UN erwägen eigenen Syrien-Beobachter:"Wie viele müssen noch sterben?"

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Ungewohnt scharf äußert sich UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Lage in Syrien: Es habe zu viele gebrochene Versprechen gegeben, und der Krieg gegen das eigene Volk gehe weiter. Die Vereinten Nationen wollen nun eine neue Beobachtermission ins Land schicken - gemeinsam mit der Arabischen Liga.

Nach fast elf Monaten der Gewalt mit Tausenden Toten prüfen die Vereinten Nationen jetzt die Entsendung einer Beobachtermission nach Syrien. "Wir erwägen eine gemeinsame Mission mit der Arabischen Liga", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Mittwoch nach einer Tagung des Sicherheitsrates in New York.

Zudem könnte ein UN-Sondergesandter in das arabische Land geschickt werden, in dem seit März bereits etwa 6000 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Ban sagte, der Chef der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, habe ihm die Absicht unterbreitet, den abgebrochenen Beobachtereinsatz wiederzubeleben. Arabi habe sich auch für einen gemeinsamen Sondergesandten für Syrien ausgesprochen.

Ban sagte, die Vereinten Nationen seien bereit zu helfen. Details seien aber noch nicht geklärt. In den kommenden Tagen werde mit den Mitgliedern des Sicherheitsrates darüber beraten.

Ban hatte zuvor im Sicherheitsrat eigentlich über seine Reise nach Israel und in die Palästinensergebiete berichten wollen, hatte sich aber nach Angaben von Teilnehmern ungewohnt deutlich zum Scheitern der von Russland und China blockierten Syrien-Resolution geäußert, das "katastrophal" für die Menschen im Land sei. Er sei zutiefst enttäuscht über die Abstimmung, dies habe die syrische Führung "ermutigt, den Krieg gegen ihr eigenes Volk zu verschärfen".

Er appellierte dringend an die internationale Gemeinschaft, alles für eine Beendigung der Gewalt zu unternehmen. "So viele sind getötet worden. Wie viele müssen noch sterben, bevor es eine politische Lösung gibt?", fragte der Koreaner nach der Sitzung. "Wir müssen dringender denn je eine Einigung finden. Wir haben zu viele gebrochene Versprechen gehört, sogar noch in den vergangenen 24 Stunden."

Der deutsche Botschafter Peter Wittig hatte Ban zuvor in der geschlossenen Sitzung für die klaren Worte gedankt. Nach dem beklagenswerten Scheitern der Resolution am Samstag käme es jetzt darauf an, die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft weiter zu verstärken und die Arabische Liga zu unterstützen. Ein denkbarer Weg sei dabei die gemeinsame Beobachtermission. Westliche Diplomaten wollen aber vor konkreten Schritten das Treffen der Arabischen Liga am Wochenende in Kairo abwarten.

In Syrien protestieren seit elf Monaten Regierungsgegner gegen Präsident Baschar al-Assad, der hart gegen seine Kritiker vorgeht. Erst am Mittwoch stürmte Assads Armee Teile der seit Tagen unter Beschuss liegenden Protesthochburg Homs und tötete Menschenrechtlern zufolge etwa 100 Menschen.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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