Untersuchungsausschuss:Edathy flüchtete offenbar aus seiner Wohnung

Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy soll vor der Durchsuchung aus seiner Wohnung geflüchtet sein. (Foto: dpa)
  • Vor dem Untersuchungsausschuss zur Edathy-Affäre berichtet ein Polizist, es habe bei der Durchsuchung in der Wohnung des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Anzeichen einer hastigen Flucht gegeben.
  • Der Polizist habe darum gebeten, an der Durchsuchung teilnehmen zu dürfen, weil Sebastian Edathy ihm bekannt sei.
  • Der Ausschuss erwartet weitere Zeugenaussagen zu der Frage, wer Edathy gewarnt haben könnte.

Polizist berichtet vom Eindruck einer "überhasteten Flucht"

Von wem wurde der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy gewarnt, bevor seine Wohnung und seine Büroräume durchsucht wurden? Diese Frage beschäftigt den Untersuchungsausschuss des Bundestages weiterhin. Die Aussage eines Polizisten liefert nun Hinweise darauf, dass Edathy aus seiner Wohnung geflüchtet sei.

Kriminalkommissar Uwe Baum sagte an diesem Mittwoch vor dem Ausschuss, er habe bei der Durchsuchung am 10. Februar 2014 den Eindruck gewonnen, "dass dort eine überhastete Flucht stattgefunden hat". Vor der Tür von Edathys Wohnung hätten zerstörte Mikroprozessoren gelegen. Innen hätten sich als vertraulich eingestufte Akten gestapelt.

Baum habe darum gebeten, an der Hausdurchsuchung bei Edathy teilnehmen zu dürfen. Er habe den Innenpolitiker gekannt und sich deshalb gedacht, dass er "besänftigend" auf ihn einwirken könnte, falls Edathy bei der Durchsuchung angetroffen werden sollte.

Edathy hatte Hartmann als Informationsquelle genannt

Edathy, gegen den damals wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie ermittelt wurde, hatte kurz vor der Durchsuchung sein Bundestagsmandat niedergelegt und war abgetaucht. Der Untersuchungsausschuss soll herausfinden, wer Edathy vor den Ermittlungen gegen ihn gewarnt und damit die Vernichtung von Beweismitteln begünstigt haben könnte. Das Verfahren gegen Edathy wegen des Besitzes von Kinderpornografie ist inzwischen gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestellt worden.

Edathy hatte im Ausschuss ausgesagt, der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann habe ihm damals geheime Informationen zukommen lassen. Hartmann bestreitet dies. Er ist seit Monaten krankgeschrieben.

Als zweiter Zeuge soll am Mittwochabend Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) befragt werden. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann soll im Juni vor dem Ausschuss erscheinen.

© Süddeutsche.de/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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