Treffen der Blockfreien Staaten in Teheran:Mursi brüskiert Iran

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Dicke Luft beim Blockfreien-Gipfel: Irans geistlicher Führer Chamenei ätzt gegen die UN und versichert, sein Land strebe nicht nach Atomwaffen. Ägyptens Präsident Mursi überrascht mit einem Bekenntnis zur Revolution in Syrien - und verärgert damit die mit Assad verbündeten Iraner.

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat bei seinem ersten Besuch in Iran die Gastgeber öffentlich brüskiert. In seiner Rede zur Eröffnung des Gipfels der Blockfreien Staaten in Teheran sagte Mursi, die Unterstützung der Revolution in Syrien sei "eine moralische Pflicht sowie eine politische und strategische Notwendigkeit".

Bekenntnis zu Assads Feinden: Ägyptens Staatschef Mohammed Mursi in Teheran (Foto: REUTERS)

Die syrische Führung, deren engster Verbündeter der Iran ist, bezeichnete er als Unterdrückerregime, das jede Legitimität verloren habe. Die iranische Delegation verfolgte die Rede Mursis, die von arabischen TV-Sendern übertragen wurde, mit versteinerten Gesichtern. Lediglich aus den Reihen der tunesischen Delegation kam zustimmendes Nicken.

Die syrische Delegation verließ zu Beginn von Mursis Rede den Saal. Syriens Außenminister Walid al-Muallim, der bei dem Gipfel in Teheran anwesend war, sagte dem Staatsfernsehen seines Landes zufolge, seine Delegation habe den Saal verlassen, weil Mursi sich in "innersyrische Angelegenheiten" einmische und den Konflikt in Syrien weiter anfache.

Mursi verglich den Aufstand der syrischen Regimegegner gegen Präsident Baschar al-Assad mit der Intifada der Palästinenser. Den Gipfelteilnehmern redete er ins Gewissen: "Das Blutvergießen in Syrien ist eine Last und eine Verantwortung, die wir auf unseren Schultern tragen und wir müssen erkennen, dass es nicht enden wird, wenn wir nicht alle gemeinsam etwas dagegen unternehmen."

Mursis Visite ist die erste eines ägyptischen Präsidenten in Iran seit der islamischen Revolution von 1979.

Aggressiv fiel die Rede Ayatollahs Ali Chamenei aus. In Anwesenheit von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon attackierte Irans geistlicher Führer den UN-Sicherheitsrat. Das Gremium übe eine "offensichtliche Diktatur" aus, sagte Chamenei.

Das Gremium habe eine "irrationale, ungerechte und vollkommen antidemokratische Struktur". Zugleich versicherte Chamenei, Iran werde "niemals nach einer Atomwaffe streben", was der Westen dem Land vorwirft.

Iran erhofft sich Solidarität im Atomstreit

An dem zweitägigen Blockfreien-Gipfel in der iranischen Hauptstadt nehmen etwa 30 Staats- und Regierungschefs teil. Mit dem Gipfeltreffen übernimmt Iran für drei Jahre den Vorsitz der im Jahr 1955 während des Kalten Kriegs gegründeten Blockfreien-Gruppe. Ihr gehören etwa 120 Staaten an - vorwiegend aus Asien, Afrika und Lateinamerika.

Teheran erhofft sich von dem Gipfel, der unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfindet, Unterstützung gegen die wegen seines Atomprogramms vom Westen verhängten Strafmaßnahmen. Iran wird verdächtigt, heimlich an einer Atombombe zu bauen, was die Führung in Teheran zurückweist.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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