USA:Die neuen Kennedys: Gibt es Hoffnung für den Clan?

Der ermordete Präsident John F. Kennedy wäre am 29. Mai 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum richten sich die Blicke auch auf die neuen politischen Talente der Dynastie.

Von Beate Wild, New Orleans

Die Zeiten, in denen Präsident John F. Kennedy und seine Brüder Senator Edward M. Kennedy und Justizminister Robert F. Kennedy die USA prägten, sind lange vorbei. Doch weil der ermordete Präsident, kurz JFK genannt, am 29. Mai 100 Jahre alt geworden wäre, rückt die aktuelle Generation der Politiker-Familie in den Mittelpunkt. Aus Nostalgie, aber auch im Bewusstsein, dass die Demokraten ein paar charismatische Figuren derzeit gut gebrauchen könnten.

Derzeit schicken sich drei Kennedys an, ganz in alter Familientradition politische Karriere zu machen. Doch können sie halten, was der Name verspricht?

Joseph P. "Joe" Kennedy III

U.S. Congressman Joe Kennedy III and his wife Lauren arrive for the 2017 Profile in Courage Award ceremony, being given to former U.S. President Barack Obama, at the John F. Kennedy Library in Boston, Massachusetts

US-Abgeordneter Joe Kennedy III mit seiner Frau Lauren

(Foto: REUTERS)

Der Jüngste hat die größten Ambitionen: Joe Kennedy III wird nachgesagt, dass er sich auch das Weiße Haus zutrauen würde. Der 36-Jährige ist Sohn des früheren US-Abgeordneten Joseph P. Kennedy II und damit Enkel von Robert "Bobby" Kennedy. Nach der Elite-Uni Stanford war der Rotschopf zwei Jahre mit dem Peace Corps in der Dominikanischen Republik. Danach machte er 2009 seinen Abschluss an der Harvard Law School, wo die demokratische Senatorin Elizabeth Warren seine Jura-Professorin war. Seit Januar 2013 ist er Kongressabgeordneter für Massachusetts, der angestammten Familienheimat.

Ins Rampenlicht rückte Joe Kennedy III im März dieses Jahres. Er hielt im Kongress in Washington eine vielbeachtete Rede gegen Trumps Gesundheitsreform und kritisierte Repräsentantenhaus-Sprecher Paul Ryan. "Das ist kein Akt der Gnade. Das ist ein Akt der Böswilligkeit", kommentierte er den Gesetzesentwurf des Republikaners. Das Video seiner Rede wurde ein Viral-Hit.

Sogar Ex-Präsident Barack Obama ist auf den jungen Kennedy aufmerksam geworden. Bei einer Rede Anfang Mai, als er in Boston mit dem Kennedy-Award ausgezeichnet wurde, sagte Obama: "Ich könnte mir vorstellen, dass sie [gemeint waren: John, Edward und Robert Kennedy; Anm. d. Red.] sehr stolz auf eine neue Generation von Kennedys wie Joe wären, die ihren eigenen Weg im Dienste der Öffentlichkeit gehen."

Trotz allem gilt Joe III als bescheiden und beinahe schüchtern. Über seine Familie und was es bedeutet, ein Kennedy zu sein, redet der 36-Jährige nicht so gerne. Der bekannte Name dürfte der politischen Karriere allerdings nicht schaden. Jetzt muss er nur noch sein politisches Profil schärfen.

Christopher George "Chris" Kennedy

Mit 53 Jahren ist Chris Kennedy ein Neuling im Politikgeschäft. Er ist das achte von elf Kindern des US-Senators Robert F. Kennedy und arbeitete bislang als Unternehmer. Im Februar hat er seine Kandidatur für den Posten des Gouverneurs im Bundesstaat Illinois angekündigt. 2012 startete er in Chicago zudem das gemeinnützig angelegte Unternehmen "Top Box Foods". Die Organisation, in die er 150 000 Dollar investierte, will ärmere Familien mit preisreduzierten Lebensmittel-Paketen versorgen.

In Illinois landete er wegen seiner Frau Sheila, die er am Boston College kennenlernte. Nachdem die Demokraten zunächst euphorisch waren, muss Kennedy nun erst einmal seine Eignung beweisen. Einige Parteigrößen haben Zweifel an Kennedys Auftreten und unterstützen lieber seinen Konkurrenten, den Milliardär J. B. Pritzker. Dieser hat angekündigt, den Wahlkampf um das höchste Amt im Bundesstaat selbst zu finanzieren.

Auch ein Kennedy muss sich durchbeißen

Chris Kennedy ist zwar finanziell ebenfalls gut ausgestattet, muss aber um Spenden werben - ein heikles Thema in einer Partei, die um ihre Haltung zu Zuwendungen aus der Wirtschaft ringt. Millionär zu sein genüge in Illinois derzeit nicht mehr, schreibt deshalb die Nachrichtenseite Politico. Dass der Name Kennedy weiterhin zieht und seine Auftritte stets gut besucht sind, gilt als Hoffnungsschimmer.

Edward M. "Ted" Kennedy Jr.

Edward M. Kennedy Jr., genannt Ted, ist der Sohn von Edward Moore "Teddy" Kennedy, der Senator für Massachusetts war. Der 55-Jährige ist Anwalt, gilt als bodenständig und ist seit Januar 2015 Senator im Bundesstaat Connecticut. Gerüchten zufolge will auch er im kommenden Jahr Gouverneur werden. Öffentlich gibt sich Ted Jr. bedeckt, doch in der Connecticut Post heißt es aus seinem Umfeld, eine Kandidatur sei sehr wahrscheinlich. Entscheiden wird er sich wohl im kommenden Monat.

Ted Jr. hat sich als Anwalt auf Gesundheitsfragen spezialisiert und setzt sich für die Rechte von Behinderten ein. Als er zwölf Jahre alt war, stellten die Ärzte Knochenkrebs fest und mussten sein rechtes Bein amputieren.

Sprösslinge ohne Ambitionen

Joan Kennedy, Ted Kennedy, Jr.

Ted Kennedy Jr. mit seiner Mutter Joan Bennett Kennedy im Mai 2017 in Boston.

(Foto: AP)

Jenseits dieser drei Kennedys gibt es noch viele andere Sprösslinge des berühmten Clans. Doch keiner von ihnen scheint (zumindest derzeit) nach einem politischen Amt zu streben.

Da wäre beispielsweise noch Robert F. Kennedy Jr., 63, der ältere Bruder von Chris. Der sorgte in vergangenen Jahren als bekennender Impfgegner für Schlagzeilen. Im Januar traf er sogar mit US-Präsident Donald Trump zusammen und empfahl ihm ein Komitee einzusetzen, um die Verbindung zwischen Impfungen und Autismus zu untersuchen. Diese Lobbyarbeit brachte ihm in den US-Medien vor allem Spott und Häme ein.

Ein anderes bekanntes Familienmitglied ist Caroline Bouvier Kennedy, 59. Das einzige noch lebende Kind des ermordeten Präsidenten JFK, war unter Obama US-Botschafterin in Japan. Über eine mögliche Kandidatur für den Senat in New York gibt es seit ihrer Rückkehr rege Spekulationen. Anzeichen dafür finden sich derzeit allerdings nicht.

In ferner Zukunft könnte ihr Sohn John Bouvier Kennedy "Jack" Schlossberg in die politischen Fußstapfen seines Großvaters, des 35. US-Präsidenten, treten. Der 24-jährige Yale-Absolvent hat zuletzt mit seiner Mutter in Japan gelebt und trat jüngst gemeinsam mit ihr erstmals auf dem roten Teppich bei der Met Gala in New York auf. Auch seinen ersten Auftritt im Fernsehen hat der Millennial hinter sich.

US-Medien überschlugen sich mit ihrer Begeisterung für den Enkel des legendären JFK. Doch der gab sich bei seinem TV-Auftritt zurückhaltend: "Ich finde das Vermächtnis meiner Familie inspirierend, sich in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Darauf bin ich sehr stolz", sagte er. "Aber ich versuche immer noch, meinen eigenen Weg zu finden und für mich selber herauszufinden, was ich will. Also dranbleiben - ich weiß noch nicht, was ich tun werde."

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