Truppenstärke der Bundeswehr:Bundeswehrverband: "Wir sind absolut im roten Bereich"

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Braucht das Land mehr Soldaten? Der Wehrbeauftragte und der Chef des Bundeswehrverbandes sagen: "Ja". (Foto: dpa)
  • Der Wehrbeauftragte des Bundestages und der Bundeswehrverband fordern eine Aufstockung der Truppenstärke um 5 000 bis 10 000 Soldaten.
  • Das Verteidigungsministerium prüft derzeit eine Vergrößerung, die Ergebnisse dürften im Frühjahr vorliegen.
  • Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unterstützt eine Mehrheit der Deutschen die Forderungen: 56 Prozent sind für eine Truppenaufstockung, nur 30 Prozent dagegen.

"Die Bundeswehr ist personell im freien Fall"

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Der Verband hält nach dem Beschluss des Syrien-Einsatzes bis zu 10 000 zusätzliche Soldaten für notwendig.

Angesichts der weltweiten Krisen wird der Ruf nach einer Vergrößerung der Bundeswehr immer lauter. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, fordert eine Aufstockung der Truppenstärke um mindestens 7000 Soldaten. "Die Bundeswehr ist seit 25 Jahren personell im freien Fall", sagt Bartels. Auch der Bundeswehrverband, der Berufsverband der Bundeswehr, fordert 5000 bis 10 000 zusätzliche Soldaten.

Wenn möglich solle eine solche Aufstockung der Truppenstärke noch vor der nächsten Bundestagswahl 2017 stattfinden, sagte Verbandschef André Wüster am Sonntag im Deutschlandfunk. "Wir sind absolut im roten Bereich und es ist wichtig, dass die Ministerin, das Parlament jetzt nachsteuert." Er begründete dies mit der veränderten Sicherheitslage in der Welt, der Neuausrichtung der Bundeswehr und der Abschaffung der Wehrpflicht.

Das Verteidigungsministerium prüft eine Truppenaufstockung

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Das Verteidigungsministerium prüft derzeit eine Vergrößerung der Bundeswehr. Die Ergebnisse dürften spätestens im Frühjahr vorliegen. Von den fast 600 000 Soldaten, die die Bundeswehr unmittelbar nach der Wiedervereinigung beschäftigte, sind heute nur noch 178 000 übrig. Die 2010 eingeleitete Bundeswehrreform sieht aber eigentlich 185 000 vor. Grund für die Nichtauslastung seien auch Ängste des Managements die Personalobergrenze überschreiten, sagte Wüstner. "Da hat man Ängste, dass das Parlament einem dann auf die Finger tritt. Ich bin der Auffassung, man sollte da etwas flexibler werden."

Auch der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels fordert eine Wende. Nach den Vorstellungen des Wehrbeauftragten müssen mindestens wieder 185 000 Soldaten erreicht werden. "Aber warum nicht auch 187 000 oder sogar mehr? Man muss die Zahl erreichen, die wirklich gebraucht wird."

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unterstützt eine Mehrheit der Deutschen diese Forderungen: 56 Prozent sind für eine Truppenaufstockung, nur 30 Prozent dagegen.

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Bundeswehrverband fordert Ende des Syrien-Einsatzes

Der Bundeswehrverband geht davon aus, dass derzeit rund 20 000 Soldaten an einem der Einsätze teilnehmen oder einsatzähnliche Aufgaben übernehmen. Ein großer Teil, etwa 7000 Soldaten, ist für die Flüchtlingshilfe abgestellt. Wüstner fordert, diese Unterstützung der zuständigen Behörden nächstes Jahr zu beenden. "Es ist nicht unsere Kernkompetenz und auch nicht unsere Kernaufgabe", sagte Wüstner im Deutschlandfunk. An manchen Tagen fehlten durch die Flüchtlingshilfe bis zu 9000 Soldaten am Tag für den Grundbetrieb und andere Einsätze.

Ebenso forderte Wüstner ein Ende des Syrien-Einsatzes, wenn sich nicht in nächster Zeit eine klare politische Strategie herausbildet. "Krieg an sich ist kein Selbstzweck. Er muss ein Ziel haben, es muss vor allem ein politisches Ziel haben", sagt Wüstner. "Und wenn sich das in den nächsten ein, zwei Jahren nicht darstellt, dann muss man auch schnell konsequent sein und Truppen wieder abziehen."

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