben seiner Familie aber in Brüssel gewesen sein.

Anschläge in Belgien
:Terrorverdächtiger Abrini ist "Mann mit Hut" vom Brüsseler Flughafen

Die Polizei hatte Mohamed Abrini am Freitag im Brüsseler Stadtteil Anderlecht festgenommen. Jetzt hat er gestanden, der Mann zu sein, der die beiden Selbstmordattentäter am Flughafen Zaventem begleitet hatte. Den Hut hat er demnach verkauft.

Salah Abdeslam: Der 26-jährige Franzose war bis zu seiner Festnahme in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek am 18. März monatelang der meistgesuchte Mann Belgiens. Er sitzt seither in Haft - und könnte eine Schlüsselfigur der Anschläge sein. Nach Erkenntnissen der Ermittler fuhr Abdeslam mit Attentätern aus Belgien zu den Anschlägen in Paris, bei denen am 13. November sein Bruder Brahim Abdeslam und sechs weitere Attentäter ums Leben kamen. Salah soll ein Killerkommando zum Stade de France gefahren haben, anschließend stellte er den Wagen im 18. Pariser Arrondissement ab. Er legte einen Sprengstoffgürtel im Vorort Montrouge ab. Warum er sich nicht in die Luft sprengte, ist noch unklar. Ein nicht an den Anschlägen beteiligter Bruder sagte nach einem Gefängnisbesuch, er habe ein größeres Blutbad verhindern wollen. Abdeslam soll später Fingerabdrücke auf einem Wasserglas in einer Wohnung im Brüsseler Stadtteil Forest hinterlassen haben, die Khalid el Bakraoui gemietet hatte.

Khalid El Bakraoui, 27, gehört zu den Attentätern von Brüssel. Er sprengte sich wenige Tage nach Salah Abdeslams Festnahme, am 22. März in der Metro der belgischen Hauptstadt in die Luft.

Ibrahim Bakraoui, drei Jahre älter als sein Bruder Khalid, zündete eine der Bomben am Flughafen.

Najim Laachraoui, Elektromechaniker aus der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek, galt als Bombenbauer der Attentäter. Sprengstoff, der in Paris verwendet wurde, soll seine DNA getragen haben. Der 24-Jährige starb als Selbstmordattentäter am Brüsseler Flughafen. 2013 soll er sich in Syrien als einer der ersten belgischen Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Unter dem falschen Namen Soufiane Kayal fiel Laachraoui im September 2015 bei einer Kontrolle auf dem Weg von Ungarn nach Österreich auf - zusammen mit Salah Abdeslam und Mohamed Belkaid.

Mohamed Belkaid kam bei einer Polizeiaktion in dem Versteck in Forest ums Leben, auf die von ihm genutzte falsche Identität lief zudem eine Geldüberweisung an die Cousine des mutmaßlichen Terror-Organisators Abdelhamid Abaaoud.

Abdelhamid Abaaoud: Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris soll nach Angaben des griechischen Nachrichtensenders Skai eine Wohnung in Athen gemietet haben, in der die Polizei im Januar 2015 Pläne für einen Anschlag auf den Brüsseler Flughafen gefunden hat. Der 28-jährige Belgier war einer der Männer, die als "Terrassen-Kommando" Bars im Osten von Paris ins Visier nahmen. Er starb wenige Tage danach beim Einsatz eines Spezialkommandos im Vorort Saint-Denis, wie auch Chakib Akrouh, der neunte Angehörige der Terrorkommandos vom 13. November. Sie sollen einen weiteren Anschlag im Geschäftsviertel La Défense vorbereitet haben. Abaaoud hatte seinen damals 13-jährigen Bruder Younes nach Syrien entführt, wo er sich dschihadistischen Kämpfern anschloss. Abaaouds Name wird mit etlichen Terrorverdächtigen in Verbindung gebracht.

Bei den Anschlägen in Paris wurden 150, bei den Anschlägen in Belgien 32 Menschen getötet.

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