Überwachung:Bundesnachrichtendienst soll ausländische Journalisten bespitzelt haben

Die Abhöranlage des BND in Bad Aibling (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Ausgespäht wurden laut einem Medienbericht beispielsweise Telefonanschlüsse der BBC und der "New York Times" in Afghanistan. Der BND schweigt bisher zu den Vorwürfen.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) soll Spiegel-Informationen zufolge ab 1999 weltweit Medien überwacht haben. Mindestens 50 Telefon-, Faxnummern oder E-Mail-Adressen von Journalisten oder Redaktionen seien als sogenannte Selektoren geführt worden, also Suchbegriffe, mit denen bestimmte Informationen aus Kommunikationsdaten herausgefischt werden sollen.

Spähziele sollen beispielsweise die britische BBC in Afghanistan und die Zentrale in London, ein Anschluss der New York Times ebenfalls in Afghanistan und Anschlüsse von Mobil- und Satellitentelefonen der Nachrichtenagentur Reuters in Afghanistan, Pakistan und Nigeria gewesen sein.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) spricht von einer "neuen Dimension des Verfassungsbruchs", schreibt der Spiegel. Vom BND gab es noch keine Stellungnahme.

Seit Edward Snowden die weltweite massenhafte Datenüberwachung durch den US-Geheimdienst NSA enthüllte, steht auch der BND massiv in der Kritik. Seit dem Frühjahr versucht der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages zu klären, welche Rolle der BND dabei spielt. Heraus kam dabei: Auch der BND hat Freunde abgehört. Und zwar europäische Regierungen, amerikanische Außenminister, EU-Institutionen, Parlamente.

Zum Teil war es die NSA, die dem BND problematische Selektoren unterjubelte, mit denen Informationen herausgefiltert werden, sogenannte Selektoren. Aber der BND bekam diese Selektoren nicht nur von der NSA untergeschoben - er hat auf die gleiche Art Freunde ausspioniert.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kanzlerin vor NSA-Ausschuss
:Angela Merkel und das Kartell der Ahnungslosen

Freunde abhören gehe gar nicht, hat die Kanzlerin gesagt. Der NSA-Ausschuss hat gezeigt: Es geht doch. Nun muss sich Merkel erklären - Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Thorsten Denkler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: