US-Wahlkampf:"Er ist der Beste": Sarah Palin unterstützt Donald Trump

  • Sarah Palin fordert die republikanische Basis zur Wahl Donald Trumps auf.
  • Die Empfehlung hilft dem Immobilien-Milliardär im erzkonservativen Iowa - und schwächt Konkurrent Ted Cruz.
  • Palin legte einst das Fundament, auf dem Trump heute Wahlkampf macht.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Man hätte ahnen können, dass da politisch etwas laufen könnte. "Sie ist ein besonderer Mensch, ein wirklich besonderer Mensch", schwärmte Donald Trump vergangenen Sommer in einem Radio-Interview über Sarah Palin.

"Alles an seiner Kampagne ist Avantgarde", flötete Palin, als sie kurz darauf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten in ihrer TV-Sendung interviewte. Am Dienstag nun machte die prominente Ex-Gouverneurin von Alaska, Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin und Ex-Frontfrau der Tea-Party-Bewegung Nägel mit Köpfen: Sie empfiehlt der Parteibasis, "The Donald" zu wählen.

Im Vorwahl-Rennen um die ziemlich konservativen Republikaner Iowas ist Trump damit ein kleiner Coup gelungen. In die Röhre guckt sein schärfster Rivale Ted Cruz, der 2012 auch durch Palins Unterstützung in den Senat einzog.

Medienwirksam präsentierte der Immobilien-Milliardär seine neue Fürsprecherin während einer Veranstaltung auf dem Campus der Iowa State University in Ames. "Jetzt oder nie, ich mache mit, und ich mache mit, um zu gewinnen", versprach die extra eingeflogene Palin in einem 20-minütigen Wortsalat, der mit "kurios" nur unzureichend beschrieben ist.

"Er baut große Sachen, die den Himmel berühren"

In den verständlicheren Passagen ging die 51-Jährige gewohnt hart mit der Partei-Elite ins Gericht ("Was um Himmels Willen weiß das Establishment über Konservatismus?") und kanzelte auch all jene Kandidaten ab, die "politische Korrektheit wie einen Selbstmord-Gürtel tragen" und sich nicht trauten, wie Trump ("Er ist der Beste") angeblich unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Und Obama? Könne in einem Jahr wieder als Community Organizer arbeiten, vielleicht gäbe es in Chicago einen Teetreff zu organisieren, im Schatten des örtlichen Trump Towers.

Überhaupt, dieser Trump: "Er baut Sachen, große Sachen, die den Himmel berühren." Und, im Biblischen bleibend: "Er ist aus der Privatwirtschaft, kein Politiker. Bekomme ich ein Halleluja?". Die Antwort: ein kleines Halleluja von Trumps Anhängern. Und weil es zur Marke "Sarah Palin" gehört, so zu reden wie auf einem Schießstand in Anchorage, forderte Alaskas Ex-Gouverneurin ein Ende der "Leisetreterei": "No more pussyfootin' around."

Palin verschafft Glaubwürdigkeit bei den Rechten

In den USA sind Wahlkampf-Empfehlungen von Politikern (endorsements) keine Liebesbekundungen, sondern taktische Gefallen, die später als Faustpfand dienen, wenn es um Ämter oder Geld geht. Palin hat sich längst aus der aktiven Politik zurückgezogen, profitiert aber von der Aufmerksamkeit, die sie nun wieder erhält. Am Posten der Energieministerin hat die Öl-Freundin schon vor längerer Zeit Interesse signalisiert.

Und Trump erhält nun in Iowa Unterstützung, wo der Texaner Ted Cruz zuletzt nicht nur in Umfragen aufholte, sondern auch Zweifel am konservativen Wesen des New Yorker Milliardärs zu säen versuchte. Palin ist nicht nur eine ultrakonservative Marke, sondern auch gut vernetzt und bedient jenen Anti-Establishment-Flügel, der unter dem Namen "Tea Party" auch Hardliner wie Ted Cruz in einflussreiche Positionen brachte. Nun zieht die Tea-Party-Ikone also Trump dem natürlichen Tea-Party-Kandidaten vor.

"Ich liebe Sarah Palin", erklärte Cruz vor der Entscheidung Reportern in New Hampshire. "Sie ist fantastisch. Ohne ihre Freundschaft und Unterstützung wäre ich heute nicht im Senat. Egal, für was sich Sarah Palin 2016 entscheidet, ich bleibe immer ein großer, großer Fan."

Trump, ein politischer Nachfahre Palins

Der Satz "Ohne ihre Unterstützung wäre ich heute nicht im Senat" schaffte es als Zitat in die Pressemitteilung der Trump-Kampagne. Palin indes lobte in ihrer Rede statt Cruz sogar dessen chancenlosen Konkurrenten Rand Paul, was die Demütigung in gewisser Weise perfekt machte (oder einfach nur der Zufälligkeit ihrer Redebausteine geschuldet sein mag).

Trump N' Palin mag nun wieder Stoff für Witze, Sketche und Spott aus dem liberal geprägten Amerika liefern, der moderate Flügel der Republikaner dürfte sich das Schauspiel entgeistert angesehen haben. Dabei ist Trump auch ein politischer Nachfahre Palins: Die hatte sich als Vizepräsidentschaftskandidatin von John McCain 2008 gegen die Ratschläge der Berater gestellt und sich als eigene Marke etabliert.

In den ersten Obama-Jahren hatte sie dann das Anti-Washington-Ressentiment der konservativen Basis nicht nur erkannt und aufgesogen, sondern maßgeblich verstärkt. In ihren Reden beklagt sie seit Jahren, von den elitären Massenmedien missverstanden zu werden - ein Gefühl, das viele Fox-News-Zuschauer kennen und das auch Trump gerne bedient.

Der Boulevard verfolgt sie auch am Dienstag

Es wäre übertrieben zu sagen, dass es ohne Palin keinen Kandidaten Trump geben würde - doch dessen Radikalität und Wirkungsmacht baut auf das Fundament, das sie und ihre Wegbereiter geschaffen haben.

Dass der Immobilien-Milliardär den Sprung vom Reality-TV in die Politik schaffte, während die Gouverneurin von der Politik ins Reality-TV abstieg, ist ein kleiner Treppenwitz. Palin trommelte gerade auf der Bühne für Trump, als wieder eine dieser Meldungen aus der Palin-Familie durchsickerte, die den Clan inzwischen zu beliebtem Futter für den Trash-Boulevard machen: Ihr Sohn Track war am Montagabend in Alaska wegen Schusswaffen-Verwendung im betrunkenen Zustand und häuslicher Gewalt festgenommen worden.

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