Syrischer Nationalrat:Christ wird Chef der Opposition

Lesezeit: 2 min

George Sabra ist neuer Vorsitzender des syrischen Nationalrates SNC. Von einer geeinten Oppositionsplattform ist Syrien allerdings noch weit entfernt. Ein Bombenanschlag in Daraa soll mindestens 20 Tote gefordert haben.

Der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) hat den Christen George Sabra zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Ein Versuch des von vorwiegend älteren Exil-Oppositionellen gegründeten SNC, mehr junge Aktivisten in seine Reihen aufzunehmen, schlug jedoch fehl. Die Vertreter der Lokalen Koordinierungskomitees für die Revolution, die an der Organisation des Widerstandes in den syrischen Städten und Dörfern beteiligt sind, zogen sich bei einem Oppositionstreffen in Katar in der Nacht zum Samstag unter Protest aus dem SNC zurück.

Der neue Vorsitzende zeigte sich enttäuscht über die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für die Aufständischen vor Ort. "Leider bekommen wir nichts von ihnen außer ein paar Stellungnahmen, etwas Ermutigung", sagte George Sabra. "Die Verbündeten von Präsident Baschar Assad hingegen "versorgen das Regime mit allem". Das Ausland sollte die syrischen Rebellen bedingungslos unterstützen und ihre Hilfe nicht an einen Führungswechsel innerhalb der Oppositionsbewegung knüpfen.

Die Wahl Sabras verlief nicht ohne Spannungen innerhalb der Opposition: Die christliche Aktivistin Jara Nasir begründete ihren Rücktritt aus dem SNC mit Rivalitäten, die dazu geführt hätten, dass man das eigentliche Ziel aus den Augen verloren habe. Sie erklärte: "Ich habe in den vergangenen Monaten beobachtet, wie der Freiheitskampf des SNC zu einem Machtkampf zwischen den verschiedenen Fraktionen und Persönlichkeiten wurde.

Der harte Kern der Opposition diskutierte am Samstag in der katarischen Hauptstadt Doha weiter über eine Initiative des prominenten Dissidenten Riad Seif. Diese sieht die Gründung eines neuen Gremiums der Opposition vor, in dem neben dem SNC auch andere Gruppen mit mehr Kontakt zur Basis in Syrien sitzen sollen. Dies war von einigen Staaten zur Bedingung für mehr Unterstützung gemacht worden.

Fotograf bereist Syrien
:Unterwegs mit Rebellen

Die Gewalt in Syrien hält unvermindert an: Präsident Assad versucht mit allen Mitteln, den Aufstand in seinem Land niederzuschlagen, ausländische Journalisten sind nicht erwünscht. Ein Fotograf hat dennoch Kämpfer des Widerstands besucht und Szenen der Zerstörung, Angst und Hoffnung festgehalten.

von Marc Hofer

Attentat auf Offiziersclub

Militante Regimegegner zündeten am Samstag auf dem Gelände eines Offiziersclubs in der syrischen Stadt Daraa zwei Autobomben. Aktivisten sprachen von 20 Toten. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete ebenfalls einen tödlichen Anschlag in Daraa, machte jedoch keine Angaben zum Ort der Explosion oder zur Zahl der Opfer. Regimegegner berichteten, kurdische Gegner von Präsident Baschar al-Assad hätten die Regierungstruppen aus mehreren Ortschaften in der Provinz al-Hassake vertrieben.

Außerhalb von Damaskus nahmen Regimegegner nach eigenen Angaben einen Stützpunkt der Luftwaffe ein. Arabische TV-Sender zeigten Videoaufnahmen, die angeblich in dem Stützpunkt in al-Ghuta al-Scharkija gemacht wurden. Sie zeigen unter anderem einen Hangar mit Raketen. Bei der Explosion zweier Autobomben in Randgebieten der Hauptstadt starben nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mindestens sieben Menschen, Dutzende seien verletzt worden.

Die Allgemeine Kommission für die Syrische Revolution meldete, am Freitag habe die Armee vergeblich versucht, einen Stützpunkt der Freien Syrischen Armee im Bezirk Qunaitra einzunehmen. Dabei seien unter anderem Panzer- und Granaten eingesetzt worden.

© süddeutsche.de/dapd/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: