USA: Obama trifft Stars:Die Nummer eins macht Witze

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Der US-Präsident zeigt beim Gala-Dinner vor Journalisten und Stars komisches Talent - und schreckt vor keinem Thema zurück.

M. König

Welchen Arbeitstitel trägt die Autobiographie von Dick Cheney? "Wie man auf Freunde schießt und Menschen verhört." Derartige Witze über den ehemaligen Vizepräsidenten, der bei einem Jagdunfall einen Freund angeschossen und sich für "harte" Verhörmethoden wie Waterboarding starkgemacht hatte, gehören in den USA mittlerweile zum guten Ton - nie kamen sie jedoch aus so berufenem Munde wie am vergangenen Samstag.

US-Präsident Obama beim Gala-Dinner der Washingtoner Korrespondenten: "Am 73. Tag werde ich ruhen." (Foto: Foto: AP)

Kein geringerer als US-Präsident Barack Obama zog die Vorgängerregierung genüsslich durch den Kakao. Seine 16-minütige Rede auf dem jährlichen Gala-Dinner der Vereinigung der Korrespondenten im Weißen Haus geriet zur Stand-up-Comedy. 2700 Gäste, darunter Journalisten, Politiker und Hollywoodstars wie Robert De Niro und Steven Spielberg, amüsierten sich - und auch der Präsident selbst musste über die Pointen lachen, die ihm sein Berater David Axelrod und Autor Jon Favreau ins Manuskript geschrieben hatten.

Sein Verhältnis zur einstigen Rivalin und aktuellen Außenministerin Hillary Clinton sei so gut, dass sie ihn nach ihrem Mexiko-Besuch in den Arm genommen und ihm einen dicken Kuss verpasst habe, sagte Obama - eine Anspielung auf die Schweinegrippe, die in Mexiko wütet.

Sein Programm für die nächsten 100 Tage seiner Amtszeit: Er werde seinen Hund Bo zur Stubenreinheit erziehen, "damit nicht noch jemand Finanzminister Geithner wie einen Feuerwehrhydranten behandelt". Geithner steht wegen einer privaten Steueraffäre und der Wirtschaftskrise in der Kritik der amerikanischen Medien. Obama selbst werde in den nächsten 100 Tagen so erfolgreich sein, "dass ich sie in 72 Tagen zu Ende bringen werde. Am 73. Tag werde ich dann ruhen".

Es ist gute Tradition, dass der Präsident bei der jährlichen Gala des Washingtoner Pressekorps eine ironische Rede hält. Bei Obamas Vorgänger George W. Bush waren die Scherze jedoch ein ganzes Stück weit zahmer: Er habe mit Cheney den Film "Brokeback Mountain" gesehen, in dem es um eine Beziehung zweier homosexueller Cowboys geht, sagte Bush einst in seiner Gala-Rede. "Als wir aus dem Kino kamen, sagte Dick: 'Schöne Pferde!'. Ich sagte: 'Yep.'"

Obama hingegen erzeugte ein Raunen im Publikum, als er erzählte, warum seine Kinder Sasha und Malia nicht zur Gala gekommen sein: "Sie haben Hausarrest. Man darf die Air Force One nicht für eine Spritztour nach Manhattan benutzen, egal, wessen Tochter man ist", kalauerte Obama. Eine der beiden Präsidentenmaschinen der Air Force hatte für Panik in der Bevölkerung gesorgt, als es für Werbeaufnahmen tief über der New Yorker Innenstadt kreiste - und böse Erinnerungen an den 11. September 2001 weckte.

Der Applaus der Korrespondenten und der Stars war ihm sicher.

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