USA unter Präsident Trump:Deutsche Doppelstaatler dürfen wohl doch in USA einreisen

Lesezeit: 1 min

  • Deutsche Staatsbürger, die auch einen Pass der Länder Irak, Iran, Libyen, Somalia, Sudan, Syrien oder Jemen besitzen, dürfen nun wohl doch wie bisher ein Visum für die USA beantragen und einreisen.
  • US-Heimatschutzminister Kelly sagte, dies gelte auch für Bürger aus anderen EU-Ländern.

Beim umstrittenen, von US-Präsident Donald Trump per Dekret verfügten Einreiseverbot ist für deutsche Doppelstaatler ein Kompromiss gefunden. "So wie es aussieht, immerhin eine gangbare Lösung für Doppelstaatler", teilte das Auswärtige Amt auf Twitter ohne Angaben von Einzelheiten mit.

US-Heimatschutzminister John Kelly äußerte sich ähnlich. Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft dürften einreisen, wenn sie einen Pass aus einem als nicht problematisch eingestuften Land besäßen. Dies gelte für alle EU-Länder, teilte EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos mit. "Ich hatte ein konstruktives und nützliches Telefonat mit Heimatschutzminister John Kelly", schrieb der Grieche. "Ich bin froh, dass diese Frage der doppelten Staatsbürgerschaften von EU-Bürgern gelöst ist."

SZ JetztUS-Politik
:Diese Menschen trifft Donald Trumps Einreiseverbot

Fünf junge Deutsche erzählen, wie Trumps neue Einwanderungspolitik ihr Leben durcheinanderwirft.

Protokolle von Lara Thiede, Lisa Brüßler und Friedemann Karig

Zuvor hatte der Regierungskoordinator Jürgen Hardt (CDU) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) gesagt, dass das Einreiseverbot für deutsche Doppelstaatler nicht mehr bestehe. "Die Einreisevoraussetzungen für Doppelstaatler wurden in den ursprünglichen Modus zurückgeführt", sagte Hardt dem RND nach Gesprächen mit Vertretern des US-Außenministeriums. Hardt ist Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen.

130 000 Deutsche betroffen

"Deutsche, die auch einen Pass der sieben vom Einreisebann betroffenen muslimischen Länder haben, können ab sofort wieder ein Einreisevisum zu den bisherigen Bedingungen beantragen", sagte Hardt weiter. Es gelte die Rechtslage vor dem Erlass des Einreise-Dekrets durch US-Präsident Donald Trump. "Die betroffenen 130 000 Deutschen können ihr Visum zu den bisherigen Bedingungen beantragen." Nach Angaben von Hardt wurde das Dekret in der Praxis deutlich entschärft. Dennoch bleibe es "eine politisch falsche Maßnahme".

Betroffen von Trumps Anordnung sind Staatsbürger der Länder Irak, Iran, Libyen, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen. Der US-Präsident hatte angeordnet, dass Bürger dieser mehrheitlich muslimischen Länder für 90 Tage keine Visa erhalten. Diese Regelung galt nach Angaben des Auswärtigen Amts grundsätzlich auch für deutsche Staatsbürger, die zusätzlich eine dieser Staatsangehörigkeiten besitzen.

Auf der Website der US-Botschaft in Deutschland hieß es aber auch am Dienstagabend weiterhin: "Wenn Sie ein Staatsbürger eines dieser Länder sind oder die doppelte Staatsbürgerschaft in einem dieser Länder haben", könnten derzeit keine Visa beantragt oder erteilt werden.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
01:14

Supreme Court
:Trumps Richter: Freundlich im Umgang, konservativ im Denken

Mit Neil Gorsuch nominiert US-Präsident Trump einen bestens ausgebildeten Juristen, der die US-Verfassung wörtlich auslegen will - und am liebsten einen toten Europäer zitiert.

Porträt von Matthias Kolb, Washington

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: