Terror in Nahost:Ende des israelischen Sommers

Eine dreifache Terror-Attacke hat Israel aufgeschreckt - und scheint das Land in den alten Mechanismus des Nahen Ostens zurückdrängen zu wollen. Doch statt mit neuer Gewalt zu reagieren, sollte Israels Regierung das Land im Inneren befrieden.

Peter Münch

Viel ist in Israel darüber diskutiert worden, was der arabische Frühling dem Land bringen werde. Bedrohung, Chaos und Krieg - so warnten schnell die einen und trauerten den Zeiten nach, als in Kairo der Despot Hosni Mubarak den kalten Frieden garantierte. Andere jedoch sahen in der arabischen Demokratiebewegung Chancen für Israel, und manche ließen sich in diesem Sommer sogar inspirieren von der Tahrir-Jugend und schlugen wie in Kairo Zelte auf, zum Zeichen des Protests.

Bei einer Serie von Terroranschlägen sind im Süden Israels mehrere Menschen getötet worden. (Foto: AP)

Doch nun wird der israelische Sommer eingeholt von den bedrohlichen Frühlingsgefühlen. Eine gleich dreifache Terror-Attacke scheint das Land mit Gewalt zurückdrängen zu wollen in den alten Mechanismus des Nahen Ostens.

Die Regierung in Jerusalem hat sogleich die Schuldigen ausgemacht: das post-revolutionäre Ägypten, das die Kontrolle über den Sinai verloren habe, und palästinensische Terroristen, die dies für Angriffe auf Israel nutzten. Vergeltung wird auf dem Fuße folgen, so sind die Regeln des Konflikts. Doch jeder sollte wissen, wie labil die Lage in der Region derzeit ist. Ägypten ist tatsächlich ungefestigt - und braucht nichts weniger als israelischen Druck. Und in den Palästinenser-Gebieten droht bereits ein Sturm heraufzuziehen mit dem Kampf bei den UN um die Anerkennung als Staat.

Zusätzlichen Konfliktstoff durch eine vom Terror ausgelöste Eskalation kann die Region kaum verkraften. Die Regierung in Jerusalem sollte also bei aller verständlichen Empörung Zurückhaltung üben - und sich nun darauf konzentrieren, was in diesem Sommer der Sozialproteste als neue, verheißungsvolle Aufgabe auf die Tagesordnung gerückt ist: Israel zunächst einmal in seinem Inneren zu befrieden.

© SZ vom 19.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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